Zombie 2 - Das letzte Kapitel
"The darkest day of horror the world has ever known."
1985 entfesselte George A. Romero seinen vorerst letzten Streich in seiner Untoten Trilogie - 7 Jahre nach dem Megaerfolg des Vorgängers. Leider floppte "Day of the Dead" an den Kinokassen und das Publikum war enttäuscht, dass es kein zweiter "Dawn" war. Die Welt war nicht bereit für diesen Film, der erst viele Jahre später die Aufmerksamkeit und Anerkennung erhielt, die er verdient.
Das Intro von "Day of the Dead" ist meisterhaft und nicht weniger eindrucksvoll in Szene gesetzt als die Intros der ersten beiden Filme. Mit wenigen Bildern erzählen Romero und Gornick eine epische Vorgeschichte von Apokalypse, Zusammenbruch, Verwüstung, Chaos und Tod. Das vergebliche
"Hellooooo?" aus Miguel's Megafon hallt durch die menschenleeren Straßen, welche von vertrockneten Palmen geziert werden. Eine Zeitung mit der Schlagzeile
"The Dead Walk" wird vom Wind durchs Bild getragen und letztlich gegen eine Hauswand gepresst. Neben dem Hauch des Todes nehmen wir leise Schritte wahr. Ein Schatten betritt die Bildfläche, der legendäre Zungen-Zombie schlurft ins Bild, Titeleinblendung. Es folgt eine Montage von vielen Zombies, die vom Megafon angelockt, aus ihrem Versteckt hervorkriechen und mit unheimlichen Geheul durch die leeren Straßen schlurfen. Das Geheul ist so laut, dass es sogar den Motor des Helikopters übertönt. Dazu die stark im Kontrast stehende Musik mit ihren karibischen, fast schon idyllischen Klängen. Gänsehaut pur. Dieses Intro sucht bis heute seines Gleichen.
Die wenigen Überlebenden verstecken sich seit wer weiß wie vielen Jahren in einem unterirdischen Silo. Das Intro hat auf eindrucksvolle Weise erklärt: ein Leben an der Oberfläche ist nicht mehr möglich. Die Straßen, die Städte, vielleicht sogar die ganze Welt wird von den Untoten überrannt. Dieser dunkle, trostlose Schauplatz spiegelt sich auch in der bedrückenden, klaustrophobischen Atmosphäre des Films wider. Extreme Strapazen und Konflikte stehen an der Tagesordnung zwischen Wissenschaftlern und dem Militär. Beide Parteien sind mit den Nerven am Ende. Doch niemand ist im Stande miteinander zu kommunizieren. Militär und Wissenschaftler ziehen nicht an einem Strang. Während die Wissenschaftler nach einer Heilung suchen und sogar die Domestizierung der Zombies in Erwägung ziehen, ist das Militär der Ansicht die beste Lösung sei alle Untoten auszurotten. Es wird so viel in diesem Film geredet, doch alle reden aneinander vorbei. Die daraus ständig resultierenden Konflikte lenken vom eigentlichen Problem ab: den Untoten. Wieder einmal zeigt Romero auf, dass der Mensch sich selbst im Weg steht und selbst sein größter Feind ist.
Im Kontrast zu diesem düsteren, trostlosen und oftmals deprimierenden Grundton steht, wie auch schon im phänomenalen Intro, die karibisch klingende, ja fast schon idyllische Musik. Beides ergänzt sich phänomenal gut und sorgt für eine einzigartige Atmosphäre. Von Anfang an spürt man, wie sich die aussichtslose Situation immer weiter zuspitzt, nur um am Ende überzukochen.
FX Guru Tom Savini hat diese Schlachtplatte meisterhaft in Szene gesetzt. Anders als in "Dawn" setzt man hier nicht auf "comichaften", sondern realistisch wirkenden Gore. Diese Effekte und Masken sind imo bis heute unübertroffen. Weder vor noch nach diesem Film habe ich jemals wieder so gute handgemachte Splattereffekte gesehen.
"Day" macht nicht so viel Spaß wie z.B. ein "Dawn of the Dead" oder "The Return of the Living Dead". Man muss für "Day of the Dead" schon in der richtigen Stimmung sein, um ihn vollends "genießen" zu können imo. Ein Großteil trägt natürlich das dunkle Untergrundsetting dazu bei. Eine Shopping Mall ist nunmal deutlich interessanter und spaßiger als die endlose Dunkelheit in diesem "Grab". Zumal die Charaktere dort auch mit Menschen eingeschlossen sind, die ständig nur gegeneinander kämpfen und gewzungenermaßen "zusammengefunden" haben.
Schauspielerisch stechen vor allem Joe Pilato als Captain Rhodes und Sherman Howard als Domestizierungs-Zombie Bub hervor. Ersterer liefert eine wahnsinnig widerwertige Performance ab. Man kann ihn nur hassen und wünscht ihm den grausamsten Tod, den man sich nur vorstellen kann. Bub scheint mitunter die menschliste Figur im ganzen Film zu sein, indem er fast als einziger so etwas wie Empathie zeigt und somit zugleich ein großer Sympathieträger ist. Ausgerechnet ein Zombie. Welch Ironie. Hier bewegt Romero sich auf einem sehr schmalen Grat, denn er erforscht die Intelligenz der Zombies und lässt Bub gewisse Dinge "erlernen". Besser gesagt, er wird konditioniert routinierte Abläufe aus seinem früheren Leben erneut zu erlernen bzw. sich daran zu erinnern und diese nun nachzuahmen, bis sie instinktiv erfolgen, um so eine friedliche(re) Co-Existenz zu ermöglichen. Mit dieser Figur und Idee fällt und steht der Film imo. Würden diese beiden Faktoren nicht funktionieren, wäre der Film ein Reinfall. Glücklicherweise weiß Romero ganz genau, wie viel er sich hier "herausnehmen" darf und Sherman Howard spielt die Figur des Bub einfach perfekt minimalistisch und dennoch unheimlich menschlich. Ganz starke Leistung.
Ohne jeden Zweifel ist "Day of the Dead" ein weiteres Meisterwerk von Romero, welches im Laufe der Zeit sein Publikum gefunden hat und imo mit jeder Sichtung dazu gewinnt. Der völlig zu Unrecht stark unterschätze kleine, dreckige, nihilistische Ableger der Reihe.
10/10