Cinestrange Filmfestival – Part 2
Ist das nicht mein Leben?
Im Vorfeld wusste ich überhaupt nichts über den Film und konnte dem Film nicht einmal ein Genre zuordnen. Die Unkenntnis hat sich als ein Glücksfall erwiesen, da mir der Film außerordentlich gut gefallen hat und ich nicht damit gerechnet hätte, dass sich John Badham, der ja mehr für seine Actionfilme und Thriller bekannt ist, in einem Drama mit der Sterbehilfe auseinandergesetzt hat. Richard Dreyfuss spielt hervorragend und vermag es als Hauptdarsteller alleine den Film zu tragen. Seine Performance und die gut geschriebenen Dialoge bilden das Zentrum des Films. Nur einige dramaturgische Floskeln erden den Film als einen Mainstream-Unterhaltungsfilm aus den 1980er Jahren und verwehren eine höhere Wertung. 8/10
WarGames – Kriegsspiele
Vor allem in Anbetracht des technologischen Fortschritts, der Angst, dass wir als Menschen die Kontrolle über unsere Daten verlieren können und den damit aktuellen Diskursen, ist es für mich von großem Interesse, wie sich ältere Filme diesem Thema angenommen haben. Heute funktioniert „WarGames“ für mich vor allem als ein retrospektiver Blick auf Technik und dem damaligen gesellschaftspolitischen Klima. Die beiden jungen Schauspieler Matthew Broderick und Ally Sheedy agieren sehr gut und vor allem keinesfalls extrovertiert, wie es manchmal bei einigen aktuellen jungen Schauspielern aussieht. Nur einige Wendungen und die Dummheit des Militärs ist für mich zu übertrieben und funktional ausgefallen. 6/10
Codename: Nina (OV)
Das Original („Nikita“ von Luc Besson) habe ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, sodass ich nur noch den eigentlichen Plot des Films kannte. Bei „Codename: Nina“ ist mir vor allem die kurze und nicht ausreichende Exposition des Films negativ aufgestoßen. Zu schnell wollte sich Badham wohl den späteren Konflikten und dem dramatischen Potenzial des Stoffes widmen, die dann auch recht gut inszeniert worden sind. Des Weiteren sticht die charismatische Performance von Bridget Fonda, die sehr markant in Szene gesetzt worden ist, heraus.Knappe 7/10
Übrigens hat Badham nach eigener Aussage dieses Remake inszeniert, weil er „Nikita" von Luc Besson sehr mochte und die Geschichte dem amerikanischen Publikum näher bringen wollte und da die Amerikaner eben ungern Untertitel lesen, musste eben ein Remake produziert werden.
Das fliegende Auge
Der Film hat das Prädikat „handgemachte Action“ mehr als verdient, denn der Großteil der Hubschraubersequenzen wurde wirklich in dieser Form geflogen und vor allem in Anbetracht der Verfolgungsjagd und der Interaktion mit der Stadt gibt es diese Form der Inszenierung heutzutage nicht mehr. Laut Badhams Aussage wäre es heute auch schlicht zu gefährtlich. Auch thematisch hat der Film mit den Motiv der Überwachung nichts von seiner Aktualität verloren. Ein toller 1980er Jahre Actionthriller mit einem gut aufgelegten Roy Scheider in der Hauptrolle. 7/10
The Green Inferno (OV)
Mein erster „richtiger“ Kannibalenfilm und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass mir ein Film noch einmal den Magen „umdrehen“ könnte. Womöglich resultierte meine Übelkeit aber auch aus meinem Hungergefühl, welches ich vor dem Film nicht mehr entsprechend, stillen konnte. Sei's drum. Der Film hat jedenfalls einen Eindruck hinterlassen und zwar sowohl in positiver und auch negativer Hinsicht. Zunächst fällt die Ästhetik sehr negativ ins Gewicht, da der ganze Film mit hochauflösenden, aber anscheinend billigen HD-Kameras gedreht worden ist, hat der Film einem dermaßen glatten, oberflächlichen, digitalen Look, dass man den Eindruck bekommt, der Kameramann hätte mit seinem Smartphone den Film gedreht. Positiv ist dagegen die für Roth typische Provokation mit extremen Darstellungen oder Verhaltensweisen und seiner beißenden Gesellschaftskritik, die böse wirkt, die aber Trey Parker und Matt Stone noch wesentlich überspitzter und satirischer hätten formulieren können. Erster Eindruck: Knappe 7/10
The Texas Chainsaw Massacre (OV)
Zweitsichtung
Nach fünf Filmen und einem sehr langen Tag gab es zum Abschluss des Tages bzw. zu Beginn des neuen Tages den Klassiker von Tobe Hooper im neuen 4K-Master und 7.1 Abmischung von Turbine auf der großen Kinoleinwand. Bei der damaligen Sichtung auf DVD habe ich den Film als recht lahm und unfreiwillig komisch wahrgenommen. Aber mit den Jahren wird man ja weiser oder so ähnlich... Jedenfalls hat der Film jetzt bei mir eine wesentlich intensivere Wirkung erzeugt. Der Terror und Wahnsinn wird sehr gut transportiert, nur wirkt Leatherface in seinem degenerierten Zustand nicht so bedrohlich, wie ihn später Marcus Nispel im Remake inszenierte. Mag das Original wesentlich mehr Einfluss ausgeübt haben und womöglich sogar innovativ gewirkt haben, würde ich aktuell das Remake noch immer dem Original vorziehen. 7/10