Meine letzte Sichtung lag zulange zurück und ich wollte Ihn mir umbedingt nochmal ansehen. Vorallem wegen der tollen Analyse von manitou, der leider seit dem Post hier nie mehr gesehen wurde! Sehr schade!
Nach knapp 10 Jahren habe ich aber tatsächlich eine Rewatch geschafft
Fazit: Anton (Bardem) ist kein Mensch. Er ist schlicht die Personifizierung der Gier. Wenn man genau hinhört wird man damit erdrückt ('Er ist eher ein Geist', 'Er hat keinen Humor', 'Ihn werden sie nicht los, er wird ihnen kein Deal anbieten', 'Sehen sie mich?' u.s.w.). Im Film kommt das alles weit besser zur Geltung als im Buch (wahrscheinlich soll sein Gefängnisausbruch die Reaktivierung der Gier in Moss symbolisieren, der wenig später ja den Zaster stibitzt).
Ich muss ehrlich gestehen diese Metaebene habe ich im Film nicht gesehen, sie macht aber absolut Sinn! Ich kenne allerdings das Buch auch nicht!
Ach ja eine Sache noch. Das Bürogebäude!
Das ist der manifestierte Geist von Moss, nichts weiter. Das Stockwerk welches fehlt dürfte sein Unterbewusstsein..sein
Wells (schlechtes Gewissen) wird von dem Boss (Gewissen) angeheurt um Anton (gutes Gewissen) Einhalt zu gebieten (in dem Fall switchen sie weil ja durch ein reines Gewissen im Bezug auf etwas Schlechtes, hier die Gier, etwas Fatales entsteht). In dem Dialog erfährt man das die beiden sich am 28. November das letzte Mal trafen. Offensichtlich hatte Moss da einen Gewissenskonflikt gehabt. Außerdem KENNT Wells Anton in, ich zitiere: 'every which way'.
Das Zweite treffen in seinem Kopf ist etwas drastischer. Anton tötet den Boss (das Gewissen), nachdem Moss gegenüber seiner Frau auf das Geld besteht (in einem Telefonat). Ein 'Niemand' ist noch zu sehen, wahrscheinlich der Teil seines Bewusstseins das für Geld verantwortlich ist.
Ich weiß noch sehr gut das ich bei meinen vorherigen Sichtungen mich immer gefragt hat was es mit dem Bürogebäude und dem fehlenen Stockwerk auf sich hat. Wer ist der Boss der Wells engagiert. Da es im Film keine wirkliche Antwort dazu kam hatte ich ihn mir, eben genau mit oben stehender Interpretation angesehen und ich muss sagen es macht absolut sinn! Das war für mich so mit der Hauptgrund warum ich diese Theorie gerne glaube, also das Anton halt nicht real ist sondern nur den Zuschauer in die Irre führen soll und sogar manipulieren soll weil man ja mit Moss, obwohl er ja definitiv das Geld gestohlen hat, als Zuschauer eher symphatisiert da es ja Blutgeld ist und somit kein armer Mensch beraubt wurde. Aber man als Zuschauer sehen würde wie Moss auf seiner Flucht vor den Mexikanern teilweise unschuldige tötet nur um z.B. einen neuen fahrbahren Untersatz zu bekommen hätte dieser Charakter beim Zuschauer wenig symphatie erhalten und der Fokus wäre mehr bei Sherif Bell gewesen, da dieser dann alleine der Inbegriff des Guten gewesen wäre. So gabe es neben Bell und Moss eben auch noch Anton, der mit seiner kalten und emotionslosen Art, nur fixiert auf der Suche nach Moss, jedes Mittel recht ist. So denkt man wenn man davon ausgeht das es wirklcih ein Killer ist der auf der Jagd nach Moss und dem Geld ist. Wenn es aber nur ein Symbol für die Gier ist und somit Moss es ist, der diese ganzen taten tut nur um für sich die 2 Mio. Dollar einzukassieren, steht dieser Charakter definitiv in einem anderen Licht dar und wirkt alles andere als symphatisch.
Später redet seine Frau noch mit Anton, sie belässt die Entscheidung über leben und Tod ihrer Gier (Anton), die ihr keinen Ausweg bietet, ergo Selbstmord.
Auch das ist für mich schlüssig, auch weil es sonst keinen rationellen Grund gibt warum der Killer, nachdem alles erledigt ist nochmal dieses Risiko eingehen sollte nur um Carla Jean umzubringen, weil er es Moss versprochen hat?!? Das hatte für mich immer ein kleines Fragezeichen erzeugt, aber unter dem Aspekt wenn man davon ausgeht das Anton keine reale Person ist, passt es so für mich.
Die Crash Szene danach lief dann anders ab (Anton saß nicht am Steuer, es gab vlt keinen Unfall in der 'Realität'), die beiden Jungen haben das Geld nur gefunden, streiten sich und Anton geht weiter seine Wege (der erwähnte Zyklus beginnt hier erneut, die Gier ist gesät). Das Ende ist dann logisch. Der innere Monolog Bells belegt meine Theorie. Er hat keine Erklärung denn er kennt keine Gier. Er wollte nur 'Licht' in das Dunkle, Böse bringen, wacht aber auf und versteht das es so etwas immer geben wird.
Genauso der Schluss wirkt auf mich schlüssiger wenn hier einfach die Aussage bzw. Erkenntnis von mitlerweile im Ruhestand befindlichen Bell das halt zusammenfasst das es immer wieder Verbrechen und Morde geben wird, nur aus Gier der Menschen. Und gerade wenn einem selbst ein Gefühl wie Gier vollkommen fremd ist, ist es ein Grund den man absolut nicht nachvollziehen kann.
Mal von dieser Metaebenen-Analyse abgesehen ist No Country For Old Men ein guter Film der mich auch 13 Jahr später immer noch gut unterhalten hat. Ich habe ihm noch nie die Höchstnote gegeben, dafür mag ich einfach andere Filme viel lieber, aber dennoch ist es ein Film den ich mir gerne ansehe und offenbar auch nicht so geradlinig ist, wie ich damals 2007 noch dachte.
Wertung:
8.5/10