AW: Zuletzt gesehen
In den letzten Tagen entweder im Kino, auf DVD oder Blu-ray.
Saving Mr. Banks
Es ist ein Prestigeprojekt für Disney und im Vorfeld war klar, dass das Image von Walt Disney als Geschichtenerzähler oder „Märchenonkel“ nicht tangiert wird. Stattdessen legt Regisseur John Lee Hancock („The Blind Side“) den Fokus auf die Schriftstellerin Pamela Travers und umgeht so die Schwierigkeit ein facettenreiches Profil von Walt Disney zeichnen zu müssen.
Alternierend zeigt der Film Rückblendungen zur wahren Geschichte und den komplizierten Drehbucharbeiten von „Marry Poppins“. Zweifelsfrei ist es interessant und amüsant bei der Entwicklung eines Filmklassikers beizuwohnen, aber vor allem zu Beginn ist es schwierig einen Zugang zu den überzeichneten Charakteren zu bekommen. Einzig Paul Giamatti als äußerst liebenswürdiger Chauffeur – nicht weniger plakativ umgesetzt als die anderen Charaktere – ist der Sympathieträger und die gute Seele des Films. Wie bereits bei „Captain Phillips“ fährt Tom Hanks gen Ende richtig in seiner schauspielerischen Performance auf, sodass man als Zuschauer ein Gespür für Walt Disneys Zielstrebigkeit und Magie bekommt. Wer mit Disneys familienfreundliches Image, ein wenig Kitsch und Pathos zurecht kommt, kann einen Blick riskieren. Gute 6/10
Im Anschluss habe ich auf jeden direkt eine große Lust verspürt noch einmal „Marry Poppins" zu sehen. Die interne Vermarktungsstrategie von Disney fungiert in dieser Hinsicht also hervorragend.
Thomas Crown ist nicht zu fassen (OmeU)
Ich habe einen klassischen, eleganten Gaunerfilm erwartet und wurde mit einer äußerst furiosen Inszenierung von Norman Jewison überrascht. Diverse Split-Screens, die sich wie wild über den Bildschirm hin- und herbewegten und diverse Perspektiven offenbarten, glichen einem visuellen Exzess. Neben den inszenatorischen Überwältigungsapparat, den schnellen Schnitten und der guten Kameraarbeit stehen vor allem Steve McQueen und Faye Dunaway im Fokus des Geschehens, sodass der eigentliche Raubüberfall inklusive dem raffinierten Plan vollkommen in den Hintergrund tritt. Keinesfalls schlecht, aber ich fand es schon sehr schade, dass der Überall kaum noch Thema war und man sich stattdessen auf eine komplizierte Beziehung zwischen Gauner und Versicherungsbeamtin fokussierte. Knappe 7/10
Die Eiskönigin
Nach einem Einspielergebnis von einer Milliarde US-Dollar und zwei Oscars, musste ich nun auch einen Blick riskieren und wagte ich mich seit langem mal wieder in einem Animationsfilm. Nach einer fürchterlichen Trailer-Vorschau, war ich erwartungsvoll auf den Kurzfilm „
Get a Horse“, der größtenteils im klassischen Zeichentrick entstanden ist und auch für einen Oscar nominiert war. Da ich nie ein großer Mickey-Mouse-Fan war, haben die Witze bei mir überhaupt gezündet. Mir gefielen aber die äußerst klassischen Zeichnungen und zum Teil auch die Idee, dass die Charaktere aus der Kinoleinwand heraustraten. Obwohl die Idee, dass Trickfiguren aus ihren realen Umgebung gerissen werden und in unsere Realität übertreten auch nicht sonderlich neu ist.
Bei „Die Eiskönigin“ hat mich erst einmal positiv überrascht, dass sich Disney auf seinen Wurzeln besann und den Animationsfilm mit sehr viel Gesang ausstattete. Darüber hinaus gab es eine schön erzählte Geschichte mit sehr tollen Hauptcharakteren. Leider haben viele Witze nicht gezündet, der Sidekick (Schneemann) war nervig und eine Wandlung eines Charakters (Gut zu Böse) wurde zu schnell vollzogen. Für mich bis dato auf jeden Fall der emanzipierteste Disney-Film, wo die Prinzessin nicht einmal mehr auf ihren Prinzen angewiesen ist.
Get a Horse: 6/10
Die Eiskönigin: Gute 6/10
Inglourious Basterds (OmU)
Drittsichtung
Nach dem Kinostart habe ich den Film nun endlich im Heimkino in der Originalfassung gesehen und nach wie vor, ist es für mich ein Meisterwerk. Jede Szene, jede Einstellung einfach großartig komponiert und mit kongenialer Musik untermalt und dazu ein außergewöhnliches Ensemble. Quentin Tarantino hat sich mit diesem Werk auf dem Olymp der Regisseure katapultiert und „Inglourious Basterds“ steht für mich in einer Reihe mit Meisterwerken wie „Uhrwerk Orange“, „2001 – Odyssee im Weltraum“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“. 10/10
Jennas Kuchen (OmU)
Wer bei diesem Film nicht auf Appetit auf einen Pie bekommt, hat wohl seine Geschmacksnerven verloren. Die Geschichte einer Kellnerin, die äußerst kreative Pies zubereitet und Zuhause sich mit einem sensiblen, aber nicht minder aggressiven Ehemann arrangieren muss, gerät vollkommen ins Strudeln, als sie erfährt, dass sie schwanger ist. Ein angenehmer Film, der mit interessanten Charakterzeichnungen aufwartet, kreative Pie-Rezepte an die Hand gibt, aber leider auch zuweilen vorhersehbar ausfällt und seine besondere Zutat (die Zubereitung von Pies) nicht genug betont. 6/10