Die letzten Sichtungen im Kino und in der Uni
Wittgenstein (O-Ton)
Derek Jarmans Biopic über einen der außergewöhnlichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, ist ebenso skurril ausgefallen wir der behandelte Philosoph. Als Ich-Erzähler tritt Ludwig Wittgenstein selbst auf und zeigt die wichtigsten Stationen aus seinem Leben. Das besondere an dem Film ist die Form der Präsentation, denn alle Szenen spielen in einer reduzierten Studiokulisse. Einzig durch Kostüme, Make-up und Requisiten werden die behandelten Orte illustriert. Eine großartige Idee, die ich mir aber noch einmal unbedingt in der synchronisierten Fassung ansehen muss oder wenigstens mit Untertiteln. Erste Einschätzung 8/10.
Die Reise ins ich (O-Ton)
Zweitsichtung
Unglaublich was für einen großartigen Sound dieser Film aus den 1980er auf der 35mm Filmkopie im Kino offenbarte. Ich war vollkommen überrascht von dem druckvollen, kräftigen Bass, der u.a großartig die Zirkulation des Blutes im Körpers auditiv aufbereitete. Der Film macht auch bei einer zweiten Sichtung noch viel Spaß. 7/10
The Master
Paul Thomas Anderson bot Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman eine großartige Bühne, um die komplette Bandbreite ihrer schauspielerischen Vermögen zu zeigen. Wirklich der Wahnsinn! Für mich eine eigenwillige, faszinierte Studio über Gehirnwäsche und einer gewissen Sektenaffinität. Vielen wird wohl die Ereignislosigkeit, die vielen Dialogen und vielleicht auch den erschwerten Einstieg des Films missfallen. Ich hätte diesem Schauspielkino nur gerne noch länger beigewohnt und hätte noch gerne mehr Hintergründe in Erfahrung gebracht. Für mich aktuell noch schwierig zu bewerten, aber mindestens eine 8/10.
Rom, offene Stadt (OmeU)
Der Einstieg in den Film war für mich schwierig und so recht wollte ich auch keinen Zugang finden. Die Intrigen und Widerstände der Italiener gegenüber der Besatzungsmacht Deutschland wirkte für mich zu beliebig. Filmhistorisch sicherlich interessant, aber qualitativ habe ich diverse Elemente des Films schon in einer besseren Form gesehen. Erste Einschätzung 3/10
Deutschland im Jahre Null
Dieser Film offenbart, wo der Vorteil einer Originaltonspur liegt und wie merkwürdig eine Synchronisation wirken kann. Denn wenn im Nachkriegsberlin alle Deutsche fließend Italienisch sprechen, ist es (vor allem für den deutschen Zuschauer) arg befremdlich. Da ich in den Film innerhalb des Seminars „Italienisches Kino“ gesehen habe, wurde der Film somit in der italienischen Synchronisation mit englischen Untertiteln gesehen. Autsch. Ansonsten hat mir der Film wesentlich besser gefallen als „Rom, offene Stadt“ und bot authentische Kulissen vom zerstörten Berlin. Eine genaue Bewertung wird erst in der Originaltonspur möglich sein. Bislang als erste Einschätzung eine 6/10.
Die Unzertrennlichen
Die langsame Entwicklung zum Wahnsinn, die großartige Verwendung des Doppelgänger-Motivs mit einem fabelhaften Jeremy Irons in einer Doppelrolle und das komplette Setting haben mir unglaublich gut gefallen. Einzig ein kurzer Projektionsfehler bei einer visuell interessanten Szene schmälerten den Kinobesuch.
Ich bin schon auf die weitere Werke von Cronenberg gespannt. Bislang kenne ich nämlich vorwiegend seine aktuellen Filme. 7/10