AW: Genre- und allgemeine Filmdiskussionen
Hyperrealismus - und das habe ich längst geschrieben - entstammt der Malerei, er ist aber nicht in dieser Disziplin verankert. Er darf ohne Probleme auf Film angewandt werden, das ist nicht mal diskursiv. Er darf nur nicht auf Nolans Filme angewandt werden, weil diese keinen Realismus bieten, den man übersteigern könnte. Nolans Batman ist nicht realistisch, sondern nur - wie Cable richtig formulierte - realitätsnah.
Verstehst du denn diesen Punkt nicht?
Für mich sind das Batpot oder die anderen futuristischen Gerätschaften für den Film und den Inhalt marginal, sodass er für mich leicht ausgeklammert werden kann. Im Kern erzählt „The Dark Knight" eine Gangstergeschichte und Nolans „Batman" ist dramaturgisch angelehnt an andere Filme (u.a. an „Heat") und erzählt eine Comicgeschichte in einer neuen ästhetischen Form für das Genre der Comicverfilmung. So verflüchtigt sich das Reale von Medium (Comic) zu Medium (Film), wie es Baudrillard schilderte und wird zum Realen schlechthin - kurz gesagt: über das Reale hinaus - hyperreal.
Ja, ich habe den Link gelesen. Aber es gibt eine feste Definition von Hyperrealismus, aus welcher er - in welchem Diskurs auch immer - schlichtweg nicht ausbrechen kann. Vor dem Hintergrund seiner Bedeutung kann er auf verschiedene Gebiete angewandt werden, wenn er denn passt. Bei Nolans Batman passt er nicht.
Also hat für dich Baudillard diesen Fachbegriff auch einfach falsch verwendet?!
Ja, es gibt absolt feste Defintionen. Aber es gibt lediglich feste Defintionen in einem vorher genau abgesteckten Raum, der wiederum definiert ist. Ich verwende demensprechend "Hyperrealismus" nicht in seiner Bedeutung aus der Malerei, sondern verwende die "offenere" Defintion des Begriffs.
Dass man dem nicht zustimmen muss, versteht sich von selbst. Aber genauso wenig kannst du doch nicht rigoros sagen, dass man es überhaupt nicht auf „Batman" anwenden kann. Das ist für mich der springende Punkt, denn ob man es anwenden kann, ist für mich eine Interpretationsfrage.
Es geht nicht um Meinungen, es geht um einen falsch verwandten Fachbegriff. Ich versuche dir lediglich zu erklären, warum man den Begriff nicht auf Nolans Batman anwenden kann.
Mein Absatz war allgemeiner gefasst und daher habe ich „Meinung" noch dazugenommen, hier geht es um klar festgesteckte Aussagen, dass ist richtig.
Um noch ausführlicher und fundierter die Diskussion zu führen, brauchen wir beide noch mehr Grundlagen, denn bislang habe ich weder wissenschaftliche Lektüre über die etymologische Herkunft der zusammengesetzten Wörter „Hyperrealismus" bzw. „Hyperrealität" gelesen (Duden und Kluge reichen in dieser Hinsicht nicht), noch habe ich ich mich intensiv in die Kunstgeschichte eingelesen, die sich diesem Stil widmet, noch sprachphilosophische Auseinandersetzungen bezüglich der Verwendung von Fachbegriffen in verschiedenen Wissenschaften und ob diese angewendet werden dürfen oder nicht. Da ich weder zurzeit die Zeit noch die Muße habe, um mich dementsprechend weiter einzulesen, bringt es doch nichts, wenn wir weiter auf diesem Level zu diskutieren.