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Boardwalk Empire - Season 1
Alles ist bis in die Spitzen durchdekoriert, vom Hafen Atlantic Citys bis zur Kragennadel an Buscemis perfekt sitzendem Anzug. "Boardwalk Empire" stellt sich so in die Tradition des geschichtsbewussten Senders HBO, der erneut keine Kosten und Mühen scheut, um sich mit dem Kino einen erbitterten Kampf zu liefern. Auf Konventionen und Sitten wie regelmäßige Episodenlaufzeiten und explizite Nacktheit wird nicht erst hier geschissen, auch das gehört längst zum guten Ton bei HBO; die Darstellerleistungen, insbesondere Michael Pitts, Michael Shannons und Stephen Grahams, aber auch des oft kritisierten Steve Buscemi sind ebenso herausragend und ausdefiniert wie die Sets oder die Plots. Bei der feinen Strukturierung dieser Serie fehlt am Ende aber die Überraschung, der Fehler, der menschliche Makel, und so blickt man aller Perfektion zum Trotz doch über die Fassade der Coca-Cola- und Lucky-Strike-Werbeschilder und deckt mühelos auf, dass alles nur Schein und Trug ist. Dennoch wird man diesem Kunstprodukt aufgrund seiner fesselnden Erzählweise ungefragt in die zweite Staffel folgen.
Mein Freund Harvey
Anfangs sehr bemühte Psychopathenkomödie, die aufgrund ihrer Hauptfigur, die einen imaginären Riesenhasen als besten Freund hat, zum Entstehungszeitpunkt zwar einen Ausnahmestatus hatte, deren Humor aber irgendwie erzwungen wirkt. Spätestens nach einer halben Stunde aber wendet sich das Blatt, und zwar in dem Moment, in dem die Gesellschaft ihr wahres Gesicht entpuppt und man sich endlich mit James Stewart identifizieren kann. Dann endlich zeigt "Mein Freund Harvey" auf, wer hier eigentlich wirklich verrückt ist.
Ekel
Unfilmische, experimentell-avatgardistische, schwer verdauliche Dokumentation des Zerfalls einer Frau, deren Welt sich vor ihren Augen und denen des Zuschauers auflöst. Polanski arbeitet sukzessive mit surrealistischen Komponenten, die schließlich in einen wahren Alptraum münden, der es der Hauptfigur nicht mehr erlaubt, angemessen über Recht und Unrecht zu entscheiden. Dabei überlässt er den Zuschauer gewissermaßen trostlos seinem Schicksal. Das erzeugt eine Erfahrung, die alles andere als angenehm ist, aber mit Sicherheit ist sie ihre Erfahrung wert.
Der Ewige Gärtner
Politik und Humanismus gehen mir in Filmen schon mal sehr gerne auf den Senkel ("Blood Diamond"), deswegen habe ich im Leben nicht mit so einem beeindruckenden Film gerechnet. "Der Ewige Gärtner" errichtet mit Rückblenden ein konspiratives Spannungskontrukt, dem man sich genauso wenig entziehen kann wie den wundervollen Landschaften vom schwarzen Kontinent (die immer wieder geschickt mit europäischen Eindrücken konterkariert werden) oder den durch und durch natürlichen Schauspielerleistungen. Selbst von Liebe und Freundschaft wird auf gar nicht kitschige Weise erzählt. Ein großer, facettenreicher Film, der Jahrzehnte überstehen wird.
,5
Die schwarze Narzisse
Dank unglaublicher Technicolor-Technik ein zeitloses Werk, bei dem man niemals vermuten würde, dass es Mitte der 40er Jahre entstanden ist. Hinzu gesellt sich eine meisterhafte Kombination aus Studiobauten und Matte Paintings, die ein himalayisches Bergkloster mit unglaublicher Detailfreude zum Leben erwecken. Mit perspektivischen Montagen, für die man Alfred Hitchcock später verehren würde ("Vertigo"), geht schon "Die schwarze Narzisse" mühelos um und erzählt gleichzeitig eine tiefgreifende Geschichte über Selbstfindung. Nicht von der auf den ersten Blick sperrigen Nonnenthematik abschrecken lassen - lohnt sich!
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Space Cowboys
Für einen Eastwood zwar insgesamt noch etwas dürftig, für den Durchschnitt aber ein amüsantes Rentnerabenteuer. Gefilmt zwar unspektakulär und trocken, dennoch mit genug Charme und Witz, um einen "Armageddon" gleich mitzuversorgen. Das Zusammenspiel von Eastwood, Jones, Garner und Sutherland ist hier die ganze Miete. Wem das reicht und wen die konstruierte Geschichte nicht stört (tatsächlich sind die Parallelen zu "Armageddon" hier erschreckend, wenn man bedenkt, wessen Kind das hier ist), erlebt man einen Abend voller Humor und Drama.
Safe (Jason Statham)
Meine Kritik:
http://www.actionfreunde.de/action/safe/