Russel Faraday
Filmvisionaer
AW: Harry Potter
„Harry Potter und der Stein der Weisen“
Wie der eine oder andere bemerkt haben mag (und da mich Willy Wonka im „zuletzt gesehen“-Thread darauf hinwies), bin ich gerade dabei, erstmals überhaupt „Harry Potter“ zu sehen. Die Bücher habe ich nicht gelesen. Und zwar nicht aus irgendeiner Aversion heraus, sondern aus schlichtem Desinteresse.
Da ich dann aber doch irgendwie neugierig wurde, was es mit dem ganzen Tamtam auf sich haben mochte, passte es ganz gut, dass sich meine Erzeuger, die die Filme mögen, alle Teile auf DVD zugelegt hatten und ich mir selbige (die DVDs, nicht meine Erzeuger) mit nach Hause nahm, um sie zusammen mit meiner Freundin anzuschauen, die die ersten drei Filme kannte und alle Bücher gelesen hat. Mit ihrem entsprechenden Hintergrundwissen kann ich also nicht glänzen, und schon während ich diese Zeilen schreibe, verschwimmen konkrete Erinnerungen an die Kinofilme, aber so bleibt mir auch die Rolle eines recht neutralen Beobachters, der erstens kein fanatischer Verehrer der Bücher und zweitens auch niemand aus der Fraktion „alles Kinderkacke“ ist. Ob die Filme nun buchgerecht umgesetzt wurden, kann ich nicht beurteilen, und so sehe ich die Filme lediglich für sich, was aber nicht unbedingt schlecht ist, da ein Film, der nur dann funktioniert, wenn man seine entsprechende literarische Vorlage kennt, generell nichts taugt.
Ok, lange Vorrede, kommen wir zum zaubernden Bübchen.
Das Positive vorab: die Kinderdarsteller sind gut gewählt, weil sie einem glücklicherweise nicht komplett auf den Keks gehen und man nicht wünscht, sie wären besser abgetrieben worden (etwas, das ich bei dem unerträglichen „Hugo Cabret“ mit seinen Gören durchaus ein- oder zweimal gedacht habe, aber das ist eine ganz andere Baustelle). Besonders in den frühen Filmen macht das Trio eine ziemlich gute Figur. Wenn sie dann erwachsen werden und zu pubertieren anfangen, ändert sich das etwas, besonders das Gerangel zwischen Harry und dem Rothaarigen (O-Ton meiner Freundin: „Ron! Der heißt Ron!“ – „Laberlaber…“) ist etwas nervig, aber so sind Halbwüchsige eben. Die Settings gefallen, die Effekte fallen leider etwas mau aus. Besonders die Trickaufnahmen mit den fliegenden Besen schauen bislang (habe die ersten fünf Teile gesehen) eigentlich immer komplett beschissen aus, was aber in der Natur der Sache liegen mag: man kann auf keinem Besen reiten und dabei nicht total lächerlich wirken. Nun ja, vielleicht doch „alles Kinderkacke“? Eigentlich nicht, denn Teil 1 geht eigentlich ziemlich in Ordnung, auch wenn ich, als uneingeweihter Nicht-Leser, durchaus Probleme hatte, die ganzen Clans und Gruppierungen und Namen irgendwie unter einen Hut zu bringen (ich träume davon, dass mal jemand James Ellroys „Underworld“-Trilogie verfilmt ), aber das ist jetzt nicht soooo problematisch.
John Williams musikalische Leitmotive sind, wie eigentlich immer, nett anzuhören, dazwischen gibt es von ihm denselben Musikbrei, den er seit vier Jahrzehnten zum Auffüllen benutzt, hat mich also weder negativ noch positiv überrascht (ja, ja, packt schon mal die Steine aus… und ein Beutelchen Kies).
Bei den meisten Darstellern dachte ich mir „Ach, der spielt auch mit.“ und begab mich auf „bekannte Gesichter suchen“-Fährten, was recht interessant war.
Willy Wonka hat’s im „zuletzt gesehen“ schon kurz angesprochen, und ich vertrete weiterhin die Meinung: bei solchen Filmen ist es relativ egal, wer Regie führt. Chris Columbus ist noch nie durch besonderen Stil aufgefallen, was erstmal nicht das Schlechteste sein muss, und so bleibt auch seine Verfilmung des ersten Romans inszenatorisch meiner Meinung nach eher austauschbar. Ein anderer Hollywood-Handwerker, der im Laufe der Jahre eine gewisse Routine entwickelt hat und noch nie besonders positiv oder negativ aufgefallen ist (Sonderpunkt für jeden, der bemerkenswerte Columbus-Filme nennen kann, ohne länger als 5 Sekunden überlegen zu müssen – danach machen wir dasselbe Spiel mit einem Regisseur, der kein Arbeiter, sondern Künstler ist, sagen wir Andreij Tarkowski oder, um in den USA zu bleiben, David Lynch), hätte mit großer Wahrscheinlichkeit denselben Film gedreht. Ich meine, um mal auf meine obigen Beispiele zurückzukommen, einen Tarkowski oder Lynch erkennt man sofort. Ein Columbus schaut aus wie tausend andere Filme. Ich sage nicht, dass dies ein Nachteil ist, aber der Mann hat nun einmal keine echte Handschrift, so dass ich seinen Austausch nicht allzu sehr bedaure, während ich den Ausstieg von John Williams ab Teil 4 zum Beispiel schon in den ersten Sekunden bemerkt habe, aber dazu komme ich, wenn’s soweit ist.
Unterm Strich blieb die Sichtung des Films also eine unterhaltsame Erfahrung, bei der ich aber auch schon jetzt felsenfest weiß, dass es keine Wiederholungen geben wird. Nett, aber nicht überragend, und in vielen Dingen so belanglos, dass ich nicht weitere Zeit aufbringen möchte, um bei einem späteren Ansehen vielleicht noch etwas Neues, Bemerkenswertes zu entdecken, denn ich bin ziemlich sicher, dass es da nichts zu entdecken gibt.
Die anderen Filme schaue ich mir übrigens selbstverständlich an, zu den Büchern zieht es mich aber absolut gar nicht. Denn bislang kann ich, außer dass die Kinder älter werden, keine wirkliche Entwicklung sehen. Fünf Filme gesehen, und alle laufen nach demselben Schema ab: Harry wird in den Semesterferien von seinen Pflegeeltern gemobbt, flüchtet zurück ins Schuljahr, kriegt einen neuen Lehrer, der irgendwas zu verbergen hat oder einfach nur ein Arsch ist. Und am Ende ist wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen, während über allem eine böse Vorahnung schwebt, die sich als englischer Patient entpuppen wird.
„Harry Potter und der Stein der Weisen“
Wie der eine oder andere bemerkt haben mag (und da mich Willy Wonka im „zuletzt gesehen“-Thread darauf hinwies), bin ich gerade dabei, erstmals überhaupt „Harry Potter“ zu sehen. Die Bücher habe ich nicht gelesen. Und zwar nicht aus irgendeiner Aversion heraus, sondern aus schlichtem Desinteresse.
Da ich dann aber doch irgendwie neugierig wurde, was es mit dem ganzen Tamtam auf sich haben mochte, passte es ganz gut, dass sich meine Erzeuger, die die Filme mögen, alle Teile auf DVD zugelegt hatten und ich mir selbige (die DVDs, nicht meine Erzeuger) mit nach Hause nahm, um sie zusammen mit meiner Freundin anzuschauen, die die ersten drei Filme kannte und alle Bücher gelesen hat. Mit ihrem entsprechenden Hintergrundwissen kann ich also nicht glänzen, und schon während ich diese Zeilen schreibe, verschwimmen konkrete Erinnerungen an die Kinofilme, aber so bleibt mir auch die Rolle eines recht neutralen Beobachters, der erstens kein fanatischer Verehrer der Bücher und zweitens auch niemand aus der Fraktion „alles Kinderkacke“ ist. Ob die Filme nun buchgerecht umgesetzt wurden, kann ich nicht beurteilen, und so sehe ich die Filme lediglich für sich, was aber nicht unbedingt schlecht ist, da ein Film, der nur dann funktioniert, wenn man seine entsprechende literarische Vorlage kennt, generell nichts taugt.
Ok, lange Vorrede, kommen wir zum zaubernden Bübchen.
Das Positive vorab: die Kinderdarsteller sind gut gewählt, weil sie einem glücklicherweise nicht komplett auf den Keks gehen und man nicht wünscht, sie wären besser abgetrieben worden (etwas, das ich bei dem unerträglichen „Hugo Cabret“ mit seinen Gören durchaus ein- oder zweimal gedacht habe, aber das ist eine ganz andere Baustelle). Besonders in den frühen Filmen macht das Trio eine ziemlich gute Figur. Wenn sie dann erwachsen werden und zu pubertieren anfangen, ändert sich das etwas, besonders das Gerangel zwischen Harry und dem Rothaarigen (O-Ton meiner Freundin: „Ron! Der heißt Ron!“ – „Laberlaber…“) ist etwas nervig, aber so sind Halbwüchsige eben. Die Settings gefallen, die Effekte fallen leider etwas mau aus. Besonders die Trickaufnahmen mit den fliegenden Besen schauen bislang (habe die ersten fünf Teile gesehen) eigentlich immer komplett beschissen aus, was aber in der Natur der Sache liegen mag: man kann auf keinem Besen reiten und dabei nicht total lächerlich wirken. Nun ja, vielleicht doch „alles Kinderkacke“? Eigentlich nicht, denn Teil 1 geht eigentlich ziemlich in Ordnung, auch wenn ich, als uneingeweihter Nicht-Leser, durchaus Probleme hatte, die ganzen Clans und Gruppierungen und Namen irgendwie unter einen Hut zu bringen (ich träume davon, dass mal jemand James Ellroys „Underworld“-Trilogie verfilmt ), aber das ist jetzt nicht soooo problematisch.
John Williams musikalische Leitmotive sind, wie eigentlich immer, nett anzuhören, dazwischen gibt es von ihm denselben Musikbrei, den er seit vier Jahrzehnten zum Auffüllen benutzt, hat mich also weder negativ noch positiv überrascht (ja, ja, packt schon mal die Steine aus… und ein Beutelchen Kies).
Bei den meisten Darstellern dachte ich mir „Ach, der spielt auch mit.“ und begab mich auf „bekannte Gesichter suchen“-Fährten, was recht interessant war.
Willy Wonka hat’s im „zuletzt gesehen“ schon kurz angesprochen, und ich vertrete weiterhin die Meinung: bei solchen Filmen ist es relativ egal, wer Regie führt. Chris Columbus ist noch nie durch besonderen Stil aufgefallen, was erstmal nicht das Schlechteste sein muss, und so bleibt auch seine Verfilmung des ersten Romans inszenatorisch meiner Meinung nach eher austauschbar. Ein anderer Hollywood-Handwerker, der im Laufe der Jahre eine gewisse Routine entwickelt hat und noch nie besonders positiv oder negativ aufgefallen ist (Sonderpunkt für jeden, der bemerkenswerte Columbus-Filme nennen kann, ohne länger als 5 Sekunden überlegen zu müssen – danach machen wir dasselbe Spiel mit einem Regisseur, der kein Arbeiter, sondern Künstler ist, sagen wir Andreij Tarkowski oder, um in den USA zu bleiben, David Lynch), hätte mit großer Wahrscheinlichkeit denselben Film gedreht. Ich meine, um mal auf meine obigen Beispiele zurückzukommen, einen Tarkowski oder Lynch erkennt man sofort. Ein Columbus schaut aus wie tausend andere Filme. Ich sage nicht, dass dies ein Nachteil ist, aber der Mann hat nun einmal keine echte Handschrift, so dass ich seinen Austausch nicht allzu sehr bedaure, während ich den Ausstieg von John Williams ab Teil 4 zum Beispiel schon in den ersten Sekunden bemerkt habe, aber dazu komme ich, wenn’s soweit ist.
Unterm Strich blieb die Sichtung des Films also eine unterhaltsame Erfahrung, bei der ich aber auch schon jetzt felsenfest weiß, dass es keine Wiederholungen geben wird. Nett, aber nicht überragend, und in vielen Dingen so belanglos, dass ich nicht weitere Zeit aufbringen möchte, um bei einem späteren Ansehen vielleicht noch etwas Neues, Bemerkenswertes zu entdecken, denn ich bin ziemlich sicher, dass es da nichts zu entdecken gibt.
Die anderen Filme schaue ich mir übrigens selbstverständlich an, zu den Büchern zieht es mich aber absolut gar nicht. Denn bislang kann ich, außer dass die Kinder älter werden, keine wirkliche Entwicklung sehen. Fünf Filme gesehen, und alle laufen nach demselben Schema ab: Harry wird in den Semesterferien von seinen Pflegeeltern gemobbt, flüchtet zurück ins Schuljahr, kriegt einen neuen Lehrer, der irgendwas zu verbergen hat oder einfach nur ein Arsch ist. Und am Ende ist wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen, während über allem eine böse Vorahnung schwebt, die sich als englischer Patient entpuppen wird.