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Während des Bundeskongresses der kommunalen Kinos gab es neben Vorträgen und Diskussionen am Samstag zwei Filmsichtungen. Nach einem 3 1/2 stündigen Vortrag über die Geschichte des 3D-Films, des plastischen Films bzw. des Raumfilms, die zurückreicht ins 19. Jahrhundert (!), gab es im Anschluss zu dem großartigen und höchst informativen Vortrag mit etlichen Filmausschnitten den ersten Raumfilm eines amerikanischen Major-Studios (Columbia) in einer restaurierten Version zu sehen.
Der Mann im Dunkel (O-Ton; 3-D)
Der von Columbia Pictures sehr schnell produzierte Thriller, der nur einen Drehzeitraum von acht Tagen umfasste, kam kurz vor Warner Brothers berühmten ersten 3D-Film „House of Wax" in die Kinos. In der aktuellen Restaurierung erstrahlt der Film in einer Optik, die weit über die Qualität der damaligen Kinovorführung reicht. Neben vielen verspielten Szenen mit eindeutigen Pop-up-Effekten besitzt der Film unglaubliche Tiefeinwirkungen, spielt mit Ausstattung, bietet gelungene Kameraperspektiven und lässt die Großaufnahmen der Schauspieler zu einer neuen Eleganz erstrahlen. Fernab der Effekte bietet der Film eine sehr kurzweilige, nette Krimiunterhaltung, die dem B-Movie zugeordnet werden kann. Knappe 7/10
Meine Frau, die Hexe (O-Ton)
Der zweite Film besaß keinen Bezug mehr zum 3D-Film, sondern wurde aufgrund von beseitigten Rechteproblem endlich wieder in einem Kino aufgeführt. Die Komödie von René Claire aus dem Jahre 1942 hat allein wegen der Hexen-Thematik einige Ähnlichkeiten mit dem James-Stewart-Klassiker „Meine Braut ist übersinnlich“, den ich erst vor kurzem gesehen habe. Im direkten Vergleich ist Claires Film wesentlich humorvoller und versprüht durch die beiden Hauptdarsteller Frederic March und Veronica Lake mehr Charme. Allein das lolitahafte Spiel von Veronica Lake ist in Anbetracht der Zeit schon ein wenig subversiv. Gute 6/10
Passend zum räumlichen Film habe ich dann am Sonntag direkt den nächsten 3D-Film im Kino gesehen.
Der große Gatsby (3-D)
Der absolute Wahnsinn! Die Tiefenwirkung ist atemberaubend und hat mir regelrecht den Atem verschlagen, denn ähnlich wie Hitchock bei „Bei Anruf Mord“ spielt Baz Luhrmann intensiv mit der Ausstattung des Raumes, bindet viele Requisiten ein und lässt die räumliche Tiefen bei Großaufnahmen der Gesichter erstrahlen. Darüber hinaus arbeitet er mit Tiefenschärfe und versucht wirklich einen neuen Raum für den Zuschauer erfahrbar zu machen. Wie bereits bei Luhrmanns vorherigen Werke geht er bei seiner Inszenierung sehr exzessiv vor und präsentiert erneut eine klassische Geschichte und vermengt die Vergangenheit reichhaltig mit aktueller Popkultur. Nur die Musik hätte sich, wie bei „Moulin Rouge“ noch ein wenig mehr in den Vordergrund drängen dürfen. Sie war für meinen Geschmack zu oft nur als Begleit- oder Hintergrundmusik tätig. Aktuell steht der Film bei einer 9/10.