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Und in "My Son, My Son, What Have Ye Done", obwohl der Film an sich eher mittelklassig ist.
Red Lights
Man erwartet zwangsläufig einen übernatürlichen Thriller und diese Erwartungen münzt das Drehbuch in ein Spiel mit den Genreregeln um. Am Anfang ist immer der rational vorgehende Skeptiker, der am Ende unbedingt davon überzeugt werden muss, dass es mehr gibt als die Wissenschaft. "Red Lights" weiß um dieses Gesetz und spinnt daraus ein Netz von Erwartzungshaltungen und deren Brüchen, wozu auch das Genre selbst gehört: Als Gruselfilm, von einigen wenigen Szenen abgesehen, zutiefst ineffektiv, verlagert der Film seine Qualitäten auf ein anderes Level. Der Umgang mit dem Enthüllungseffekt und die Übertragung des Thematisierten auf die Filmstruktur selbst lässt vielmals an Christopher Nolans "Prestige" denken. Zwar kann die Auflösung nicht ganz der eigenen hohen Meßlatte entsprechen, auf dem Weg dahin lässt man sich aber gerne an der Nase herumführen. Ein ungewöhnlicher, schwer zu kategorisierender Film, der visuell immer kurz vor Brillanz steht und am Ende doch etwas Gewöhnliches hat, dessen Drehbuch immer einen Kniff über dem Genrestandard steht und dessen Darsteller qualitativ hochwertige Leute sind, die zwar nicht ihre besten Leistungen abliefern, aber auf ihre Art diesmal ganz besonders faszinieren.
Shame
Eindringliche psychologische Studie eines Sexbesessenen, mit der sich Michael Fassbender endgültig als Charakterdarsteller etabliert haben sollte. McQueen stellt das zwanghafte Verhalten seiner Hauptfigur heraus und macht deutlich, welche Konsequenzen ein solcher Zwang für die anderen Facetten des Lebens haben kann. Eine enge Wechselwirkung besteht zur Urbanität, in der Fassbenders Charakter seinem Treiben nachgeht - U-Bahnen, Szenerestaurants und gefüllte Straßen sind die Kreuzpunkte, in denen McQueen die sexuelle Beutejagd von Großstädtern inszeniert wie ein spielerisches Imitat einer tödlichen Begegnung zwischen Löwe und Antilope. Von der Öffentlichkeit wird man auch nie weit weggeführt, die verglasten Fassaden der Skylines erübrigen Transparenz und sind paradoxerweise doch von sterilem und anonymen Charakter, was letztlich genau die Mischung ist, die ins Drama führt.
Morning Glory
Seichte Komödie mit vermeintlichen Ansätzen von Medienkritik, die eine unglaublich nervige Rachel McAdams in der Hauptrolle hat, die eigentlich quirlig und putzig wirken soll. Tut sie nicht. Stattdessen leidet man mit ihren Dates, die sie totquatscht, und mit ihren Mitarbeitern, die sie auf der Arbeit ertragen müssen. Der Film legt ein hohes Tempo vor, mit dem die Schnellebigkeit und Oberflächlichkeit des Business aufgedeckt werden soll und zumindest das gelingt unter Inkaufnahme des Preises, dass der Film selbst die gleichen Antipathien erregt wie der Sender. Lichtblick ist ein wunderbar nörgeliger Harrison Ford in einer tragenden Nebenrolle, auch sonst hat man sich nicht gerade lumpen lassen, was prominente Namen in kleineren Rollen angeht.
Killer Joe
Friedkins Groteske demontiert die amerikanische White-Trash-Familienstruktur mit einem Knalleffekt, der sich echt gewaschen hat. So psychopathisch die Rolle Killer Joes angelegt sein mag - ohne, dass sich die Familie selbst zerfleischen würde, wäre "Killer Joe" nur ein konventioneller Psychothriller. Friedkin aber lässt Passivität (Thomas Haden Church), Aggressivität / Verzweiflung (Emile Hirsch) und Egomanie (Gina Gershon) jeweils ins Leere laufen, was den Familienkern zum Bersten bringt, und projiziert das verheerende Resultat auf die Jüngste (Juno Temple), deren Unschuld schon zu Beginn des Films verloren ist. Die psychologische Härte des Films ist enorm, so sehr, dass sich der Wahnsinn mitunter in Komik zu flüchten scheint. Im Kopf entstehen aber unentwegt Bilder des Terrors, der in der letzten Szene, die mehr als abrupt abbricht, auf die Spitze getrieben werden. Schon mit "Bug" war Friedkin in die Form zurückgekehrt, jetzt ist er wieder einer der ganz Großen.
Die fürchterliche Furcht vor dem Fürchterlichen
Großartige Idee, etwas verkorkste Umsetzung. Solange Simon Pegg als verlaustes Strichmännchen in Unterhosen in seiner Wohnung hockt und ihn jedes Geräusch und jedes Lichtspiel aufhorchen lässt, ist ""The Fantastic Fear Of Everything"" alles, was er verspricht - eine schräge Phobikerkomödie über die Phobie selbst. Die Wohnung ein Tempel des Kleinkrams, der unzählige Möglichkeiten für raffinierte Schattenspiele birgt, die auch gut genutzt werden, die Gestalt mittendrin bestehend aus zwei großen, ängstlichen Augen, der einzigen Lichtquelle in ewiger Düsternis.
Sobald dann aber die Phobie zu ergründen versucht wird, driftet das Drehbuch in tiefere Sphären ab. Mag man die Besuche beim Seelendoktor noch in die ""Kuckucksnest""-Schiene verorten, wird die unergründliche Angst vor dem Waschsalon am Ort des Schreckens selbst exorziert. Mit unbefriedigendem Ergebnis: Fast schon krimigleich wird die Geschichte zu Ende gebracht, wie ein alter Sherlock-Holmes-Streifen, nur weniger atmosphärisch, und als die Ursprünge entlarvt werden, macht sich Enttäuschung breit. Wieder ein Film, der all seine Magie aufs Spiel setzt, nur weil er Erklärungen finden möchte.
Sons Of Anarchy - Season 2
Zu meinem Erstaunen wurde der Cliffhanger, der für Staffel 2 so viel brodelnde Unterschwelligkeit versprach, recht schnell beiseite geschoben, um für neue Handlungsstränge Platz zu schaffen. Charlie Hunnams Hauptfigur fällt immerhin zunehmend in eine persönliche Krise, die aus dem Zwiespalt zwischen den Wurzeln seines Vaters, seines eigenen Vaterdaseins und der neueren Entwicklung des Klubs entwächst. Darüber hinaus hat Katey Sagal wiederum die besten Szenen, die sie erneut mit der besten Leistung aller Beteiligten füllt. So unterhaltsam und teilweise packed die Serie aber auch geschrieben sein mag, zur oberen Klasse will sie einfach (noch) nicht gehören.