AW: Django Unchained
Ich versuch's jetzt mal anders.
Willy, du kannst es drehen und wenden wie du willst und dir andere Regelinterpretationen herbeiwünschen, bis du schwarz wirst: die Academy hat nun mal ihre eigenen Regeln aufgestellt und diese Regeln besagen ziemlich eindeutig, dass eine Figur wie die von Waltz in Django Unchained als Nebenrolle einzuordnen ist. Das ist auch durchaus begründbar. Regeln sind IMMER willkürlich, egal in welchem Bereich, das ist jetzt keine neue Erkenntnis; ändert aber nix an den Fakten.
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich durch deine Sichtweise die Entscheidung der Academy nachzeichnen kann (nachvollziehen will ich nicht schreiben, da diese Wortwahl den Eindruck erweckt, dass ich es nicht mehr missbillige). Ich habe anschließend nur meine Argumentation dargelegt und auch mit Beispielen untermauert, wieso ich die Entscheidung der Academy als unrechtmäßig ansehe.
Aber anscheinend ist die Academy wirklich, so wie Willy schreibt, der Meinung, dass es in jedem Film nur eine Hauptrolle geben darf pro Geschlecht.
Der Punkt hat mich nicht mehr ganz losgelassen, sodass ich in der Geschichte der Oscars gewühlt habe und auch mehrfach fündig geworden bin.
Das erste bekannte Beispiel ist „Meuterei auf der Bounty" aus dem Jahre 1935, der im Jahre 1936 gleich drei Nominierungen in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller" erhielt, denn es wurden Clark Gabel, Charles Laugthon und Franchot Tone nominiert. 1945 gewann Bing Crosby den Oscar als bester Hauptdarsteller für den „Der Weg zum Glück". Gleichzeitig war auch sein Filmpartner Barry Fitzgerald in dieser Kategorie nominiert. 1954 wurden Montgomery Clift und Burt Lancaster als „Bester Hauptdarsteller" für ihre Rollen in „Verdammt in alle Ewigkeit" nominiert.
Weitere Beispiele in Kurzform:
1957: James Dean und Rock Hudson für ihre Rollen in
Giganten
1959: Tony Curtis und Sidney Poitier für ihre Rollen in
Flucht in Ketten
1962:
Maximilian Schell und Spencer Tracy für ihre Rollen in
Das Urteil von Nürnberg
1965: Richard Burton und Peter O'Toole für ihre Rollen in
Beckett
1970: Dustin Hoffman und Jon Voight für ihre Rollen in
Asphalt-Cowboy
1973: Michael Caine und Laurence Olivier für ihre Rollen in
Mord mit kleinen Fehlern
1977:
Peter Finch und William Holden für ihre Rollen in
Network
1984: Albert Finney und Tom Courtenay für ihre Rollen in
Ein ungleiches Paar
1985:
F. Murray Abraham und Tom Hulce für ihre Rollen in
Amadeus
(Fettgedruckt: haben den Oscar gewonnen)
Ich finde diese Aufstellung ziemlich bemerkenswert, da ich niemals mit so einer langen Liste gerechnet hätte. Auch die Tatsache, dass für „Meuterei auf der Bounty“ gleich Schauspieler als Hauptdarsteller angesehen werden, finde ich schon bemerkenswert. Da ich nicht alle genannten Filme gesehen habe und die gesehenen Filme nicht mehr ganz präsent habe, kann ich mit diesen Filmbeispielen nicht im Detail argumentieren. Dennoch wird es bestimmt einige Rollen geben, die ebenfalls in der Kategorie Nebendarsteller gehören würden, wenn man es genauso penibel untersuchen würde und das gleiche Reglement anlegen würde, wie es aktuell bei „Django Unchained“ geschehen ist.