Vince
Filmstar
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The Pacific
Technisch mindestens so ausgefeilt wie "Band Of Brothers", geht "The Pacific" inhaltlich vor dem großen Bruder aus eigenem Hause in die Knie: Nicht nur ist der Erzählfokus so extrem einseitig, dass die Charakterzeichnung der Japaner praktisch nicht stattfindet, so dass die Miniserie ebenso unvollständig ist wie Clint Eastwoods "Flags Of Our Fathers" ohne sein unabdingliches Gegenstück "Letters From Iwo Jima"; auch zappelt der rote Faden mächtig durch die zehn Episoden, in denen es leider keine auch nur annähernd so präsenten Darsteller wie seinerzeit Damian Lewis, Donnie Wahlberg oder Ron Livingston gibt. Dadurch stolpert man etwas unbeholfen durch die Kriegsgeschichten, die zwar dank gewaltiger und konsequent realistischer Kriegsszenen im Kontrast mit der Schönheit der Kriegsgebiete (hier ein Parallelismus zu "Der schmale Grat") reichlich Schauwerte bieten, emotional aber bei weitem nicht so sehr fesseln wie diejenigen aus "BoB".
6/10
Die Blechtrommel
Unfassbar, was für ein Unterschied in der Erzählkunst deutschen Filmemachens in nur 30 Jahren entstanden ist. Heute kann man aus heimischen Landen nicht einmal mehr ansatzweise einen derart ausgefeilten, ideenreichen, cineastischen, opulenten, bildgewaltigen, gewagten Erzählbogen erwarten, wie "Die Blechtommel" ihn bietet. Schlöndorff nähert sich der Vorlage Grass' aus einer surrealistischen Perspektive und bringt unterschwellig phantastische Elemente ein, die Entschlossenheit in einer Zeit versinnbildlichen, in der individuelle Bedürfnisse unterdrückt wurden. Dazu schreckt er teilweise auch vor Tabuthemen nicht zurück. Obwohl das Resultat als Ganzes mit seinen opulenten Kamerafahrten und den ästhetisch eingefangenen Drehorten fast etwas zu "gestylt" wirkt, ist das Resultat Äonen von dem entfernt, was Deutschland heute zu importieren in der Lage ist.
8/10
Tokyo Gore Police
Extrem abwechslungs- und wandlungsreiche Splattersauerei, deren unzählige Mutationen sich in dieser Form wirklich nur die Japaner aus dem Hirn drücken können. Was auch immer der Körper hergibt, dieser Film presst es bis auf den letzten Tropfen Blut aus, und als wenn das noch nicht reichen würde, "mogelt" er bei abgetrennten Gliedmaßen einfach mal fleischwülstige Substitute hinzu, deren Abtrennen zu noch größerer Ferkelei führt als bei einem normalen menschlichen Körper. Dazu bemüht sich der Film auch noch zu einer Vorgeschichte, die Empathien wecken soll. Das gelingt in Bruchteilen, auch wenn es eine gewisse Übermüdung ob der ständig neuen Blutfontänen nach knapp 2 Stunden nicht ganz verhindern kann. An meerjungfrauenähnliche Strippermutanten mit Alligatorbeinen oder um alle Extremitäten beraubte Krüppel mit Schwertern als Arm- und Beinersatz erinnert man sich aber noch lange danach.
7/10
Evil
Schläger, der zu Hause misshandelt wird, setzt sich auf dem Internat gegen Unterdrücker durch. Angeblich auf einer autobiografischen Erzählung basierend, bleibt dennoch fraglich, ob sich die Geschichte so ereignet hat, wie sie hier dargestellt wird, denn die Charakterentwicklung der Hauptfigur erscheint nur bedingt rational. Dennoch ist "Evil" ein über weite Teile hervorragendes Drama über Gewalt und deren Reflektion, das im Gegensatz zu manch amerikanischem Rachedrama der letzten Jahre auf Lösungen setzt, die mal nicht ganz naheliegend sind, sondern ohne erhobenen Zeigefinger Alternativen zu roher Gewalt bieten. Das ist durchdacht, regt zum Nachdenken an und ist trotz fehlender Rachezüge nicht weniger spannend anzusehen als der übliche Amoklauf.
8/10
Suspect - Unter Verdacht
Klassischer 80er-Jahre-Gerichtsthriller nach alter Schule, mit Verschwörungen bis in die obersten Schichten und allem drum und dran. Die Figurenanlage des von Liam Neeson gespielten Täters / Opfers erinnert wegen dessen Handicaps deutlich an Edward Norton in "Zwielicht", Dennis Quaid und Cher sind das typische, auch persönlich engagierte Ermittlerduo, wie es in Dutzenden von Grisham-Verfilmungen anzutreffen ist. Überraschungsfreies, aber spannendes Entertainment.
6/10
Das Genie und der Wahnsinn
Eine köstliche Satire über den Film und seine Rezeption. Im Vordergrund steht der (auch in diesem Forum) ewig währende Krieg zwischen Arthaus und Unterhaltungskino, vortrefflich dargestellt vom Gespann Nikolaj Lie Kaas (als verschrobener Arthaus-Regisseur) und Ulrich Thomsen (als action-affiner Vater). Tendenziell schlägt sich der Film natürlich auf die Seite der Anspruchslosen, lässt aber genug Raum, um die Verzweiflung des unverstandenen Regisseurs nachvollziehbar zu machen, als der in seinem Projekt mehr und mehr die Fäden an einen ungebildeten Proleten zu verlieren droht. Am Ende biegt sich einiges zugunsten unausgerefter Lovestory-Nebenhandlungsstränge, allerdings nimmt das so wenig Platz ein, dass es den genussvoll zelebrierten Kleinkrieg nicht weiter stört.
7/10
The Pacific
6/10
Die Blechtrommel
8/10
Tokyo Gore Police
7/10
Evil
8/10
Suspect - Unter Verdacht
6/10
Das Genie und der Wahnsinn
7/10