Internationales Frauenfilmfestival 2014 - Part 1
Am Wochenende war ich für zwei Tage auf dem Internationalen Frauenfilmfestival in Köln und habe dabei allerhand Interessantes, Kurioses und Informatives gesehen. Nachfolgend ein paar kurze Impressionen.
Part 1
Samstag, 12.04.2014
Dilim Dönmüyor – Meine Zunge dreht sich nicht (OmU)
Der Titel kam mir schon vertraut vor und ich dachte, dass ich vielleicht schon etwas über den Film in der epd Film gelesen haben könnte. Da zur Mittagszeit sowieso parallel kein anderer Film lief, bin ich ins Kino gegangen und habe nach wenigen Minuten zu meiner Überraschung festgestellt, dass ich den Film bereits kannte. Ich hatte ihn im November auf dem Dokumentarfilmfestival in Duisburg gesehen. Somit habe ich das Festival mit einer Dokumentation begonnen, die ich schon kannte. Dadurch wusste ich direkt zu Beginn des Films, was mich erwarten würde. Die Dokumentation behandelt die kulturelle Identität einer jungen Frau mit kurdischen Wurzeln, die in ihrem Elternhaus nur schlechtes Türkisch gelernt hat, nie Kurdisch richtig beigebracht bekommen hat und sich auch mühsam mit der deutschen Sprache auseinandersetzen musste. Auf diese Sprachproblematik verweist bereits der Filmtitel. Der Film beginnt ein wenig schleppend und wird gen Ende vor allem in der Selbstreflexion sehr interessant und gibt Einblicke in eine Persönlichkeit, die nicht weiß, wohin sie wirklich gehört. Knappe 7/10
Giant (OmU)
Der Kurzfilm gibt Einblick in die Gymnastikschulen Onesti und Deva, die in der kommunistischen Ära Rumäniens gegründet worden sind. Der Film kombiniert frühe Aufnahmen der 1970er Jahre mit aktuellen Trainingseinheiten der jungen Mädchen. Die Kamerapositionen sind interessant gewählt, geben Einblick in den eleganten Sport und stehen in Kontrast zur strengen, modernistischen Architektur der Sportzentren.
Dangerous Acts Starring the Unstable Elements of Belarus (OmU)
Die Dokumentation aus dem Hause HBO zeigt die letzte Diktatur Europas (Weißrussland) aus Sicht einer Theatergruppe. Mir provozierenden Stücken versuchen die Künstler in ihrer Freien Theaterarbeit die Realität zu verarbeiten und sich mit Aufführungen in den USA und in Großbritannien Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Film bietet gewohnt hohe HBO-Qualität, verwendet viele dramaturgische Elemente, um die Dokumentation spannend und mitreißend zu gestalten und grenzt sich in dieser Hinsicht deutlich von den ruhigen, sachlichen Dokumentationen, die man beispielsweise aus Deutschland kennt, ab. 8/10
Pandora's Box (OmU)
Nachdem eine alte Frau in ihrem kleinen Dorf verschwunden ist, machen sie ihre drei Kinder, die schon seit Jahren in Istanbul leben, auf den Weg sie zu finden. Als sie sie wiederfinden, erkennen sie die Verwirrtheit der Mutter, die sich kurze Zeit später als Demenz herausstellt. Natürlich kann ihre Mutter nicht mehr allein in der Einöde leben und daher kommt sie in Istanbul bei den eigenen Kindern unter. Der Film beleuchtet nicht nur den Kontrast zwischen Dorf und Großstadt, sondern darüber hinaus auch traditionelles, naturverbundenes Leben mit der technisierten Moderne und deren Auswirkungen auf den Alltag der Menschen. Trotz des Themas, dass freilich viel Dramatik zulassen würde, versteht es der Film viele Dinge aus einer humorvollen Sichtweise zu betrachten und auch der Komik ihren Raum zu geben. Die Themen und Motive des Films haben mich häufiger an japanische Dramen oder Animes erinnert, die häufig auch die Kontraste zwischen Natur und Technologie erörtern und die Familie im Zentrum des Geschehens stellen. 7/10
Der Abschluss des Tages bildeten drei „queere“ Kurzfilme und die kurze Dokumentation „Camp Beaverton: Meet the Beavers“. Eine Kritik zu diesem Film wird noch folgen.