„PIONIERINNEN DES FILM NOIR“ – Tag 3
A Gentleman in Top Hat and Tails
Eines Tages taucht ein unbekannter Mann im Frack und Zylinder auf dem Rathausplatz einer Stadt auf und will eiligst an einem öffentlichen Fernsprecher telefonieren – so weit so normal. Und dann beginnt die Komödie die Begebenheit zu erzählen und wieso dieser Mann in diesem edlen Outfit so schnell unterwegs ist. Der Film lebt – wie viele guten Komödien – von zahlreichen Verwicklungen, Intrigen und Zufällen und versteht es vortrefflich dieses Arrangement in einem guten Tempo zu erzählen. Der Film ist zwar nicht so lustig und überdreht wie „Leih mir deine Frau“, aber die Verwicklungen und die satirische Abrechnung mit der Psychoanalyse hat ähnlich viel Potenzial wie die Prämisse von „Leih mir deine Frau“.
Wertung: 6/10
A Woman Disappears
Ein Lehrer kehrt von einem Ausflug nach Hause zurück und stellt fest, dass seine Frau Eva seit dem Tag seiner Abreise verschwunden ist. Der dritte Spielfilm der Norwegerin Edith Carlmar erzählt eine klassische Kriminalgeschichte mit gesellschaftskritischen Ansätzen. Hat mir sehr gut gefallen, aber aufgrund der Anzahl der gesehenen Filme am Wochenende kann ich mich nach gut zwei Wochen gar nicht mehr genau daran erinnern, wie der Film geendet ist…
Wertung: 7/10
Kurzfilm: One the Twelfth Day…
Nach dem grandiosen Kurzfilm „The Stranger Left No Card“ von Wendy Toye war ich sich sehr gespannt auf den nächsten Film von ihr. Der Weihnachtsfilm hat sich eines populären britischen Songs angenommen und zeigt wie ein Herr einer Dame (Wendy Toye selbst) den Hof macht und ihr jeden Tag neue Geschenke vorbeibringt. Während es am ersten Tag nur ein Rebhuhn in einem Birnbaum ist, werden am zwei Tag zwei Turteltauben übergeben sowie ein Rebhuhn in einem Birnbaum, am dritten Tag gibt es drei französische Hühner sowie zwei Turteltauben und ein Rebhuhn in einem Birnbaum. Spätestens jetzt sollte klar sein, wie sich der Film und das Schenken weiter entwickeln wird. Der Film visualisiert das klassische Aufzähllied, welches im Exzess und Chaos endet. Das alles wird ohne Dialoge, aber dafür mit viel Musik und Rhythmus erzählt. Ein spaßiger und sehr überdrehter britischer Kurzfilm.
U-Bahn in den Himmel
Zunächst muss man sagen, dass der Titel seltsam und irreführend ist und das betrifft den Originaltitel wie den direkt ins Deutsche übersetzten Titel. Nichtsdestotrotz verbirgt sich hinter diesem Film ein fantastischer Thriller mit melodramatischen Einschüben. Ein in West-Berlin stationierter amerikanischer Militärarzt wird des Drogenhandels beschuldigt. Daraufhin muss er untertauchen und findet Zuflucht in der Wohnung seiner Ex-Frau, diese, aber wiederum hat ihre Wohnung mittlerweile an die Nachtklubsängerin Lilli Hoffman (Hildegard Knef) untervermietet. Soll sie den unschuldigen Soldaten in Wohnung aufnehmen und ihn vor der Polizei und dem Militär verstecken. Der kammerspielartige Thriller, der fast ausschließlich in der Wohnung spielt, ähnelt in der Prämisse (ein Unschuldig-Verfolgter muss beweisen, dass er nicht der Täter ist) vielen Hitchcock-Filmen und wird mit komödiantischen und melodramatischen Elementen angereichert. Einige Zuschauer fanden den Film sehr enttäuschend und schlecht. Ich war dagegen begeistert von der simplen und dennoch sehr effektiven Idee und dem unterhaltsamen Spiel aller Akteure. Für mich ein sehr guter Geheimtipp.
Wertung: 8/10
The Hitch-Hiker
Der Tag wurde erneut mit einem Werk Ida Lupinos abgeschlossen. Während in den meisten ihrer Filme Frauen die tragenden Rollen spielen, sind in „The Hitch-Hiker“ alle relevanten Rollen mit Männern besetzt. Man kann den Film durchaus als Blaupause für „Hitcher, der Highway Killer“ sehen. Während der Rutger-Hauer-Film im direkten Vergleich wesentlich brutale Gewalt zeigt, entfaltet Ida Lupino im Auto eine klaustrophobische Stimmung und einen Psycho-Terror, der in seiner Intensität heute immer noch vollkommen überzeugt. Pflichtprogramm für deadly, Tarantino und Die wilde 13.
Wertung: 7/10