Blut für Dracula
Dieses Schloss, dieses unglaubliche Schloss.
Erst 8 Jahre nach dem riesigen Erfolg, folgte mit „Blut für Dracula“ wieder ein Film mit Christopher Lee als Schatten der Nacht. Irgendwie ein seltsamer Umstand, zu dem es mehrere Theorien gibt, die aber bis heute nicht eindeutig geklärt wurden. Schließlich kam 1960 bereits mit „Dracula und seine Bräute“ ein weiterer Film mit Peter Cushing als van Helsing auf den Markt, der aber einen anderen Darsteller als Dracula hatte. Dafür war Peter Cushing in diesem Nachfolger nicht mit von der Partie, weshalb es gar keinen van Helsing gab. Dennoch wurde er im 2-minütigem Vorspann, in dem man nochmal das Finale des Erstlings sieht, gezeigt. Dies bedeutete, dass man in der Kontinuität die „Bräute“ außen vor lies und an den Film von 1958 anschloss. Apropos Schloss, dieses unglaubliche Schloss.
4 reiselustige Briten fahren quer durch Europa, um sich verschiedene Sehenswürdigkeiten anzusehen. Dabei möchten sie auch in Carlsbad halten, wovon ihnen die Einheimischen abraten. Zumindest sollte man keinesfalls in die Nähe der Burg gehen. Sie finden einen Kutscher, der sie zumindest in die Nähe bringt, aber wegen Einbruch der Dunkelheit seine Fahrgäste aussetzt und panisch zurückfährt. Kurz darauf erscheint wie von Geisterhand eine leere Kutsche, die das Quartett unfreiwillig statt nach Carlsbad, zum Schloss des ehemaligen Grafen bringt. Da man dort nun mal jetzt angekommen ist und ansonsten keine Unterkunft für die Nacht besitzt, beschließt man sich vor Ort erstmal umzusehen.
Genau das macht der Zuschauer jetzt auch und das ist einfach sagenhaft. Ganz ehrlich, die gesamte Spieldauer, die man in den alten Gemäuern verbringt, hätte für mich auch ohne Handlung und Schauspieler funktioniert. Es sieht, wie bereits mehrfach erwähnt, unglaublich aus. Nach Konsum des Hauptfilms, habe ich ihn mir inzwischen bereits mit 3 verschiedenen Audiokommentaren nochmal angesehen, da ich einfach zurück in diese Magie bestehend aus Set, Design und Licht wollte. Mehrfach habe ich die Pausentaste betätigt, um auf verschiedenen Bildern und Details zu verweilen, die eine märchenhafte Anziehungskraft auf mich hatten. Dennoch war ich ja nicht nur zum Sightseeing hier, sondern war zusätzlich gespannt, was hier passieren wird. Dies lag auch am inhaltlich wunderbaren Aufbau. Der Graf selbst, taucht erst nach der Hälfte der Spielzeit auf, aber dennoch war seine unheilvolle Präsenz durchgehend zu spüren. Wer für den Gothic-Horror etwas übrig hat, wird in dieser Sequenz vollends auf seine Kosten kommen.
Dracula selbst ist diesmal anders angelegt als 1958. Er hat nämlich keine Sprechrolle, weshalb er hier nach seiner Auferstehung einzig und allein bösartig ist. Ein Monster, das nach Blut lechzt. Christopher Lee war in seiner Paraderolle nie furchteinflößender. Auch der weitere Cast beeindruckt sehr, wobei ich ausdrücklich Barbara Shelley erwähnen möchte, die hier absolut sehenswert agiert. Wie auch Andrew Keir, der hier den Vampirjäger spielt, ohne dabei van Helsing zu imitieren und einen völlig anderen Charakter aufweist. Das Team um Terence Fisher, der wieder Regie führte und Jimmy Sangster, der das Drehbuch schrieb hat hier einfach ein wunderbares Sequel geschaffen, bei dem alles stimmt. Deshalb ist der Film für mich im Gesamtwert, durchaus auf Augenhöhe mit dem Original, wobei das Finale des Erstlings dennoch gewinnt. Dafür ist der Aufbau und eben dieses unglaubliche Schloss im Sequel nochmal schöner.
Ein ganz klarer Tipp für alle Freunde von Vampiren, für Fans des Gothic-Horror, des Italo-Gothic und auch für alle die sich für Bildkomposition, Ausleuchtung und Setdesign interessieren. Sogar Freunde von „Hostel 2“ können einen Blick riskieren, da aus "Blut für Dracula" die Blaupause der berüchtigtsten Szene des Films stammt.