AW: James Bond
Stirb an einem anderen Tag
2002 trat Pierce Brosnan zum vierten und letztenmal als James Bond in Erscheinung. An seiner Stelle hätte ich mir einen anderen Abgang gewünscht, denn der Film ist echt keine Glanzleistung innerhalb der bis dahin 40 Jahre alten Serie
.
Der Anfang ist noch relativ "normal" für einen Bond - ein actionreicher Einstieg vor der Titelsequenz, der uns an die Grenze zwischen Süd- und Nordkorea führt.
Der Titelsong kommt von Madonna, die im Film auch eine kleine Rolle spielen darf.
Aus der Anfangsnummer kommt Bond diesmal nicht wie sonst üblich 'raus, sondern er gerät in Gefangenschaft, in der er 14 Monate lang schmort und gefoltert wird. Er sieht danach ziemlich verzottelt aus, mit langem Haar und Bart. So etwas hätte es zur Roger-Moore-Ära nicht gegeben. Damals musste Moore mehrmals das Hemd wechseln, wenn sich Spuren von Schweiß abzeichneten. Dieser Bond durfte nicht schwitzen, keine Angst haben und musste immer sauber und adrett aussehen. Das galt 2002 nicht mehr.
Im weiteren Verlauf führt es Bond nach Kuba, wo Halle Barry im Super-Bikini aus dem Ozean steigt und an Zeiten von Ursula Andress erinnert. Später spielt die Haupthandlung in Island, wo der Bösewicht sein Hauptquartier in einem Eispalast hat. Er verfügt über eine überirdische Strahlen-Waffe im Weltraum, mit der er das Minenfeld an der koreanischen Grenze aufräumen will, damit anschließend ein ungehinderter Einmarsch möglich ist.
Und dieser Hauptplot beinhaltet soviel Blödsinn, dass der Film für mich wirklich einen Tiefpunkt (neben Octopussy und Moonraker) darstellt. Zum Einen ist schon der Hauptzweck der Waffe blödsinnig --> ein solcher Aufwand, nur um die Minen zu "räumen"? Schließlich verfügte der Böse ja über Luftkissenfahrzeuge, die ja schon ungehindert über die Minen fahren konnten. Dazu kommt die Genbehandlung, die das Aussehen komplett verändert. Dann der Eispalast
- es mag ja in Schweden sogar tatsächlich ein solches Hotel geben...., aber die Darstellung ist wirklich ziemlich mies, insbesondere bei der Zerstörung. Da gibt's CGI-Szenen unter aller Kanone. Genauso bei einer Verfolgungsjagd auf dem Eis, bei der Bond an einen tiefen Abgrund gelangt, der so billig und künstlich aussieht, dass man nur noch schreien kann. Manche Szenen erinnerten mich an "Ice Age" (aber: nix gegen "Ice Age" !!). In diesem Zusammenhang gibt's auch eine Surf-Einlage, die einfach nur grottig aussieht. Das unsichtbare Auto ? Na ja...
Das war einfach too much
Man muss auch beachten, dass es bis zu diesem Zeitpunkt gerade das gewisse Etwas ausmachte, dass die Bond-Action immer real umgesetzt wurde. Es wurde zwar in den letzten Filmen vor "Stirb an ..." manchmal etwas nachgeholfen, aber recht unauffällig und eben wirksam (z.B. sich per CGI drehende Rotorblätter eines Hubschraubers wurden mit einem statischen Hubschrauber-Korpus kombiniert). Die Verwendung von CGI in dem hier behandelten Film ging total in die Hose!
John Gleese als Q gab es Gott sei Dank auch nur insgesamt zweimal. Am besten fand ich den Schlussgag mit Moneypenny!
3-4/10
Das war's übrigens... hab's geschafft und alle Bond-Filme in den letzten Wochen gesehen. Dazu eine ganz kurze Zusammenfassung:
Auch wenn es ein Auf und Ab in der Bewertung gab, ist es eine tolle Serie, die sage und schreibe 53 Jahre überdauert hat und sicher noch viele Jahre begeisterte Zuschauer finden wird. Die Einspielergebnisse sprechen für sich.
Im Nachhinein betrachtet hätte ich vielleicht die ersten Connery-Bonds noch etwas besser bewerten müssen, weil man sie eigentlich im Kontext mit dem Entstehungsjahr sehen muss und wenn man sieht, welche Auswirkungen sie auf das Kino gehabt haben.
Die Moore-Filme finde ich größtenteils als die schwächsten, zu verweichlicht und mit zuviel Albernheiten. Die beiden Dalton-Filme fand ich sehr stark. Da muss man eigentlich bedauern, dass es nicht mehr wurden. Brosnan war eine Mischung aus Dalton und Moore. Die Action-Schraube wurde angezogen, wobei die Dramaturgie und Story litt und mit dem letzten Film einen Tiefpunkt erreichte.
Craig brachte neuen Wind und mehr Härte und Ernsthaftigkeit ins Spiel, und die Autoren und Macher setzten mehr auf Tiefe, Psychologie und Persönlichkeiten. Sie markieren für mich den Höhepunkt der Serie, passend in der heutigen Zeit.