...of the Dead - Filmreihe

deadlyfriend

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AW: Diary of the Dead

Gerade wieder gesichtet und ich finde ihn weiterhin saustark:hoch: In der Richtung hätten ruhig noch weitere kommen dürfen. Der Film hat die ganze Zeit eine wirklich tolle Atmosphäre. Besonders das Ende finde ich wirklich absolut gelungen.
 

Leatherface

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AW: Diary of the Dead

ich fand ihn für einen Romero einfach nur schlecht, hab ihn bisher aber auch erst einmal gesehen. Survival gefiel mir da nen tacken besser:)
 

Willy Wonka

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AW: Land of the Dead

Eine sehr schöne Diskussion, in dessen Genuss ich erst jetzt (nach der Sichtung des Films) komme.

Die Standpunkte sind klar umrissen und selbst kann ich mich erneut nur in der Mitte einordnen. Einerseits empfinde die Gesellschafts- und Sozialkritik innerhalb des Films auch als zu offensichtlich und plump, aber andererseits weiß ich auch, dass nicht jeder diese Kritik wahrnimmt bzw. erkennt.

Mir hat sehr am Film gefallen, wie Romero seine Ideen weiter entwickelte und in andere Formen ausbaute. Das ganze Szenario des Films war für mich gut ausgewählt, bot genug Raum für eine entsprechende narrative Struktur und genretypischen Effekten. Darüber hinaus fand ich auch die Ton- und Musikgestaltung des Films sehr gelungen und trug enorm zu einer dunklen Atmosphäre bei.

Die Schwächen sind für mich in den Dialogen zu finden, die manchmal arg primitiv ausgefallen sind und den schablonenhaften Charakteren. Alle von mir nicht angesprochenen Dinge waren für mich sehr souverän und handwerklich gut ausgearbeitet und daher ich würde ich den Film auch knapp oberhalb des Mittelmaßes einordnen.

Ein Zombiefilm sollte ein Zombiefilm sein. Mehr nicht. Er sollte als Horrorfilm funktionieren und nicht als sozialkritisches Anthropodrama.
Ich will auch gar nicht, dass mir ein Horrorfilm die Gesellschaft erklärt... ein Horrorfilm soll mich gruseln, schocken und ekeln.

Ich bin auch kein großer Verfechter von Interpretationen bei den meisten Zombiefilmen, aber wenn man seine Meinung in so feste Bahnen absteckt, ist das für mich ein Zeichen von Borniertheit.
 

Vince

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AW: Land of the Dead

"Land Of The Dead" selbst ist auch nur bedingt geeignet, um zu illustrieren, welches sozialkritische Potenzial im Horrorsubgenre "Zombiefilm" steckt - "Night Of The Living Dead" und "Dawn Of The Dead" sind diesbezüglich selbstverständlich die Referenzwerke, nach deren Ansicht niemand, der behauptet, Sozialkritik gehöre nicht in Zombiefilme, erwarten kann, mit seiner Aussage ernst genommen zu werden. Und überhaupt: Horrorgestalten sind immer Ausdruck der Ängste des Menschen, und der "Kaufhaus-Zombie", den Romero mit "Dawn" kultivierte, ist doch gerade dieses Produkt des seelenlosen Konsumgehorsams und damit mehr Gesellschafts- und Sozialkritik als viele Gesellschaftsdramen nach Muster realer Geschehnisse, die oft bei weitem nicht ausdrücken können, was Romero mit seiner Zombiesaga gelungen ist, die leider von Teil zu Teil etwas abgebaut hat, so dass zwei Meisterwerke übrig bleiben, zwei sehr solide Filme und etwas Resteverwertung, in denen es immer noch den ein oder anderen Geistesblitz gibt, die in ihrer Gesamtheit aber eher plump wirken. "Land" gehört noch zu den "guten" Filmen der Franchise, zeigt aber schon gewisse Anzeichen der letzteren Kategorie.
 

Willy Wonka

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AW: Land of the Dead

„Night of the Living Dead" hat über die Jahre bei mir eine massive und gute Nachwirkung erfahren und bei „Dawn of the Dead" bin ich immer noch von der Langversion gebeutelt, sodass ich mittlerweile kein klares Urteil mehr zum Film abgeben möchte und kann. Im nächsten Jahre nehme ich mir auf jeden Fall vor die Filme erneut zu sehen und bin gespannt, ob bis dahin noch genug Gesprächsbedarf besteht.
 

Dwayne Hicks

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Facebook hat mich an einem Verriss erinnert welchen ich vor einem Jahr geschrieben hab. Ich hab Verständnis sollte ich danach gebannt werden.

Auf die Gefahr hin dass ich wieder diverse Filmfans auf die Palme bringe....aber was ist "Night of the Living Dead" eigentlich für ein schlechter Film?

Ich bin großer Fan von 60er und 70er Filmen, habe jedoch manchmal bedenken dass der ein oder andere Klassiker doch eher überbewertet ist....The Godfather, The Graduate, Chinatown, Once Upon a Time in the West....alles großartige Klassiker die Ihrem Status gerecht werden.

Aber welche rosarote Brille hatte man denn bei Night of the Living Dead von 1968 auf?
Ja der Film mag ein Meilenstein im Zombiegenre sein aber sämtliche Charaktere sind durch die Bank unsympatisch und einfach nur dämlich. Achtung...Spoiler.

Im Prinzip sterben alle Charaktere aufgrund ihrer unbeschränkten Blödheit....
Da fährt man schonmal mit dem Auto weg weil man statt zu tanken das Ding aus Gründen angezündet hat. Und natürlich bleibt man in einem brennenden Fahrzeug ganz ruhig sitzen weil die Jacke sich irgendwie, irgendwo verklemmt hat....hätte man vielleicht ausziehen können, war vermutlich zu einfach. Ich würde auch einfach mal liegen bleiben wenn meine Zombietochter mit Spaten auf mich zu kommt...
Und selbstverständlich ziele ich mit einem Gewehr auf eine Gruppe Polizisten die in den letzten 10 Minuten mit nix anderes beschäftigt waren als Zombies zu killen.

Die Dialoge waren scheinbar auch verzweifelt improvisiert, anders kann ich mir nicht erklären wie man 10 Minuten darüber diskutieren kann ob man nun in den Keller geht oder nicht....

Nein wirklich, waren die Drehbuchschreiber eigentlich stoned? Ok, 1968....die waren definitiv stoned, aber das hatte doch sonst nie derartig negative Auswirkungen....zumindest nicht in den 60ern.

Optisch ist der Film übrigens absolut stimmig und sehr atmosphärisch. Die schwarzweiß Bilder haben definitiv mehr Flair als diese aktuelle DTV-Digital-Optik.

Vielleicht hab ich auch die sozialkritische Message des Films nicht verstanden --> Die Menschheit ist dumm und unfähig.
Aber dann war die Umsetzung aus meiner Sicht einfach nicht gut. Das Romero es besser kann hat er mit Dawn of the Dead bewiesen, welchen ich wirklich absolut großartig finde.

Die letzten Filme über die ich mich so heftig aufregen musste waren glaub The Last Jedi und Saw 2.
 

BladeRunner2007

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Erstmal muss ich Entwarnung geben, denn jeder hat eine Meinung und das Recht dazu diese zu äußern. Ob diese nun für oder gegen den Film spricht ist irrelevant! Du fundierst deine Meinung jedenfalls und darauf kommt es an.

Ich freue mich ehrlich gesagt darüber, weil endlich mal wieder so etwas wie eine Diskussion zustande kommt. Ich habe NOTLD als sehr gut in Erinnerung, aber schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Deine Eindrücke dürften relativ frisch sein nehme ich an?! Wie dem auch sein, ich versuche mein Bestes auf die jeweiligen Punkte einzugehen und hoffe, dass mich mein Gedächtnis nicht allzu sehr betrügt :)

1) Alle sind Unsympathen. Da muss ich zum Teil konform gehen. Ben, Judy und ihr Freund kommen da noch am besten weg. Wobei auch diese Figuren, vor allem Ben(!), die ein oder andere fragwürdige Art haben, Dinge anzugehen oder ihren Willen durchzusetzen. Da resultiert häufig in hitzigen Auseinandersetzungen aller Beteiligten. Und auf Dauer kann dies anstrengend und auch leicht ermüdend wirken. Vor allem im Mittelteil, wie du schon ganz richtig sagtest Dwayne, als viel zu lange darüber diskutiert wird, ob man nun in den Keller gehen sollte oder nicht. An diesem Punkt habe ich immer das Gefühl, als würde NOTLD vergessen, dass er eigentlich ein Horrorfilm ist und das ganze fühlt sich wie ein Theaterstück an. Jegliche Bedrohung und Atmo geht an dieser Stelle flöten.

2) Alle sterben, weil sie blöd sind. Hier glaube ich liegt es größtenteils an der Unerfahrenheit Romero's und seiner Filmcrew. NOTLD ist im Grunde ein Amateurfilm, der mit sehr wenig Geld und mit Freunden als Schauspieler gedreht wurde. Dazu immer wieder große zeitliche Unterbrechungen, sodass häufig nur an den Wochenenden gedreht wurden konnte. Ich glaube das ist nicht allzu förderlich für den kreativen Schaffungsprozess. Man verliert das Gespür für Pacing und Dramaturgie: deshalb auch zum Teil die ellenlangen hitzigen Dikussionen und oftmals wird gefühlt über das gleiche Thema mehrfach diskutiert. Dazu dann noch ein unerfahrener Regisseur, der gewisse Schlüssel- und Todesszenen einfach nicht "gekonnter" inszenieren konnte, weil ihm die Erfahrung fehlt. Dadurch wirken sie besonders aus heutiger Sicht unbeholfen und leicht lächerlich. Das zerrt natürlich an der Glaubwürdigkeit. Ich höre immer wieder wie nervig Barbara den ganzen Film über sei und warum sie denn nicht mal ausm Arsch kommen würde. Nun ja, die Ereignisse am Anfang des Films haben sie halt total verstört und sie in eine Schockstarre versetzt. Das mag damals funkioniert haben, weil das Frauenbild generell häufig als minderwertig und schwach dargestellt wurde in Filmen. Romero hat sich dem ein wenig bedient in NOTLD anhand der Figur der Barbara. Man könnte meinen, sie hat eh nur als Mittel zum Zweck gedient, um kurz die Handlung des Films zu etablieren und die Handlung an den Haupthandlungsort zu verlegen, wo dann die wichtigen Charaktere aufeinander treffen. Helen hingegen bietet ihrem Mann Einhalt und wird von Romero stark und gleichauf dargestellt. Helen's Todesszene verliert dann eventuell umso mehr an Wirkung als sie dann ähnlich wie Barabara starr vor Angst ist, als ihre Tochter sie umbrigen will. Ich bin mir absolut sicher, dies war in 1968 überhaupt kein Kriterium. Das kam alles erst über die Jahre hinweg. Filme erfahren einfach eine Evolution. Sei es die Inszenierung, die Darstellung der Gewalt, des Horrors, des Tempos, des Frauenbildes etc. Und damit ändern sich auch unsere Sehgewohnheiten. Man darf also nie vergessen, wann ein Film entstanden ist und unter welchen Umständen. All das fließt nämlich in einen Film mit ein. Und wie gesagt: Romero hat Todesszenen und andere Gefahren in seinen späteren Film glaubwürdiger darsgestellt. Ich glaube da hat ihm die Erfahrung geholfen, das Budget, professionelle Filmcrews, Make Up Künstler, ein geordneter Drehplan etc.

3) Improvisierte Dialoge. Da war bestimmt auch einiges improvisiert. Für alle Beteiligten war es schließßlich ein Lernprozess, diesen Film zu drehen. Dazu die langen Unterbrechungen. Im Grunde spielt hie viel mit rein aus Punkt 2.

4) Optisch ist der Film absolut stimmig. Ja, unterschreibe ich sofort. Die s/w Bilder sorgen für eine tolle Gruselstimmung, eine einzigartige Atmosphäre und lassen den Film zumindest optisch zeitlos wirken.

5) ...die Gesellschaftskritik nicht verstanden. Na ja, im Grunde hat jeder Mensch, und somit auch Romero's Charaktere, ein Weltbild. Diese sehr unterschiedlichen Figuren prallen in dieser Extremsituation aufeinander. Doch statt sich auf die wirklich wichtige Bedrohung, die Untoten, zu konzentrieren und gemeinsam einen Ausweg zu finden, will jeder der Anführer sein, sich von niemanden etwas sagen lassen, und Harry schwingt dann auch noch die Rassismuskeule. Romero zeigt hier schön, dass einige Menschen noch immer ignorant gegenüber anders ethnischen Menschen sind und diese nicht akzeptieren wollen. Dabei verliert man die große Bedrohung total außer Augen und letztendlich sterben sie alle. Rassismus ist also ein wichtiger Bestandteil in Romero's Gesellschaftskritik, doch ein noch größerer dürfte wohl die Ignoranz sein. Die Ignoraz der Menschen. Denn er zeigt sowohl die Ignoranz gegenüber anderer Menschen auf, als auch die Ignoranz gegenüber den Untoten.

Ich glaube es wird mal wieder Zeit für eine Sichtung des Films. Die Criterion liegt noch ungesehen bei mir rum.
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
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Zombie 2 - Das letzte Kapitel

"The darkest day of horror the world has ever known."

1985 entfesselte George A. Romero seinen vorerst letzten Streich in seiner Untoten Trilogie - 7 Jahre nach dem Megaerfolg des Vorgängers. Leider floppte "Day of the Dead" an den Kinokassen und das Publikum war enttäuscht, dass es kein zweiter "Dawn" war. Die Welt war nicht bereit für diesen Film, der erst viele Jahre später die Aufmerksamkeit und Anerkennung erhielt, die er verdient.

Das Intro von "Day of the Dead" ist meisterhaft und nicht weniger eindrucksvoll in Szene gesetzt als die Intros der ersten beiden Filme. Mit wenigen Bildern erzählen Romero und Gornick eine epische Vorgeschichte von Apokalypse, Zusammenbruch, Verwüstung, Chaos und Tod. Das vergebliche "Hellooooo?" aus Miguel's Megafon hallt durch die menschenleeren Straßen, welche von vertrockneten Palmen geziert werden. Eine Zeitung mit der Schlagzeile "The Dead Walk" wird vom Wind durchs Bild getragen und letztlich gegen eine Hauswand gepresst. Neben dem Hauch des Todes nehmen wir leise Schritte wahr. Ein Schatten betritt die Bildfläche, der legendäre Zungen-Zombie schlurft ins Bild, Titeleinblendung. Es folgt eine Montage von vielen Zombies, die vom Megafon angelockt, aus ihrem Versteckt hervorkriechen und mit unheimlichen Geheul durch die leeren Straßen schlurfen. Das Geheul ist so laut, dass es sogar den Motor des Helikopters übertönt. Dazu die stark im Kontrast stehende Musik mit ihren karibischen, fast schon idyllischen Klängen. Gänsehaut pur. Dieses Intro sucht bis heute seines Gleichen.

Die wenigen Überlebenden verstecken sich seit wer weiß wie vielen Jahren in einem unterirdischen Silo. Das Intro hat auf eindrucksvolle Weise erklärt: ein Leben an der Oberfläche ist nicht mehr möglich. Die Straßen, die Städte, vielleicht sogar die ganze Welt wird von den Untoten überrannt. Dieser dunkle, trostlose Schauplatz spiegelt sich auch in der bedrückenden, klaustrophobischen Atmosphäre des Films wider. Extreme Strapazen und Konflikte stehen an der Tagesordnung zwischen Wissenschaftlern und dem Militär. Beide Parteien sind mit den Nerven am Ende. Doch niemand ist im Stande miteinander zu kommunizieren. Militär und Wissenschaftler ziehen nicht an einem Strang. Während die Wissenschaftler nach einer Heilung suchen und sogar die Domestizierung der Zombies in Erwägung ziehen, ist das Militär der Ansicht die beste Lösung sei alle Untoten auszurotten. Es wird so viel in diesem Film geredet, doch alle reden aneinander vorbei. Die daraus ständig resultierenden Konflikte lenken vom eigentlichen Problem ab: den Untoten. Wieder einmal zeigt Romero auf, dass der Mensch sich selbst im Weg steht und selbst sein größter Feind ist.

Im Kontrast zu diesem düsteren, trostlosen und oftmals deprimierenden Grundton steht, wie auch schon im phänomenalen Intro, die karibisch klingende, ja fast schon idyllische Musik. Beides ergänzt sich phänomenal gut und sorgt für eine einzigartige Atmosphäre. Von Anfang an spürt man, wie sich die aussichtslose Situation immer weiter zuspitzt, nur um am Ende überzukochen.

FX Guru Tom Savini hat diese Schlachtplatte meisterhaft in Szene gesetzt. Anders als in "Dawn" setzt man hier nicht auf "comichaften", sondern realistisch wirkenden Gore. Diese Effekte und Masken sind imo bis heute unübertroffen. Weder vor noch nach diesem Film habe ich jemals wieder so gute handgemachte Splattereffekte gesehen.

"Day" macht nicht so viel Spaß wie z.B. ein "Dawn of the Dead" oder "The Return of the Living Dead". Man muss für "Day of the Dead" schon in der richtigen Stimmung sein, um ihn vollends "genießen" zu können imo. Ein Großteil trägt natürlich das dunkle Untergrundsetting dazu bei. Eine Shopping Mall ist nunmal deutlich interessanter und spaßiger als die endlose Dunkelheit in diesem "Grab". Zumal die Charaktere dort auch mit Menschen eingeschlossen sind, die ständig nur gegeneinander kämpfen und gewzungenermaßen "zusammengefunden" haben.

Schauspielerisch stechen vor allem Joe Pilato als Captain Rhodes und Sherman Howard als Domestizierungs-Zombie Bub hervor. Ersterer liefert eine wahnsinnig widerwertige Performance ab. Man kann ihn nur hassen und wünscht ihm den grausamsten Tod, den man sich nur vorstellen kann. Bub scheint mitunter die menschliste Figur im ganzen Film zu sein, indem er fast als einziger so etwas wie Empathie zeigt und somit zugleich ein großer Sympathieträger ist. Ausgerechnet ein Zombie. Welch Ironie. Hier bewegt Romero sich auf einem sehr schmalen Grat, denn er erforscht die Intelligenz der Zombies und lässt Bub gewisse Dinge "erlernen". Besser gesagt, er wird konditioniert routinierte Abläufe aus seinem früheren Leben erneut zu erlernen bzw. sich daran zu erinnern und diese nun nachzuahmen, bis sie instinktiv erfolgen, um so eine friedliche(re) Co-Existenz zu ermöglichen. Mit dieser Figur und Idee fällt und steht der Film imo. Würden diese beiden Faktoren nicht funktionieren, wäre der Film ein Reinfall. Glücklicherweise weiß Romero ganz genau, wie viel er sich hier "herausnehmen" darf und Sherman Howard spielt die Figur des Bub einfach perfekt minimalistisch und dennoch unheimlich menschlich. Ganz starke Leistung.

Ohne jeden Zweifel ist "Day of the Dead" ein weiteres Meisterwerk von Romero, welches im Laufe der Zeit sein Publikum gefunden hat und imo mit jeder Sichtung dazu gewinnt. Der völlig zu Unrecht stark unterschätze kleine, dreckige, nihilistische Ableger der Reihe.

10/10
 
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2moulins

Filmgott
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Dawn of the Dead (Zombie)

Den Film aus dem Jahre 1978 sah ich jetzt zum ersten Mal. Nachdem ich hier im Forum immer wieder überschwängliche Meinungen zu diesem „Meisterwerk“ las und man auch sonst kaum negative Kritiken findet, wollte ich wissen, was ich bis jetzt verpasst habe.

Die Erstsichtung hat mich nicht überzeugt. Ich konnte den Meisterwerk-Status in keinster Weise nachvollziehen. Ich fand’s ehrlich gesagt ziemlich langweilig und teilweise etwas lächerlich. Die tolle Atmosphäre, von der ich immer wieder las, habe ich auch nicht wahrgenommen.

Die grüngesichtigen Zombies fand ich überhaupt nicht beängstigend, so dass sich auch keinerlei Spannung einstellte. Dafür gibt‘s viele blutige Szenen, in denen das Blut dermaßen künstlich aussieht, dass man das auch nicht ernst nehmen kann. Diese Effekte sind größtenteils ziemlich übertrieben (Beispiel: Schraubenzieher). Szenen mit Innereien fand ich allenfalls eklig.

Was also ist jetzt das Besondere an dem Film?

Ich beschäftigte mich ausgiebig mit dem Zusatzmaterial, das vor allem aus Interviews besteht. Interessant fand ich, wenn Romero selbst interviewt wurde, ein wirklich sympathischer Zeitgenosse mit Humor. Erschlossen hat sich aber auch hier nicht das Meisterliche an dem Film.

Ich sah mir den Film dann nach ein paar Tagen erneut an. Nun ja, es änderte nicht viel. Lediglich hat sich danach meine Haltung gewandelt, dass ich den Film vorerst mal in der Sammlung behalte, anstatt ihn wieder auszumustern.

Es ist mir aufgrund der vielen Lobeshymnen für diesen Film klar, dass ich hier mit meiner Meinung ziemlich alleine stehe. Ich gönne es auch jedem, der seine Freude bzw. seinen Spaß mit dem Werk hat. Aber bei mir zündete er nicht. Das Einzige, was ich ihm noch zuschreiben würde, ist die Vorreiter-Rolle in Sachen Zombies, die aber in späteren Filmen deutlich beängstigender und besser dargestellt wurden.

Ich hoffe, ich werde jetzt nicht gesteinigt. ;)
 

deadlyfriend

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Ich hoffe, ich werde jetzt nicht gesteinigt. ;)

Nein, Steinigung ist im Jahr 2021 out. Da gibt es heute deutlich härtere Methoden. Ein komplettes Album von Xavier Naidoo komplett durchhören, beispielsweise. Da du aber ja ein symphatischer Zeitgenosse bist, brauchen wir bei diesem Fehltritt keine Strafen :nice:

Nein, im Ernst: Ich gehöre ja zu den Fans des Films, aber ich kann auch durchaus verstehen, wenn man ihn nicht mag. Oftmals hat es auch was mit dem Werdegang zu tun. Gerade bei spezielleren Filmen, ist der Zeitpunkt der Erstsichtung oftmals entscheidend. Für die meisten dürfte das der erste Zombie Film im Leben gewesen sein. Alleine das verndert den Stellenwert. Alle Filme des Genres berufen sich nunmal auf diesen Film. Er ist die Mutter sozusagen, auch wenn der Vater 10 Jahre früher entstand. Dieser Film hat ein komplettes Genre kreiert, das bis heute erfolgreich existiert.

Dennoch ist mir klar, das der Status allein nicht ausreicht den Film auch heute noch zu feiern. Aber ich liebe den Film wirklich. Diese ausweglose Situation, die keine Fragen beantwortet finde ich einfach atmosphärisch überragend. Auch hier liegt das natürlich bei mir auch daran, das dies der erste Film mit so einer Atmosphäre für mich war. Die finde ich bei heutigen Sichtungen aber immer wieder. Ich mag die kurzfristigen Hoffnungsschimmer, die aber immer wieder von der langfristigen Hoffnungslosigkeit überstrahlt werden. Ich finde das Setting toll und auch den Gedanken, das der Instinkt den "toten" Menschen wieder in ein Einkaufszentrum lockt. Ich mag den frühen Gedanken, das selbst in einem solchen Szenario die verschiedenen Menschengruppen nicht zusammenhalten, sondern Gegeneinander arbeiten. Etwas, was sich bis heute in Filmen durchzieht (The walking dead).
Aber trotzdem ist es für mich nach wie vor die Atmosphäre. Dieses Wissen, das man eigentlich keine Chamce mehr auf ein normales Leben hat. Das eigentlich alles vorbei ist aber dennoch schaut, das man irgendwie noch ein paar glückliche Stunden zusammenbekommt. Die Jagd nach den letzten schönen Momenten, mitten in der Apokalypse.

Meine Gedanken muss man jetzt nicht nachvollziehen können. Es ist nur meine Sicht, wie ich mit diesem Film umgehe.

Natürlich interessiert mich auch welche Schnittfassung du gesehen hast. Von dem Film gibt es gefühlt 242 verschiedene Fassungen....... Dabei geht es nicht um Blut und Eingeweide, sondern um das Tempo und die Atmosphäre des Films. Auch hier ist der Film ein tolles Beispiel, wie der Schnitt einen Film beeinflussen kann.
 

2moulins

Filmgott
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Nein, Steinigung ist im Jahr 2021 out. Da gibt es heute deutlich härtere Methoden. Ein komplettes Album von Xavier Naidoo komplett durchhören, beispielsweise. Da du aber ja ein symphatischer Zeitgenosse bist, brauchen wir bei diesem Fehltritt keine Strafen :nice:

Vielen Dank für die ausführliche Rückmeldung und die nette Einleitung :D .

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nicht unwesentlich ist, wann man den Film zum ersten Mal sah. Wenn man quasi damit „aufgewachsen“ ist und alle anderen Entwicklungen zu solchen Themen im Nachhinein erlebte, hat man sicher einen ganz anderen Bezug zum Film.

Deine Erklärungen, was Du (auch heute noch) am Film toll findest, finde ich sehr interessant und im Kontext mit besagter Erstsichtung auch nachvollziehbar.

Ich sah den sogenannten Argento-Cut mit rd. 2 Std. Laufzeit.
 

deadlyfriend

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Ich sah den sogenannten Argento-Cut mit rd. 2 Std. Laufzeit.

Dann hast du definitiv eine gute Fassung gesehen. Wenn man beispielsweise mit dem "Ultimate final cut" beginnt, kann der Film nur verlieren.

Ich fand es beispielsweise auch wahnsinnig interessant, wieviel Freude in ihr Leben zurückkam als sie die "Kaufhaus-Partys" feiern. Auch wenn es eine völlig ausweglose Situation ist, wird durch das "Schlaraffenland" kurzzeitig freudige Stimmung geschaffen. Diese Doppeldeutigkeit gefällt mir wahnsinnig gut. Erst einmal, das man trotz Weltuntergang, durch Kleinigkeiten, kurzfristig glücklich sein kann. Aber diese Kleinigkeiten sind Luxusgüter, die sie glücklich machen. "Die Welt geht unter aber wir haben Champagner". Dazu der Kontext, das die Toten wie lebende Supermarktbesucher, durch das Kaufhaus schlendern. Ich mag diese Gesamtkonstellation und deren Doppeldeutigkeit.
 
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