Zuletzt den ein oder anderen Pflichttitel abgehakt, darunter
Uncharted 4 (PS4)
Trotz interessanter Piratenthematik (inklusive eines tollen Monkey-Island-Insiders), teils überragender Grafik und Technik.. das ist einfach nur noch heruntergebete Routine. Ok, die Dynamik zwischen Hauptfigur und neu ins Universum integriertem Bruder passt, es wird sich sehr um eine glaubwürdige Abenteuergeschichte (inkl. Background) bemüht und alles sehr schön eingebettet in ganz erlesene Schauplätze mit wirklich schönen Licht- und Wettereffekten... aber irgendwie springt der Funke nicht mehr über. Man hat das Gefühl, eine seelenlose, durchgeskriptete Massenabfertigung zu durchlaufen. Noch dazu steuert sich das Gehangel, Gehüpfe und Geballer irgendwie erstaunlich träge, obwohl (oder gerade weil?) die Spielfigur auf spezielle Situationen oft sehr individuell reagiert.
Ich konnte den linken Dialogstick quasi pausenlos im Kreis drehen und mich daran erfreuen, welche phänomenalen Bilder die kreiselnde Kamera preisgab, und dennoch habe ich mich teilweise wirklich durchzwingen müssen... es ist nicht einmal unbedingt der schlechteste Teil der Reihe, aber der, für den ich den meisten Überdruss empfunden habe.
6/10
Rise Of The Tomb Raider (PC)
Spielt in der gleichen Klasse wie "Uncharted 4", macht aber mehr Spaß, einfach weil Steuerungen und Equipment sich eine Spur dynamischer anfühlen. Toppt ansonsten das ebenfalls gute Vorgängerspiel nochmal in allen Belangen. Ausgeklügeltes Leveldesign (meistens kleine Open-World-Inseln, die durch Tunnelsysteme miteinander verbunden sind), herausragend inszenierte Action, aber auch Momente des Entdeckens und des Einklangs mit der Natur. Dazu eine ganz prachtvolle Grafik (insbesondere die Schnee- und Eiseffekte können sich wahrlich sehen lassen) und ein wunderschönes Art Design. Den Plot könnte man als zu phantastisch auffassen, aber letztlich hatte Lara schon immer eine mythologische Seite und die wird hier eben ausgespielt.
8/10
Just Cause 3 (PC)
Storytechnisch und in Sachen Charakterzeichnung kann man das Ding natürlich in der Pfeife rauchen, Rico ist ein dummer B-Prolet und heizt durch einen ebensolchen Plot. Rund 70 bis 80 Prozent des Spiels besteht auch noch aus der repetitiven Befreiung von Orten; das machen sich die Entwickler schon ziemlich einfach. Andererseits sehen die Explosionen (wie schon in "Mad Max" vom selben Studio) dermaßen schweinegeil aus, dass aus den langweiligen Nebenmissionen einfach immer wieder eine Riesengaudi wird. Anfangs ist die Steuerung noch ein bisschen hakelig, später genießt man aber die unglaubliche Freiheit auf dem riesigen Inselkomplex, den man nur sehr selten zu Fuß antritt. Highlight: Die Gleitflüge, die haben schon einen Sauspaß gemacht.
7/10 (knapp)
Layers Of Fear (PC)
Das so unscheinbare Horror-Adventure "Layers Of Fear" bescherte mir den heftigsten Mindfuck seit langer Zeit. Man spielt in Egoperspektive einen einsamen Maler in einem Herrenhaus-Anwesen, der offenbar dem Wahnsinn verfallen ist.
Das Spiel vertraut stark auf die u.a. auch in "Batman: Arkham Knight" eingesetzte Mechanik, sich die Umgebung durch Drehung der Figur verändern zu lassen. So geht man beispielsweise in einen geschlossenen Raum, schaut auf den Boden, dann wieder zur Decke und plötzlich ist der Raum nach oben hin kilometerweit geöffnet... oder ein Bild an der Wand hat sich plötzlich verändert. Auf diese Weise gelingt den Programmierern mit einem Minimum an konventionellen Jump Scares ein permanentes Gefühl der Unsicherheit; schließlich könnte jede sichere Wand eine Umdrehung später plötzlich verschwunden sein.
Nach und nach entblättert sich der Plot und offenbart grausame Details, während das Spiel sich fortwährend einer Metamorphose unterzieht und in jedem Stadium einfach nur pure Kunst ist. Das Spiel geht echt unter die Haut.
9/10
The Last Guardian
Das Negative zuerst: Grafisch und steuerungstechnisch, ja eigentlich überhaupt technisch ist "The Last Guardian" ein übler Rückfall fast schon in PS2-Zeiten. Die Geschichte eröffnet mit dem Close Up auf die Hauptfigur, einem Kind unbekannter Herkunft, das aus einer Ohnmacht erwacht. Seine Haut ist eine milchig-bräunliche, ebene Fläche, und man meint tatsächlich, grafisch zwei Generationen zurückgeworfen worden zu sein. Im späteren Verlauf offenbart das Spiel zwar seine schönen Seiten, insgesamt kann die Grafik aber nicht mehr mit zeitgemäßen Titeln mithalten. Hinzu kommen teils massive framerate-Einbrüche, eine hakelige Steuerung (ständig krallt sich der Junge im Fell des Begleiters fest, obwohl man doch eigentlich nur wegspringen möchte) und teils sehr ungünstige Kamerawinkel, was auch daran liegen mag, dass das Leveldesign sehr stark mit Größenverhältnissen spielt und das große Begleittier oft mal durch enge Gänge quetscht.
Hätten wir das abgehakt und kommen zum einzig Relevanten: "The Last Guardian" ist konzeptionell eines der revolutionärsten Spiele seit langer Zeit und liefert darüber hinaus eine der faszinierendsten Kreaturen der Videospielgeschichte. Klar, "Trico" mag wie eine berechnende Mischung aus Hund und Katze (und noch ein paar anderen Tieren) aussehen, weshalb man dem Spiel vorwerfen kann, es möchte billig möglichst viel Publikum abholen - schließlich wird jeder sein Haustier in Trico projiziert sehen (und das kann ichw ohl bestätigen). Aber: Trico ist so verdammt faszinierend, weil es tatsächlich in jeder Situation wie ein echtes Lebewesen reagiert: Auf offenem Feld in der Sonne kugelt es sich im Gras, nach einem Kampf ist es aufgewühlt, manchmal weiß es Rätsel selbst zu lösen, aber nicht immer versteht es, was man einem sagen möchte. Gerade letzterer Aspekt wird technikaffine Spieler, die auf hochpräzise Kollisionsabfragen und direkte Befehlsübertragung Wert legen, regelrecht zur Weißglut treiben. Gerade weil das Tier manchmal aber eben auch störrisch ist, weil es auch mal fragend mit den Ohren schlackert oder sinnlos in die Luft springt, wirkt es so unglaublich lebensecht.
Damit einher geht eine unbeschreibbar emotionale Freundschaftsgeschichte; nie hat mich ein Computerspiel emotional stärker mitgenommen als dieses. Die Geschichte erzählt einen eigentlich sehr simplen Kreislauf, das stark über Kommunikation ablaufende Gameplay verlagert den Fokus aber auf die Beziehung zwischen Mensch und Fabelwesen und sorgt damit für einen langen Nachklang, während ich andere AAA-Titel wie die ganz oben genannten schon wieder zu vergessen beginne...
9/10 (emotional aber eine klare 10/10)