Titanic - Nachspiel einer Katastrophe
Bereits am 19.04.2012 gab es die erste Vernehmung zur Katastrophe durch Senator William Alden Smith, um festzustellen, ob Fahrlässigkeit oder andere Dinge zum Unglück führten, was natürlich Schadenersatzzahlungen für Opfer und Hinterbliebene bedeutet hätte. Deshalb wurden einige Überlebende verhört, um den Ablauf des Untergangs festzustellen. Zu den Befragten gehörten natürlich Joseph Bruce Ismay, Charles Herbert Lightoller, Frederic Fleet und einige mehr, aber auch Besatzungsmitglieder der „Carpathia“ und der „Californian“ wurden befragt.
Der Film, der 1984 vom ZDF produziert wurde, stellt diese Befragungen als eine Art Fernsehspiel nach, welches sich nah an den Protokollen von 1912 aufhält. Der Zuschauer muss natürlich wissen, dass hier der Wissensstand, 5 Tage nach der Katastrophe behandelt wird, weswegen man mit der Einstellung „Das weiß doch jeder“, nicht weit kommen wird. Sehr schön wird auch die damalige Haltung zu Senator Smith beleuchtet, der zwar ein hervorragender Rechtsanwalt war und sogar als Präsidentschaftskandidat galt, aber von Schifffahrt keine Ahnung hatte. Deswegen sorgten auch Fragen seinerseits für Gelächter, wenn er ein Mitglied der „Californian“ befragt, ob das Schiff dort vor Anker lag. Jemand der bereits alles über die Titanic weiß, wird hier natürlich nicht viel Neues erfahren. Auch in diesem Kontext sollte man die Jahreszahl 1984 noch einmal berücksichtigen, da man vor 40 Jahren als durchschnittlicher Fernsehzuschauer, höchstens rudimentäre Kenntnisse über das Unglück besaß. Das heutige Wissen und auch das tiefergehende Interesse an der Titanic, hat man mit Sicherheit dem Film von James Cameron zu verdanken. Wie auch die traurige und falsche Angst vor Haien, wahrscheinlich auf Spielberg zurückzuführen ist, aber das ist ein anderes Thema. Deshalb werden viele Informationen im Ausstrahlungsjahr neu für die Zuschauer gewesen sein.
Der Film ist sehr gut besetzt und hat viele deutsche Darsteller zu bieten, die man aus der damaligen Fernsehzeit grundsätzlich kannte. Auch die Ausstattung des Films kann sich absolut sehen lassen. Britische Zeitungen wurden beispielsweise in Englisch verfasst und die Kostüme sehen für mich ebenfalls absolut zeitgemäß aus. Auch die wenigen Außenaufnahmen sind sehr gut geworden. Die Aussagen im Film sind trotz heutiger Kenntnisse interessant und hier kann man dann schon mit dem aktuellen Wissensstand gut vergleichen.
Selbstverständlich gibt es hier weder einen Untergang noch Szenen an Bord zu bestaunen. Dies ist ein reiner Dialog-Film, der aber immer mal wieder Originalfotos und Zeichnungen mit einstreut, die ebenfalls sehenswert sind. Interessant ist auch die Figur von Lightoller, die hier gar nicht wie ein Held zu sehen ist. Dies liegt natürlich auch ein wenig daran, dass der Film aus der Sicht von Senator Smith gedreht wurde, der natürlich davon überzeugt war, dass das Unglück zu verhindern war und jemand die Schuld dafür haben muss. Deswegen kommen die „Offiziellen“ weniger sympathisch rüber, als es in einigen anderen Filmen der Fall war. Die Wirklichkeit wird aber wohl niemals geklärt werden, weshalb die Ansichten über die handelnden Personen, immer mit der Perspektive des Betrachters wechseln werden.
Die DVD liegt im Fernsehbild 4:3 vor und hat keine nennenswerten Schwächen, wenn man das Produktionsjahr berücksichtigt. Leider befindet sich kein Bonus auf der Scheibe, was man deutlich besser hätte machen können. Dennoch bin ich froh, dass selbst die Produktion eines Fernsehspiels den Weg auf eine DVD gefunden hat.