Achtung, Spoiler enthalten.
96 Hours - Taken 2
Nachdem Bryan Mills (Liam Neeson) die Entführung seiner Tochter in Paris vereitelt hat, schwören die angehörigen Albaner der getöteten Männer Rache und begeben sich auf die Suche nach Mills. Dieser befindet sich gerade durch seinen Job als Personenschützer in Istanbul und empfängt dort seine Ex-Frau Lenor (Framke Janssen) und seine Tochter Kim (Maggie Grace), die ihm ein Überraschungsbesuch abstatten, doch mittlerweile sind auch die Albaner fündig geworden...
Man hab ich mich auf den Film gefreut. Teil 1 ist für mich eines der besten Werke der letzten Jahre, gerade im Action Bereich. Eine mitreißende Story, ein knallharter Liam Neeson und perfekt dosierte Action, bei der trotzdem nichts zu übertrieben wirkt. Man nimmt den Film alles ab. Hier nun also der nächste Teil, dem ich, wie erwähnt, entgegenfieberte. Die Trailer machten Lust auf mehr und die Rache für die Ermordeten aus dem ersten Teil klingt eigentlich auch nicht so abwegig, trotzdem macht der zweite Teil alles schlechter als der erste.
Aber fangen wir von vorne an. Schon zu Beginn gibt es einige Faktoren die mich den Kopf
schütteln ließen (im übrigen war das die Bewegung die ich gestern im Kino recht oft wiederholen musste). Das Bryan Mills ein Sorgenreicher Vater ist, sollte nach dem ersten Teil niemanden mehr wundern, im Gegensatz zu Teil 1 hat sich dieses Phänomen aber nochmals etwas gesteigert, was ich aber eher peinlich fand. Ein GPS Sender im Handy der Tochter, um sie mal kurz bei ihrem Freund aus dem Haus zu zerren, erinnert mich dann doch eher an eine RTL 2 Doku-Soap, bei der man sorgenreiche Eltern sieht die ihr Kind ebenfalls so überwachen. Hinzu kommt das sich Mills wieder langsam mit seiner Frau Lenor, genannt "Lenny" (gegen diesen Namen hatte ich schonn im ersten Teil eine Aversion, leider hört man ihn im zweiten des öfteren) versteht, und auch die Szenen fand ich nicht so prickelnd.
Weiter geht die ganze Sache in Istanbul. Die ersten Minuten, nachdem Mills kapiert hat das er und seine Frau von den Albanern verfolgt werden, gestalten sich noch recht gut und spannend, unterlegt mit einem guten Soundtrack, doch leider hält das nicht an. Das liegt hauptsächlich an übertriebenen Handlungen die so einfach unglaubwürdig rüberkommen. Natürlich ist Teil 1 streng genommen auch kein realitätsnaher Film, aber hier hab ich nie an den Aktionen von Mills gezweifelt, ich nahm ihm alles ab, alles wirkte authentisch. In Teil 2 ist das nicht mehr der Fall. Nachdem man seine Frau und ihn geschnappt hat, werden sie mit verbundenen Augen quer durch Istanbul gefahren, Mills hat natürlich so ein gutes Gehör und so ein gutes Zeitgefühl, das er sich da einfach mal merkt wann sie an welchen markanten Orten vorbei gefahren sind. Im Versteck der Bösen Buben angekommen, holt er sich gefesselt ein Mini Handy aus seiner Tasche raus, und ruft seine Tochter an, die sich die ganze Zeit im Hotel befand. Ihr gibt er gewisse Anweisungen, so lässt er sie mit Hilfe eines Stiftes, einer Schnur, einer Karte von Istanbul und seinem Wissen das er sich während der "blinden" Fahrt aneignete, gewisse Gebiete einkreisen, damit Kim dann im Endeffekt weiß wo sie gefangen gehalten werden. Zugegeben das war jetzt die kurzform dieser Szene, aber so verrückt sie sich anhört, so verrückt kommt sie dann auch im Film rüber.
An der Stelle könnte ich nahtlos weitermachen, mit unglaubwürdigen Situationen aber springe nochmal etwas weiter nach vorne.
Bei einer Verfolgungsjagd in der Kim die Fahrt übernimmt, damit Bryan der nebendran sitzt auf die Bösen schießen kann, zeigt sie ihre ganzen Fahrkünste, obwohl sie, wie zuvor ausdrücklich erwähnt, schon zweimal durch die Fahrprüfungen gefallen ist. Auch schafft sie es bei der ganzen wilden Verfolgungsjagd durch enge Straßen, am Ende sogar beim geplanten Ziel anzukommen, der US Botschaft, in welcher sie dann auch zum Glück bleiben kann, und den Zuschauer somit nicht mehr nervt. Bryan muss natürlich derweil nochmal los um "das zu tun was er am besten kann", denn seine Frau ist ja immernoch in den Händen der Gangster.
Auch das war alles irgendwie recht unspektakulär und kein Vergleich zum ersten Teil. In einem Türkischen Bad findet er dann plötzlich seine Bewusstlose Frau, muss sich noch einem sehr untrainiert wirkenden Albaner stellen, der ihm sogar einige Probleme macht (was ich aber auch unlogisch finde, da er sich sonst immer recht locker durch die Massen kämpft) und erledigt dann den Ober-Boss indem er ihn gegen die Wand drückt
.
Okay das war jetzt wirklich viel geheule, aber es war auch unschön das ganze, und ich hoffe das es keinen dritten Teil mehr geben wird. Der Film hätte durchaus das Potential gehabt gut zu werden, dafür allein sorgt schon Istanbul, denn diese Stadt hat man bisher sowieso recht selten in einem Film gesehen, und bietet aber für so einen Action-Thriller egtl. genug Möglichkeiten, etwas geniales daraus zu machen. Auch die Tatsache das seine Tochter da recht gut mitmischt ist eher nervig und total unglaubwürdig.
So verkommt 96 Hours - Taken 2 zu einem 0815 Actionfilm den man sich einmal anschaut und dann erstmal nicht mehr braucht. Als eigenständiger neuer Film würde ich den vermutlich nichtmal so extremst zerreißen, aber verglichen mit dem Vorgänger ist er einfach nur enttäuschend und deshalb eine noch ganz Gnädige
5,5/10
aufgrund der Location, Liam Neeson den ich dennoch ganz gern sehe und dem recht guten spannenden Start in Istanbul. Das wars dann aber auch.