AW: Der Nebel
Ich zitiere mal meine Antwort aus einem anderen Forum (beziehe mich dabei aber auch auf eine dort stehende Kritik):
Schade, weil mir das Szenario so stark erschien, ich mir die als Schwächen ausgelegten Punkte für mich persönlich so gut als Stärken vorstellen konnte und ich bei kontrovers aufgenommenen Filmen sowieso dazu tendiere, dem Film dann eher Positives als Negatives abzugewinnen, habe ich ehrlicherweise schon fest mit einem saustarken, vielleicht sogar bahnbrechenden Film gerechnet - und letztlich muss ich freeman leider in so gut wie allen Punkten zustimmen. Ja, der Film ist verquast, die religiöse Fanatikerin versaut nichts inhaltlich, aber einfach den Spaß am Film, die Bildsprache wirkt nervös und unsouverän und ja, bei mir hat nicht mal das "fiese Ende" gezündet. Ob dessen ich eigentlich hätte betroffen sein müssen. Was für ein Misanthrop muss man sein, um dabei kalt zu bleiben? Aber ich bin kalt geblieben, was nicht daran lag, was da geschieht, sondern eher an den äußeren Begleitumständen, die die Szene unlogisch und menschlich einfach irrational machte. Ich konnte nicht glauben, dass so etwas zu einem solchen Zeitpunkt geschehen könnte und deswegen hat es mich nicht so berührt, wie es hätte sein sollen.
Die menschlichen Charaktere sind leider nur zum Teil so stark ausgearbeitet, wie immer wieder verkündet wird; dazu gehört definitiv Thomas Jane (dessen Leistung ich übrigens sehr mochte, auch wenn ich verstehen kann, warum manche Zuschauer da eine peinlich schlechte Leistung gesehen haben wollten, unter anderem in Janes letzter Szene; das war aber imo Teil des Schauspiels und herrlich unkonventionell von ihm gelöst), aber auch zB. der kleine Glatzkopf mit der Waffe und diverse eher "gesichtslose" Nebendarsteller.
Die Kreaturen sind teils grottigst animiert gewesen, auch vom Design haben sie mich anfangs nicht hundertprozentig überzeugen können; erst mit der angedeuteten Erklärung, wo sie herstammen, setzte sich was zusammen und plötzlich hatte die merkwürdige Tierfauna einen nicht zu verhehlenden Reiz, ungeachtet ihrer Künstlichkeit. Insbesondere in Kombination mit dem Nebel, der sich präsentiert wie ihr Lebenselement und in dessen Schutz die Kreaturen sich teils auch entmaterialisieren und geisterhaft wirken.
"Dreamcatcher"-Parallelen hab ich auch nicht mal ansatzweise feststellen können, allenfalls in Bezug auf die mäßige Animation (insbesondere die Tentakel bei der ersten Attacke erinnerten sehr an die Dreamcatcher-Viecher).
Bei allen Unzulänglichkeiten muss ich aber schon sagen, dass der Film bei mir hängenbleiben wird. Er ist schon sehr "special", das rechne ich ihm hoch an. Trotzdem:
Ein dickes ABER!
Ich glaube, bin mir ziemlich sicher sogar, die Schwarzweißfassung wird den Film massivst aufwerten! Zunächst mal wird die mäßige Animation damit verschleiert werden (vielleicht war die Schwarzweißfassung ja sogar der Grund dafür, weshalb die Viecher nicht besser animiert wurden). Dann öffnet sich eine retrospektive 50er-Jahre-Metaebene, in deren Rahmen sicher auch das "Sprachrohr Gottes" wesentlich erträglicher rüberkommen wird. Dann werden die Schatten der Monster im Nebel besser zur Geltung kommen und so weiter. Ich werde dann nochmal berichten, wenn ich die Schwarzweißfassung gesehen habe.
P.S.
Sehr geil fand ich die Anspielung am Anfang: Was der da malt, ist doch eindeutig ein Kinoplakat zu "Der Dunkle Turm", mit Roland dem Revolvermann, oder? Bitte Mr. Darabont, versuchen Sie sich an diesem Stoff! Danach könnte ich glücklich sterben.