Gerade durchgespielt:
Soma
„Soma“ ist der aktuellste Streich des schwedischen Entwicklers Frictional Games, hauptsächlich bekannt durch die Penumbra-Serie und natürlich das erste „Amnesia“. Wer die genannten Spiele kennt, der kennt auch die grobe Marschrichtung von „Soma“: atmosphärisch astrein präsentierter First-Person-Horror mit Schleich- und Walking Simulatoranteilen. Dazu gibt’s ein paar eher simpel ausgefallene Rätseleinlagen, die in „Soma“ aber schön abwechslungsreich daherkommen und super ins Spielgeschehen passen. Das findet hauptsächlich in heruntergekommenen Unterwasser-Forschungsanlagen, aber auch draußen auf dem Meeresboden statt und erinnert damit sehr an „Bioshock“ - natürlich ohne dessen Art Deco-Design und die Dauerballereien. „Soma“ wirkt realistischer, düsterer und beklemmender. Auch das Storytelling erinnert an „Bioshock“, wird man doch hauptsächlich von einer Forscherin der Station per „Funk“ (
) durch das Geschehen geleitet. Weitere Erläuterungen der mysteriösen Umstände fndet man auf Dokumenten, Fotos, Computerlogs oder Audioaufzeichnungen.
Zur abgefahrenen und nicht ganz unkomplizierten SF-Story nur soviel: Protagonist Simon findet sich nach einem Gehirnscan bei seinem Arzt plötzlich in besagter Forschungsstation wieder. Die erscheint vollkommen verlassen. Abgesehen von überwiegend defekt erscheinenden Maschinen und von der Decke herabtropfendem schwarzen Glibber gibt’s keinerlei Anzeichen für Aktivität. Als wäre das nicht seltsam genug, stellt Simon alsbald fest, dass er zusätzlich mehrere Jahrzehnte in die Zukunft gereist zu sein scheint. Mehr wird nicht verraten. Selber spielen lohnt sich, denn die Geschichte von „Soma“ kommt definitiv etwas tiefgründiger daher, als man das von anderen Spielen gewohnt ist.
Die Schleichparts sind gelungen und verleihen dem Spiel zusätzlichen Nervenkitzel. Wird man erwischt, kriegt man einen auf die Mütze und kann sich daraufhin eine ganze Weile nur im Kriechgang vorwärtsbewegen. Äußerst unangenehm bei einem weiteren Zusammentreffen mit dem Buhmann. Es gibt allerdings einige wenige Stellen, die einmalig Heilung und damit wieder klare Sicht und volle Geschwindigkeit gewähren. Lässt man sich einmal zu oft ertappen, beißt man ins Gras und startet am letzten Speicherpunkt. Das kann nerven, insgesamt ist die Schleicherei aber mit etwas Konzentration immer relativ zügig zu bewältigen. „Alien - Isolation“-Veteranen dürften über den Schwierigkeitsgrad nur müde lächeln.
Technisch kann „Soma“ trotz hübscher Grafik und gigantischer Soundkulisse nicht vollends überzeugen. Ich hatte mehrfach im Spiel unerklärliche Framedrops, die das Spiel kurzzeitig zur Diashow machten - auch an Stellen, die vorher völlig flüssig liefen. Das ist besonders ungünstig, wenn man mit einem Monster im Schlepptau durch die Gänge rennt und komplett die Orientierung verliert. Ebenfalls nervig ist die ewig lange Ladezeit beim Spielstart.
Zum Thema Horror: Auf Splatter und billige Jumpscares wird weitgehend verzichtet, Frictional lässt es aber hier und da akustisch mal ordentlich krachen. Ansonsten wird eine ruhige und bedrohliche Atmosphäre aufgebaut, die jederzeit mitreißt, aber wohl auch für schreckhafte Naturen erträglich sein dürfte. Ich jedenfalls bin für ca. 12 Stunden mit Wonne in die dunklen Fluten von „Soma“ abgetaucht.
8,5/10 Punkte