The Stand (2020, Staffel 1)
Die Neuverfilmung in Serienform von Stephen Kings Weltuntergangswälzer startet im Grunde recht gelungen. Wenn man aktuell mit dem Pandemie-Thema klarkommt. Und den wilden Zeitsprüngen, die dem Erzählfluss nicht unbedingt guttun. Ich hatte damit keine Probleme, obwohl ich vom Roman und der alten Miniserie nur noch Bruchstücke und ein paar Namen im Kopf hatte. Dementsprechend hatte ich einige Déjà-vus, kann aber nicht einordnen, wie stark man von der Vorlage abweicht. Dass man die epische Handlung auch bei einer gut achtstündigen Verfilmung stark raffen muss, dürfte ohnehin klar sein. Das hat zur Folge, dass die Folgen zum Ende hin ziemlich gehetzt wirken. Leider werden sie auch zunehmend klamaukiger: Die Freakshow in New Vegas wirkt doch etwas albern. Dabei bleibt ausgerechnet Obermotz Randall Flagg (Alexander Skarsgård) blass und wirkt kaum furchteinflößend. Ähnliches gilt für James Marsden als Stu Redman, der so gar nicht wie ein kantiger Texaner rüberkommt. Odessa Young als Frannie Goldsmith und Amber Heard als Nadine Cross agieren solide aber ohne Höhepunkte. Auch die auf uralt getrimmte Whoopi Goldberg als Mutter Abagail hat nicht allzuviel zu tun und hinterlässt dementsprechend wenig Eindruck. Mein Highlight in der Besetzung ist überraschend Owen Teague, den man als Patrick Hockstetter aus der "Es"-Neuverfilmung kennt. Wenn man ihn in seiner kleinen Nebenrolle überhaupt wahrgenommen hat. In "The Stand" darf er jetzt mit Harold Lauder einen der interessantesten und vielschichtigsten Charaktere mimen. Und das macht er ziemlich gut, obwohl er optisch nicht der Vorlage entspricht.
Etwas kurios ist die letzte Folge, die von Stephen King höchstselbst geschrieben wurde und der Geschichte mal eben ein neues Ende verpasst. Wäre ich gemein, dann würde ich behaupten, King kriegt das mit den Enden nach wie vor nicht auf die Kette. Aber zum Glück bin ich ja nicht gemein...
Fazit: "The Stand" kann man dank einiger gelungener Momente und wegen des wunderbar passenden Soundtracks schauen und dann sofort wieder vergessen. Man erkennt hier und da Versatzstücke des Romans wieder, aber alles wirkt irgendwie gehetzt runtergerasselt. Epische Weltuntergangsstimmung kommt nur selten auf. Dazu gibt's überwiegend blasse Darstellerleistungen; Horror und Spannung bleiben weitgehend auf der Strecke. Also insgesamt eine ähnliche Erfahrung wie die Miniserie von Mick Garris aus dem Jahr 1994. Die hat mich damals ebenfalls nicht überzeugen können und dürfte heutzutage zudem reichlich altbacken rüberkommen.