AW: Zuletzt gesehen
Shaolin
Souverän erzählter und in erdigen Farben bebilderter Historienschinken, der einen willkommenen Kontrast zu den Pfauen-Epen abgibt, die sonst den chinesischen Markt beherrschen. Den Shaolin sei dank. Über die Relevanz des Films kann man sich dennoch streiten, auf jeden Fall hat Benny Chan keinen Aufreger mehr vorgelegt wie den verrissenen Vorgänger.
6/10
The Outsiders
So sehen Filme aus den 80ern / 90ern immer aus, wenn sie die 50er / 60er portraitieren. "The Outsiders" beginnt vielversprechend und mit einem hervorragenden Cast, verliert aber nach dem ersten dramatischen Wendepunkt enorm an Fahrt, als er sich vom Ensemble- zum Charakterstück wandelt.
6/10
Straw Dogs (Remake)
Ohne der Intensität des Originals auch nur annähernd das Wasser reichen zu können, liegt hier doch immerhin ein erstaunlich geschlossenes und packendes Remake vor, das die Mittel leicht variiert (insbesondere die Rolle der Frau) und dennoch aus einer harm- und arglosen Ausgangssituation heraus einen ähnlichen Sog erzeugt wie Peckinpahs Klassiker. Ob die Änderungen die Rezeptur verbessert haben, darf mit Recht bezweifelt werden, aber wenn es das Ziel ist, einem jüngeren Publikum zumindest annähernd begreiflich zu machen, wie man unterschwellig brodelnde Gewalt inszeniert, dann ist das auch dank sehr gut in ihre Rollen passender Schauspieler (Skarsgard, Bosworth, Marsden, alles Schauspieler, mit denen ich sonst eher wenig anfangen kann, außerdem noch der von mir sehr geschätzte James Woods in einer wichtigen Nebenrolle) durchaus gelungen
(knapp) 7/10
Space 2063 (Pilot)
Der nostalgische Bonus fehlt mir, da ich die Serie damals nie gesehen habe, aber die Kreationen der Akte-X-Macher haben immer etwas Besonderes an sich, das durch die typisch biedere 90er-Jahre-TV-Optik hindurchscheint. „Space 2063“ scheint dem Piloten zufolge ein Vorbote von „Battlestar Galactica“ zu sein, vor allem was die Düsternis angeht. Negativ fallen heute natürlich sofort die Spezialeffekte auf, Charakterzeichnung lässt dagegen auf Komplexes schließen; auch die Settings machen dank dezentralisierter Handlungsorte (Stützpunkte auf der Erde, im Raumschiff und auf dem Mars) etwas her.
6/10
Horror Of Frankenstein
Ein über weite Strecken seiner Charakterformulierung zäher Frankenstein-Abkömmling, noch dazu mit einem – wenn man Karloffs Interpretation kennt – indiskutablen Verkörperer der Figur. Interessant wird es, sobald es ins Labor geht – hier fahren die Hammer-Studios endlich ihre visuellen Künste auf und zaubern ein in giftiges Grün getauchtes Reich voller Phiolen und Geräte, bei denen es einfach nur Spaß macht, sie anzusehen. In diesen Momenten verkörpert „Horror Of Frankenstein“ eine sinnvolle Modernisierung der Universal-Klassiker.
5/10
The Place Promised In Our Early Days
Newcomer Makoto Shinkai ist in seiner melancholischen Erzählung vor allem auf Details bedacht wie Regentropfen, die vom Schirmstab auf den Asphalt perlen oder Blitz- und Donnereffekte, die fast unmerklich im Hintergrund vor einem vanillefarbenen Himmel aufgehen, während sich im Vordergrund die Figuren unterhalten. Dadurch gelingt ihm eine ganz eigene, in sich gekehrte Optik, die schon allein die halbe Story erzählt, welche im Science-Fiction-Zweig der alternativen Weltgeschichte angesiedelt ist (wobei der Zweite Weltkrieg einmal mehr den Ausgangspunkt bildet) und vom Zusammenfinden zukünftiger Generationen in einer vom Krieg gezeichneten Umgebung handelt. Symbolik ist Shinkai dabei besonders wichtig, macht er doch einen bis über die Wolken hinaus reichenden Turm zur alleinigen Verkörperung von Grenzenlosigkeit und Unerreichbarkeit, die es aufzubrechen gilt. Empfiehlt sich für alle, die von immergleichen Over-The-Top-Spektakeln auf Dauer gelangweilt sind und auf der Suche nach einem Hort der Ruhe sind.
8/10
Wild Gals Of The Naked West
Russ Meyer macht seinen ersten Ausflug ins Genreland und nimmt sich des Wilden Westens an, um sämtliche Klischees in unkommentierten Sekundenabschnitten aneinanderzureihen: Gitarre spielende Mexikaner und dazu tanzende Senoritas mit Rose im Mund, besoffene Cowboys in der Kneipe, die nach draußen gehen, um sich zu prügeln, und Indianer, die „bububububu“ jaulend um einen Marterpfahl kreisen, mit angebundener Tittenmaus natürlich. All das inszeniert Meyer mit der Hektik und vor allem der Soundkulisse eines Warner-Brothers-Cartoons – nicht selten hat man das Gefühl, jede Sekunde taucht Willie Coyote um die Ecke, auch weil die Kulissen so herzhaft, bunt und provisorisch aussehen. „Film“ kann man das immer noch nicht nennen, aber es generiert immerhin schon mal in regelmäßigen Abständen nette Pin-Up-Bilder. Die nackte Indianerin in der Badewanne hat beispielsweise absolute Poster-Qualität.
4/10
Rampart
Sehr schwieriges, unzugängliches Copdrama mit einem mal wieder herausragenden Woody Harrelson in der Hauptrolle. Oren Moverman, der Harrelson mit „The Messenger“ immerhin schon mal zur Oscarnominierung gepusht hatte, inszeniert um seinen Star herum eine spröde, bodenständige Geschichte, die zwar mit haufenweise Stars in kleinen Nebenrollen gespickt ist, dennoch sehr auf Understatement macht und sich ganz dem Realismus verpflichtet – „Training Day“ wirkt nun im direkten Vergleich wie „Armageddon“. Ähnlich wie aktuell bei „Dame, König, As, Spion“ kann man den fehlenden Spannungsaufbau kritisieren und den Film als arschlangweilig abwehren, zusätzlich kann man sogar monieren, dass die Story zu ereignislos sei zur Verfilmung, seinen bedrückenden Nachhall hinterlässt „Rampart“ aber durchaus.
7/10
Goemon
Ich musste mich wundern, als mir “Goemon” aufgrund eines Sharukh Khan nicht unähnlichen Hauptdarstellers und einer spontanen Tanzeinlage plötzlich vorkam wie ein Bollywood-Film. War aber nur eine kurze Zwischenepisode, dann ging es weiter wie erwartet: Ein mit japanischem Kitsch überzogenes und speedhaltigem Stil-Kandis überzogenes Ammenmärchen, das absurde Unmengen an unfertigen CGI-Rendershots mit jenseits aller Vernunft schwebenden Kamerafahrten vermengt und irgendwo da drin so etwas wie eine Robin-Hood-Geschichte behauptet. Und tatsächlich, irgendwie funktioniert das besser als bei „Casshern“, der streckenweise in Langeweile zu ersaufen drohte. „Goemon“ hält sein Tempo immerhin aufrecht und scheucht nur so durch seine zwei Stunden, dass man sich geradewegs abgefertigt vorkommt. Bunter Budenzauber also mit „What The Fuck Was That?“-Effekt.
6/10
Robinson Crusoe On Mars
Robinson-Crusoe-Parabel, die sich ihres Status bewusst genug ist, um sich nach der Vorlage zu betiteln und im Film auch darauf Bezug zu nehmen. Der Handlungsverlauf ist eben der gleiche und die Handlungsarmut ebenfalls – der Fokus liegt auf der psychologischen Komponente. Mit nur wenigen Sets und vielen Matte Paintings und Archivaufnahmen bei größer angelegten Panoramashots werden die Kosten günstig gehalten, doch das, was gezeigt wird, ist mit viel Liebe zum Detail umgesetzt, so dass es sich um einen sehr hübsch anzuschauenden Film handelt. Inhaltlich alterniert er die Isolationsthematik geschickt und stimmt sie auf die Einsamkeit auf einem fremden Planeten ab. Etappenweise tauchen neue Gefahren auf, beginnend bei der Armut an O2 bis zur Attacke außerirdischer Raumschiffe, die zwar viel zu oft wiederholt wird, aber grundsätzlich herrlich unwirklich verlaufende Flugbahnen beinhaltet – das würde man sich nochmal in heutigen SciFi-Produktionen wünschen, denn heutzutage wirken Raumschiffe im Realismuswahn immer so, als seien sie auf der Erde gebaut worden.
Ein Affe sorgt als steter Begleiter für weitere Abwechslung und einen rudimentären Gesprächspartner und Stichwortgeber, der die Story immer wieder in den richtigen Momenten antreibt. Insgesamt vollkommen zu Recht ein B-Movie-Klassiker. Adam West ist übrigens auch kurz dabei.
7/10
Chronicle
"Chronicle" spiegelt in doppelter Hinsicht aktuelle Mainstream-Trends: Zum einen beleuchtet er die vom Haus Marvel angeführte Comic-Welle aus einem neuen Blickwinkel (obwohl sich Filme wie "Kick-Ass" und "Super" dem schon angenähert haben), umgekehrt verwendet er die Phantastik des Comicfilms dazu, dem seit jeher eingeengten und deswegen schon wieder längst verbrauchten Found-Footage-Kino neue Perspektiven abzugewinnen. Vor allem die an den Kameramann gebundene Perspektive weicht durch die Fähigkeiten der Protagonisten, Dinge schweben zu lassen, einer vogelfreien Kamera, da diese nun schließlich auch frei in der Luft schweben kann.
Die Annäherung beider Elemente verstärkt sich mit zunehmender Dauer, bis sie zwangsläufig im mit Blitz und Donner aufgeladenen Finale mündet. Die angeschnittenen zwischenmenschlichen Themen (Verantwortung gegenüber anderen etc.) bleibt durch den Fokus auf das Spiel mit Kameraperspektiven eher holzschnitthaft, so ist "Chronicle" eher technisch als inhaltlich ein Gewinn, zumal Seattle als Handlungsort eine charakterstarke Alternative zum ausgelutschten New York darstellt.
knapp 7/10