AW: Zuletzt gesehen
Das Bourne Vermächtnis
Mit tiefgelegten Erwartungen lebt es sich wohl leichter: "Das Bourne Vermächtnis" war unübersehbar eine reine Kassengeburt. Der Zwang, notwendige Fortführung einer erfolgreichen Franchise zu sein, die längst abgeschlossen schien, lebt im ersten (und wohl nicht letzten) Film mit einem anderen Hauptdarsteller als Matt Damon munter weiter, und als Gilroy in der zweiten Hälfte seines Films in den Standby-Modus fährt und kaum mehr macht als die Damon-Trilogie zu imitieren, macht sich das schmerzlich bemerkbar. Anfangs ist "Das Bourne Vermächtnis" aber immerhin eine temporeiche und spannende Hatz im Schnee - überladen zwar mit unnötigen Verschwörungstheorien, die dem bewährten Spiel mit der Amnesie eher schaden als es weiterzuentwickeln, aber Renner darf sich in einigen hochwertig konzipierten Actionszenen bewähren, die neben der nun auch schon altgedienten Schnellschnittechnik auch manche Kamerafahrt über längere Plansequenzen zu bieten hat. Dennoch mit Sicherheit kein Glanzlicht des letzten Jahres.
6/10
Massai, der grosse Apache
Aldrich stellt die Besiedelung des Westens durch die Weißen als quasi abgeschlossen dar und nimmt die Figur des letzten Apachenkriegers exemplarisch als Symbol des letzten Widerstands. Ohnehin ist es im Ganzen eine symbolische Geschichte, ein Mann, seine persönlichen und übergeordneten Bedürfnisse, er selbst als Liebender einer Frau und als Sinnbild für das Verschwinden der Indianer. Viele Szenen bestehen aus Flucht und Rechtfertigung, einmal wird Massai quer durch eine Stadt gejagt, weil er nicht ins Bild passte. Lancaster wirkt in seiner Rolle etwas ungewohnt; gerne hätte man einen urindianischen Darsteller in der Rolle gesehen, aber "Apache" war wohl Teil von Lancasters Plänen, nicht mehr so sehr auf den typischen Amerikaner festgenagelt zu werden...
5/10
ParaNorman
Dass Animationsfilme nach Möglichkeit für Kinder und Erwachsene geeignet sein sollten, führt dieser Film in ein ganz neues Verständnis: Das Zielpublikum sind etwas größere Kinder, die an Halloween & Co. bereits ein wenig Spaß haben, aber Chris Butler und Sam Fell hauen hier nach Herzenslust Querverweise auf teilweise indizierte Splatterfilme rein, dass es einfach nur Freude macht. Optisch und thematisch ist ""ParaNorman"" ein Hochgenuss - Zombies werden auf nie dagewesene Art und Weise verniedlicht, die Klischees, die sie mit sich schleifen, werden ihnen als Stolperfallen vor die Füße gelegt und dann erfreut man sich gemeinschaftlich daran, wie die tölpelhaften Geschöpfe auf die Nase fallen. Knetanimation ist im Zweifelsfall sowieso immer die schönste Form der Animation, hier zahlt sich das aber ganz besonders aus, denn die Regisseure haben reinsten Spaß daran, mit Texturen und Konsistenzen zu spielen und verleihen ihrem Film genau das organische Feeling, das ein Film mit Zombies eben nun mal haben sollte. Dazu kommt ein absolut fantastisches Licht- und Farbenspiel mit giftgrünen Lichterwellen und tiefblauer Dunkelheit, edle Kamerafahrten und bildschirmfüllende Spezialeffekte.
Das Drehbuch fällt dabei etwas ab, gegen eine ""Coraline"" sieht es beispielsweise kein Land, denn dazu ist die Geschichte vom schrägen Jungen, der mit Geistern sprechen kann, zu gewöhnlich. Aber die herrlichen Anspielungen auf Zombie- und Geisterfilmklassiker und das wunderbare Gesamtdesign entschädigen dafür vollkommen.
8/10
The Wire - Season 4
Wohl der Höhepunkt einer herausragenden Serie. Die vierte Staffel fokussiert sich nun auf Bildung und Schulsystem, zieht geschickt Parallelen zum Treiben an den Straßenecken und zieht gleichzeitig einen Handlungsstrang über den Kampf um den Bürgermeisterposten. Nie hat eine Serie besser auf den Punkt gebracht, wie sich all diese Ebenen gegenseitig beeinflussen und wie Entscheidungen auf einer Ebene Konsequenzen für eine andere haben. Man kann darüber streiten, ob einige Positionsveränderungen (insbesondere diejenige der Ex-Polizisten, die plötzlich Lehrer sind) nicht zu plakativ in die Handlung eingebracht sind, aber irgendwo unterstützt es ja auch die Hauptaussage der Serie, dass Menschen nur Positionen in einem riesigen System besetzen, mit denen sie nicht zwangsläufig verkoppelt sind.
9/10