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American Pie - Das Klassentreffen
Der Originaltrilogie stehe ich zwiegespalten gegenüber; die ersten beiden Teile habe ich im Kino gesehen und als relativ gut gemachte Komödien empfunden, die aber offensichtlich auf meine Alterszielgruppe zugeschnitten waren, so wie einige andere Komödien, die zum gleichen Zeitpunkt gedreht wurden. Wirklich mit den Figuren identifizieren konnte ich mich damals nicht unbedingt, es war für mich eher distanzierte Unterhaltung, fast schon eher ein Blick auf meine Freunde und Klassenkameraden als auf mich selbst.
Nun kommt wie aus dem Nichts "Das Klassentreffen" und haut mich aus dem Stand um. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dieser Film wurde ganz persönlich für mich gemacht, für mich und alle Gleichgesinnten aus den frühen 80er-Jahrgängen, die sich in einer Welt aus Justin-Bieber-Fans und iPod-Gangstern etwas fehl am Platz fühlen. Dieser Film zeigt zwar einerseits auf, wie alt man inzwischen geworden ist, andererseits ruft er einem aber auch zu: Du bist nicht alleine! Da werden die "Spice Girls" von einem jungen Mädel als Classic Rock eingestuft und man blickt sie mit dem gleichen Unverständnis an wie Jim. Dieser Film kitzelt nostalgische Emotionen derart geschickt, dass man sich ihm kaum entziehen kann, wenn man ein ähnliches Alter hat wie die Hauptdarsteller. Die frivole, hochnotpeinliche Art, Gags zu schreiben, wurde praktisch 1:1 aus den ersten drei Teilen übernommen und steht mit der Richtung, der der Comedy-Mahlstrom einschlägt, in einem Anachronismus. Man möchte eigentlich gar nicht wissen, was 16-Jährige heute über einen Film wie diesen denken; eher möchte man sich an Altersgenossen wenden und fragen, ob diese genauso sehr darüber nachdenken, wie die Zeit verflossen ist.
Für die Darsteller hat dieser Film leider gezeigt, dass sie wohl ewig mit ihren "American Pie"-Rollen verbunden werden bleiben und nichts mehr auf die Reihe kriegen dürften, bei dem man nicht an Stifler, Michelle, Vicky, Jim oder Jims Dad denken muss, aber das soll nicht unser Problem sein.
8/10
9 Songs
Extrem langweilige Beschau von Geschlechtsteilen, wobei der Verschnitt privater Szenen aus dem eigenen Heim mit 9 Songs aus einem Konzert, auf dem sich die Verliebten erstmals trafen, hier als Kunst mißverstanden wird. "9 Songs" gehört zu den Ersten einer Welle von Filmen, die pornografische Elemente in einen Spielfilm einbauten - eine nicht zwangsläufig falsche Entwicklung, allerdings scheint in diesem Fall die Meinung vorzuherrschen, das alleine reiche aus, um etwas von Belang zu schaffen, um irgendwie zum Nachdenken anzuregen. Dass dem nicht der Fall ist, stellt "9 Songs" eindrucksvoll unter Beweis, denn tatsächlich geschieht hier nichts von Belang, nicht einmal Erotik weiß der Film zu übertragen.
2/10
Pal Joey
Schwungvolles Musical, das Frank Sinatras Image als Entertainer endgültig zementierte. Neben ihm eine gut gereifte Rita Hayworth, die mit damals 39 Jahren in ihrer "Zip"-Aufführung so viel Erotik versprüht wie nicht einmal alle aktuellen Hollywood-Schauspielerinnen zusammen. Der Filmlook ist nicht so aufdringlich bunt wie bei "Es tanzt die Göttin", sondern in pastellenen Farben, teilweise fast schon Noir-angelehnt, der Plot einfach, aber wirkungsvoll.
7/10
Transit
Überstilisierter On-The-Road-Thriller, der voll auf Adrenalin ausgelegt ist und zugunsten dessen auch mal darauf verzichtet, die Charaktere mit nachvollziehbaren Verhaltensweisen zu unterfüttern. Durch kontrastreiche Farbfilter, die in den Sumpf- und Waldgebieten neben der Straße ins Schwarz-Weiß-Grüne springen, fallen schauspielerische Nuancen komplett unter den Tisch, denn Gesichter sind immer nur als knochige Konturen zu erkennen. Zu Darstellern wie James Caviezel, James Frain (bekannt aus diversen TV-Serien wie "Die Tudors" oder "True Blood") oder Harold Perrineau (spielte Link in den beiden "Matrix"-Fortsetzungen) passt das auch, da diese vor allem durch markante Gesichtsstrukturen auffallen, die beiden weiblichen Hauptfiguren dagegen kann man aufgrund der Kontraste kaum auseinanderhalten.
Die relativ kurze Laufzeit ist nötig, denn das Drehbuch gibt normalerweise gerade genug her für einen einstündigen Beitrag zu einer Anthologie (vielleicht zum Thema "Wie Geld unser Leben versaut"). Fast notdürftig werden immer mal wieder Spnnen gezeigt, die in den Blättern krabbeln, oder Alligatoren, die sich ihren Weg durch die moosigen Flüsse bahnen. Jagdsaison mit Bezug zur Natur eben, oder: Das nackte Überleben. Caviezel kennt das bereits aus "Long Weekend", der sich einer ähnlichen Symbolik bediente, letztlich aber bei weitem nicht so oberflächlich auf Spannung ausgelegt war. Dennoch ein teilweise packender kleiner Nischenfilm.
6/10
Ted
Zugegeben, erfrischend schräg ist es ja schon, wie "Ted" das für harmlose Familienkomödien vorgesehene Gerüst mit fäkalischen Wortschöpfungen füllt. Denn in einer Alternativwelt könnte man sich das Drehbuch mit Leichtigkeit als eine seichte Adam-Sandler-Fantasykomödie vorstellen, die für den Sonntagnachmittagsslot reserviert ist.
MacFarlane sieht darin die Gelegenheit, kräftig auszuteilen und das tut er auch ohne Unterlass, wobei er sich vorwiegend auf den fragwürdigen 90er-Jahre-Trend verlässt, Randgruppen natürliche Bedürfnisse zuzuschreiben und dies als große Überraschung zu verkaufen. Ein niedlicher Teddybär, der dem weiblichen Geschlecht gerne an die Hupen greift, das könnte genausogut eine 90er-Jahre-Komödie über Kleinwüchsige aus der Feder der Farrellys sein und die ganze Welt würde lachen, weil es ja so putzig und niiieeeedelich aussieht, wie versaut der kleine Mann ist.
Die Qualität der Gags reicht dabei von ganz witzig bis schrecklich platt und vorhersehbar, mit dem Fokus allerdings auf Letzteres. Auch gerade der längst totgerittene Kult um die 80er wurde von Anderen bereits souveräner umgesetzt, immerhin werden aber diverse Filmanspielungen mit Kennerblick umgesetzt.
Darüber hinaus verabschiedet sich MacFarlane vollständig von den afilmischen, auch das Format selbst angreifenden Ellipsen, die er in "Family Guy" noch so zelebrierte, und hangelt sich tatsächlich Stück für Stück an der Family-Comedy-Schablone entlang, um diese bloß szenenweise auf den Kopf zu stellen. Das ist auf lange Sicht unbefriedigend; gerne kann man so anfangen, aber sollte man auch so enden?
Auch wenn "Ted" zumindest diesen einen Film lang seinen Reiz hat; da wird der Welt mal wieder was als doppelt und dreifach gewendete Witzbombe verkauft, die sie gar nicht ist; eher schon eine obskure Randerscheinung, über die man sich auf unterem Niveau zwar amüsieren kann, die aber eine Phobie vor dem Andersartigen nicht etwa erklärt, sondern zur Schau stellt.
5/10
Parker
Man hat fast das Gefühl, Taylor Hackford wolle dem typischen Stathflick mal ein bisschen Arthaus einimpfen, als habe ihn gerade der Eingriff in den ewig gleichen Ablauf motiviert, die Regie zu übernehmen, nicht etwa die Romanvorlage. Nun kann von Scheitern nicht die Rede sein, dennoch muss er sich der ganz eigenen Wirkung Stathams und der Filme, die auf ihn zugeschnitten werden, geschlagen geben: Zwar ist "Parker" aufgrund der Luxusgegend, in der er spielt, eine Note anders, aber doch auch wieder nicht so viel. Letztlich spiegelt er bloß den schmutzigen britischen Thriller "Blitz" (der ebenfalls auf einer Romanvorlage basierte), und würde man von diesem behaupten, dass er so viel anders ist als das, was Statham sonst gemacht hat? Kaum, allenfalls etwas dreckiger und "englischer".
Der folglich etwas "beverylhilligere" "Parker" ist also letztendlich doch wieder "nur" ein neuer Statham, so wie auch "Jack Reacher" "nur" ein neuer Cruise war, aber ein gewisser Reiz liegt durchaus in den weißen Fassaden der Villen vor knallblauem Himmel und knackig grünen Palmenblättern verborgen. Hin und wieder bricht Hackford die harmonischen Bildcollagen mit brutalen Einlagen, die umso greller wirken: Ein Messer, das durch einen Handteller stößt, mein Gott, in den letzten Jahren wurde im Kino so viel mehr gezeigt, aber es ging ein Raunen durchs Kino, denn stilistisch lässt "Parker" an die 80er und frühen 90er denken, an "Magnum" und eben "Beverly Hills 90210", an sauberes Entertainment, das nun durch zünftige Schläge auf die Fresse und Einschusslöcher besudelt wird.
Im Zuge dessen hätte man sich vor allem zwei deutliche Verbesserungen gewünscht. Da ist zum Einen das Gegnergespann bestehend aus Michael Chiklis (bisserl rund geworden, der Gute), Wendell Pierce (Hach ja, "The Shield" und "The Wire" auf einer Leinwand, wie schön) und Clifton Collins Jr. - eigentlich ein netter Cast, aber viel zu unscheinbar in Szene gesetzt. Und Jennifer Lopez? Die Rolle funktioniert im Drehbuch einigermaßen und man weiß auch, was Lopez mit ihren Gesichtsausdrücken vermitteln möchte und bei einer anderen Schauspielerin hätte es vielleicht funktioniert, aber Lopez hat nach all den Jahren im Geschäft (die man ihr inzwischen auch ansieht und auf die sie selbstironisch zu verweisen versucht) scheinbar immer noch nicht viel dazugelernt - das verhuschte, in die blöde Situation geradezu hineinstöckelnde Geschöpf habe ich ihr so zumindest nicht abgenommen.
Schiebt man diese Mängel beiseite, ist Taylor Hackford zumindest ein stilsicherer , nicht allzu aufregender, aber doch irgendwie durchgehend unterhaltsamer Film mit Bestandteilen von Krimi, Thriller, Drama und Komödie gelungen, der Statham nun nicht gerade neu erfindet, ihm aber vielleicht wieder eine neue kleine Facette abgewinnt.
6/10