Post-Berlinale-Ära
Nach der Berlinale folgen erst einmal leichtere Filmunterhaltung, bevor ich am vergangen Wochenende die letzten Oscar-Filme vor dem großen Abend im Kino gesehen habe.
Firewall (OmU)
Ein solider Geisel- und Bankräuberfilm, der nicht durch Innovation glänzt, aber ein gutes Tempo vorlegt und auch sonst ein souveräne Performance der Schauspieler zeigt. Ein paar Ungereimtheiten im Drehbuch, das Agieren der Charakter und vor allem ein bestimmte Sequenzen gen Ende sind für mich die größten Kritikpunkte am Film. 5-6/10
Fall 39
Hat mich positiv überrascht. Zuweilen bot der Film gute Horror-Thriller-Atmosphäre mit nur wenigen Punkten, die mich ein wenig störten (Siehe
Russels Kritikpunkte). Die Inszenierung ist handwerklich ganz in Ordnung und die Schauspieler spielen für genretypisch souverän ihre Rollen. Knappe 7/10
Beasts of the Southern Wild
Die unbändige Natur des Menschen will nicht gezähmt werden, sondern möchte ihren Drang nach Freiheit, Autonomie und ihren eigenen Sinn für Familie wahren. Diese tiefere innere Kraft drückt sich auch durch die Stimme des Menschen aus und gerade bei diesem Aspekt wird die deutsche Synchronisation kaum mit den Originalaufnahmen mithalten können. Zum Glück mindert dieses kaum die Ausstrahlung des lebendigen Spiels von Quvenzhané Wallis, wohingegen der aggressive Duktus von Dwight Henry nur ansatzweise transportiert werden kann. Doch fernab von den Sprachversionen und meiner Kritik gelingen Regisseur Benh Zeitlin kraftvolle Aufnahmen, mit einer lebendig-unruhige Kameraführung und einer stimmungsvoller Musik. Die Bilder sind vielleicht nicht so majestätisch, wie man es von größeren Produktionen gewohnt ist, aber sie üben eine Faszination aus und generieren für den Zuschauer ein intensives Erlebnis. 8/10 mit Tendenz (für die Originalversion) nach oben.
Zero Dark Thirty
Erneut konnte mich Regisseurin Kathryn Bigelow für ein Thema interessieren und es zugleich spannend umsetzten, was mich sonst in Filmen nicht tangiert. Schuf sie mit „The Hurt Locken“ einen spannenden Kriegsthriller, gelang ihr nun mit „Zero Dark Thirty“ eine authentische Fahndungssuche nach den meistgesuchten Terroristen der Welt. Trotz der ausführlich dargestellten Recherchearbeit, der langatmigen Entwicklung der Suche und den wenigen
„magischen Momenten“ bzw. Höhepunkten, empfand ich ihn beinahe durchweg fesselnd. Zudem hat sie mit der Hauptfigur Maya eine der interessantesten Frauchencharaktere der letzten Jahre entworfen. 8/10
Liebe
Gewohnt hochwertige Unterhaltung von Michael Haneke mit zwei großartigen Schauspielern in den tragenden Rollen. Die Filme von Michael Haneke pressen einem immer so intensiv in den Kinositz, dass man auch nach Ende seiner Filme nicht das Bedürfnis verspürt darüber zu reden, sondern innerlich und im Stillen die Filme noch einmal Revue passieren lässt. 9/10
PS: Die fünf Nominierungen und den Oscar hat Haneke eigentlich auch für seine vorherigen Filme bekommen, die bei den Academy Awards nicht nominiert waren oder nichts gewonnen haben. Denn im Vergleich zu seinen anderen sticht „Liebe“ in dieser Hinsicht nicht deutlich hervor.