AW: Der Herr der Ringe
Kritik von The Count
Herr der Ringe
In den 70ern versuchte ein Mann namens Ralph Bakshi, der bekannt wurde durch "Fritz the Cat", Tolkiens Meisterwerk zu verfilmen. Zur damaligen Zeit schien Zeichentrick die einzige Möglichkeit zu sein, Tolkiens wunderbare Welt kinotauglich zu machen. Gebracht hat es aber nicht viel. Der Film ist nämlich ein Trash-Feuerwerk ohne gleichen.
1. Problem: Die Handlung. In 128 Minuten wird die Handlung von Die Gefährten und teilweise Die zwei Türme abgearbeitet. Dabei fehlt nicht nur Tom Bombadil (mit dem hat auch Jackson nichts anfangen können), sondern auch die Liebe zum Detail. Man kann in der Zeit keine Beziehung zu den Figuren aufbauen, wodurch es einem eigentlich egal was mit ihnen passiert.
2. Problem die Darstellung der Figuren. Gandalf der Graue entspricht noch am besten meinen Vorstellungen und Gollum sah noch ganz gut aus. Die Hobbits dagegen waren furchtbar. Merry und Pippin konnte ich nie auseinander halten, Sam war ein nervige Pre-Jar-Jar-Binks und Frodo war nie wirklich sympathisch. Dazu hatte man noch das Gefühl, dass die Hobbits schwul waren, zumindest Frodo und Sam.
Aragorn war ein Witz. Ein frisch rasierter Waldläufer, der scheinbar ohne Beinkleider in der Wildnis rumläuft. Boromir sah aus wie ein Wikinger, Legolas wie ein Ballettänzer und Gimli sah aus als ob man einen Gartenzwerg mit einer Axt versehen hat (im Ernst der hatten eine
Zipfelmütze auf).
Saruman der Weiße war Saruman der Rote. Elrond war wohl der Zwilling von Julius Cäsar (da hatte der Zeichner wohl ein Asterix-Heftchen neben sich liegen). Galariel sah dagegen heiß aus, dafür nicht wie eine Elbenkönigin wie Tolkien sie beschrieben hat.
Ach ja, die Orks sahen aus wie aus einer Kanevalssitzung. Und der Balrog, genauso groß wie ein Ork und kann FLIEGEN (wieso er dann in die Grube stürzen kann ist mir ein Rätsel).
Die Argonath waren der größte Witz, das waren nämlich zwei unförmige Steinklumpen die nach nichts aussahen.
3. Problem der Zeichenstil. Die Hintergrundzeichner haben teilweise sehr gute Arbeit geleistet. Nur teilweise wurde die Rotoskop-Technologie verwendet, was sehr befremdlich wirkt.
Dazu sehen einige Szenen sehr armselig aus. Die Szene mit den 9 Reitern an der Furt von Bruchtal wurde sehr in die Länge gezogen. Anderes Beispiel: Die Szene in Moria, wo die Gefährten von Orks angegriffen werden. Da tauchen nur 4 Orks auf und der Anführer der Frodo aufspießt.
Die Schlacht von Helms Klamm war auch sehr schwach, selbst zu Zeiten, als "Die zwei Türme" noch gar nicht lief.
Die Musik war sehr schwach mit einer Ausnahme: Während die Orks auf Helms Klamm zu marschieren stimmen sie zu einem Lied an, dass sehr stimmig ist.
Außerdem gibt es noch eine Hommage an Lawrence von Arabien: Als die Orks bei Fangorn von Eomers Streitmacht gestellt wird reitet ein Reiter in die Orks hinein und wird umgebracht danach kommt die restliche Streitmacht und macht sie alle. Die Szene macht bei HdR keinen Sinn im Gegensatz zu Lawrence von Arabien.
Eigentlich sollten es mal 2 Filme werden, aber die Geldknappheit und der verdiente Misserfolg an den Kinokassen machten eine Fortsetzung durch Bakshie zunichte. Es wurde später fürs Fernsehen eine Fortsetzung gemacht, die aber bei uns wohl nicht veröffentlicht wurde.
Fazit: Wenn ihr euch diesen Film antun möchtet, haltet eine Menge Bier bereit, denn nüchtern ist der Film nicht sehr verträglich. Falls man aber Mystery Science Theatre wieder mal aufleben lässt, wäre das ein passender Film zum Verarschen dafür.