Laurin
Deutscher Psycho-Gothic-Grusler von Robert Sigl aus dem Jahre 1988. Es geht um einen Kindermörder und die Verarbeitung tragischer Erlebnisse eines Mädchens auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Der Regisseur war damals gerade mal 26 und erhielt dafür den Bayerischen Filmpreis. Irgendwie stieß der Film aber auf breite Ablehnung bei Verleihern, so dass er mehr oder weniger in der Versenkung verschwand und erst im Laufe der Jahre offensichtlich eine reduzierte, aber tendenziell steigende Fangemeinde gefunden hat.
„Bildstörung“ brachte nun eine Special Edition auf den Markt, so dass dem Film bei Filmfreunden nochmal eine gewisse Aufmerksam geschenkt wurde.
Ich war sehr gespannt, wie er mir wohl gefallen wird, da es neben euphorischen Lobeshymnen auch viele Negativkritiken gibt.
Jetzt, da ich ihn sah, freut es mich, dass er mir richtig gut gefiel. Sicherlich handelt es sich nicht um Mainstream, aber wenn man sich darauf einlässt und für solche Art Filme aufgeschlossen ist, wird man belohnt.
Handlungstechnisch ist er gar nicht mal sperrig.
Manche Darsteller agieren aber ab und an schon etwas hölzern. Und die Synchronisationsarbeit überzeugt leider auch nicht, da diese überwiegend sehr steril und studiomässig klingt. Das war‘s aber auch schon an kritischen Anmerkungen meinerseits.
Ein wesentlicher Aspekt, der dem geneigten Filmfreund Freude macht, sind schon mal die Bilder. Die sind teilweise einfach nur wunderschön (Beispiel: ... als der Vater zur See fährt und sein Schiff besteigt). Vieles erinnert an alte italienische Meister (Bildaufbau, Farben)! Auch die Ausstattung und die Atmo sind hervorragend. Man hat immer das Gefühl, sich im Jahr der Handlung (1901) zu befinden. Dazu gibt es einen passenden Score. Die Handlung wird aus der Sicht des jungen Mädchens gezeigt, wobei hier auch immer wieder Rückblicke und Visionen eingestreut werden.
Es ist schade, dass der Regisseur keine weiteren Filme dieser Art mehr zuwege brachte.
Dem einen oder anderen hier im Forum könnte das Werk auch gut gefallen.
9/10