A Nightmare on Elm Street (1984 - Wes Craven)
Mehrere Teenager werden in ihren Albträumen von einem mysteriösen Mann heimgesucht. Er ist von fürchterlichen Brandnarben gezeichnet, trägt einen rot-grün gestreiften Pullover und einen alten brauen Filzhut. Anfangs noch über die Tatsache verwundert, dass sie alle von der gleichen Gestalt träumen, müssen sie bald mit Schrecken feststellen, dass ihre Träume reale Konsequenzen nach sich ziehen. Stirbst du im Schlaf, stirbst du im realen Leben.
Dieses Mal gibt es kein verfluchtes Camp, keine einsame Waldhütte, keine texanische Einöde, wo es nur so von Kannibalen wimmelt etc. Nein, Wes Craven spielt mit unseren Urängsten und unserem Unterbewusstsein. Sein Film spielt in der Traumwelt. Häufig fühlen wir uns in unseren Albträumen hilflos und ausgeliefert. Jeder Schritt den wir machen, fühlt sich unendlich schwer an. Unsere Handlungen scheinen sich jeglicher Logik zu entziehen. Wes Craven nutzt diese Tatsache gnadenlos aus.
Sein Killer erscheint nur wenn seine Opfer träumen. Genau darin liegt der Knackpunkt. Denn jeder Mensch muss schlafen. Man kann sich dem Killer also nicht entziehen. Hinzu kommt, dass Wes Craven seine Traumwelt optisch zu Beginn häufig äußerst real erscheinen lässt, wodurch die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit oft verschwimmen, ohne das der Zuschauer es sofort realisiert. Dadurch wird die Spannung die gesamte Laufzeit über aufrechterhalten. Freddy Krueger's Präsenz ist allgegenwertig, egal wie banal eine Szene auf den ersten Blick zu sein scheint. Besonders im späteren Verlauf des Films verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit immer öfter und schneller - der Surrealismus fängt an zu überwiegen. Träume und Optik erscheinen nun fantastischer. Das Nervenkostüm der Zuschauer wird pausenlos auf die Probe gestellt. Die Angst ist ein ständiger Begleiter.
Sehr effektiv ist auch, dass Freddy nur selten zu sehen ist und wenig Text hat. Häufig umgibt ihn die Dunkelheit. Craven lässt unserer Fantasie freien Lauf. Wir sehen nicht wirklich etwas, malen uns aber die schlimmsten Bilder aus. Das Monster wird in unseren Köpfen formvollendet. Dieser Effekt wird auch in der Szene genutzt, in der Nancy von ihrer Mutter erfährt was es mit Freddy aufsich hat. Keine Rückblenden oder ähnliches. Nur reines Kopfkino. Der Horror der dadurch entsteht ist größer, als jede noch so gut inszenierte Szene. Freddy bleibt als Charakter und in seiner Motivation eher blass, was ihn widerum um einiges mysteriöser und unheimlicher macht imo. Je weniger Infos man über den Killer bekommt, desto effektiver wirkt er.
Ganz toll finde ich auch, dass Freddy einen rot-grün gestreiften Pullover trägt, denn diese Farbkombination ist für das menschliche Auge am schwersten zu verarbeiten. Ein kleiner psychologischer Aspekt, den der Zuschauer nicht wirklich bewusst wahrnimmt, aber ein schönes Detail von Craven, der damit zeigt, dass er hier aus psychologischer Sicht Horror vom allerfeinsten abliefert.
Wes Craven hat auch bei der Wahl der Schauspieler ein glückliches Händchen bewiesen. Heather Langenkamp als Nancy Thompsen ist vermutlich mein liebstes aller Final Girls im Horrorgenre. Robert Englund als Freddy ist vielleicht das genialste Casting eines Horror Villains überhaupt. Unfassbar furchteinflößend, abgrundtief böse, sadistisch und pervers. Das geniale Make-Up trägt ebenfalls viel dazu bei. In Nebenrollen agieren u.a. John Saxon, Johnny Depp und Ronee Blakely. Die geht mir mit ihrer Theatralik manchmal ein wenig auf den Keks.
Der Score zum Film ist phänomenal! Ich habe selten so einen unheimlichen Score gehört. Er untermalt die Szenen perfekt und sorgt für eine einmalige Atmosphäre. Da kann man wirklich richtig Angst bekommen. Und das passiert mir bei Horrorfilmen doch recht selten. Wenn ich einen Film zum zweiten Mal schaue ist er meistens ganz und gar nicht mehr unheimlich oder spannend. Hier sieht das aber anders aus. Der Film wirkt auch nach der x-ten Sichtung noch "böse" auf mich.
Die "MacGyver"-Szene ist zwar richtig geil gemacht, aber ich glaube kaum, dass Nancy das alles im weniger als 10 Minuten umsetzen kann. Die Gummipuppe am Ende ist auch albern, aber das war ein Kompromiss, das Wes Craven eingehen musste, um den Film überhaupt realisieren zu können
Insgesamt ist "Nightmare" ohne Zweifel einer der besten Horrorfilme aller Zeiten und genießt zu recht seinen Status als Klassiker. Der Film hat bis heute nichts von seiner Intensität verloren. Von mir gibt es für dieses geniale Meisterwerk natürlich die Höchstwertung.
10/10