Are you some kind of scientist?" - "I am EVERY kind of scientist."
"Doctor Who" (S8)
Nein, nicht die erste Capaldi-Staffel (die auch S8 ist), sondern die zweite Pertwee-Staffel.
Jon Pertwee ist bekanntermaßen der dritte Doktor und war immerhin fünf Jahre im Dienst, ehe er das Zepter an Tom Baker übergab. Mir ist Pertwee als Doktor mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Ich würde ihn sogar als meinen Lieblingsdoktor der klassischen Ära einordnen, auch wenn er unter schwierigen Bedingungen starten mußte, da die BBC der Serie einen noch strengeren Sparkurs als ohnehin verordnete und man dies dahingehend umsetzte, indem man den Doc für seine Verfehlungen in der Vergangenheit kurzerhand durch die Timelords auf die Erde verbannte, die TARDIS mit einer Wegfahrsperre lahmlegte und die Probleme zu ihm brachte, statt ihn mit seiner (ab hier neuen Begleiterin) Jo durchs Universum reisen zu lassen. Dies bedeutete natürlich eine deutlich statischere Ausrichtung der Serie, in der man den Timelord zwangsläufig überwiegend in derselben Umgebung antrifft; in diesem Falle den UNIT-Labors, UNIT-Lagerhallen, dem UNIT-Hauptquartier und anderen UNIT-Locations.
Der Doktor wird dadurch zu einer Art Sherlock Holmes, der Brigadier (mit dem er sich öfter mal verbal kabbelt) zum Ersatz-Watson (eine Rolle, die er sich mit Jo teilen muss)... fehlt eigentlich nur noch der passende Moriarty. Der wird dann in S8 tatsächlich auch erstmals vorgestellt, und zwar in Form des allseits beliebten Masters, der ja auch in der aktuellen Serie noch immer sein Unwesen treibt.
Damit haben wir eigentlich auch schon das einzige Problem dieser Staffel: der Master, der ja der Anti-Doktor ist und ihm an Intelligenz und Einfallsreichtum mindestens ebenbürtig sein sollte, wird gleich in seinem ersten Jahr über Gebühr strapaziert, da er in jeder Episode auftaucht und sich als Mann im Hintergrund entpuppt, der für allerlei Ärger verantwortlich zeichnet. Das ist prinzipiell keine schlechte Sache, zumal Roger Delgado der Figur eine enorme Präsenz verleiht, da der Master aber immer neue Pläne ausheckt und jedesmal mit ihnen scheitert, stellt dies den Charakter ins Licht der Inkompetenz. Schon klar: am Ende muss der Doktor siegen, aber hier wäre es besser gewesen, eine Art Rahmenhandlung über alle Serials hinweg zu konstruieren, so daß der Master wenigstens nur am Ende das Nachsehen hat und nicht immer der Doofe ist.
Aber die Zeit für so etwas war noch nicht reif (zur Ehrenrettung sei gesagt, daß es modernere Autoren und Serien das erst recht nicht hinkriegen), und so muss man diese halbbittere Pille einfach schlucken.
Fremde Welten sind dem Doktor also nun auch in seinem zweiten Exil-Jahr (bis auf eine Ausnahme) verwehrt - wie also das Publikum bei der Stange halten? Ganz genau - mit Action: mit Schießereien, einem (erstaunlich) hohen Bodycount, Verfolgungsjagden (zu Land, zu Wasser und in der Luft) und der einen oder anderen hübsch anzusehenden Explosion, mit der die meisten Episoden das Finale beenden.
Jon Pertwees Doktor ist eine sehr energetische Inkarnation. Der haut einem Bösling auch schonmal gekonnt was aufs Maul und lässt Lethbridge-Stewart (eine in Fankreisen sehr beliebte Figur) die Grobarbeit machen, nur um sich dann mit diesem darüber zu streiten, daß Gewalt keine Lösung sei. Pertwee ist außerdem topfit und macht die meisten seiner Stunts selbst und hat mit seiner neuen Begleiterin eine wirklich süße, quirlige Nervensäge zur Seite gestellt bekommen, die mir richtig gut gefallen hat (auf den britischen BDs gibt es auch wie üblich tonnenweise an Extras zu bewundern, in denen Katie Mannings trotz fortgeschrittenem Alter noch immer dieselbe Energie an den Tag legt und die eine oder andere lustige Anekdote zu berichten hat).
Lange Rede, kurzer Sinn: im achten Jahr dreht die Show mit dem Action-Doctor voll auf, führt einen neuen Dauergegner ein, macht aus der Exil-Not eine Tugend und verbreitet von Anfang an Spaß und Freude ohne große Durchhänger. Wer stört sich da schon an wackelnden Pappwänden und albernen Monstern? Ich mich nicht.