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Die Drei Musketiere (2011)
Totaler Rohrkrepierer mit typisch deutschem Infantilhumor und haufenweise Halbstars, die ganz offensichtlich genau wissen, in was für einem Käse sie da mitspielen, weshalb sie sich auch nicht sonderlich anstrengen. Peinliche Bullet-Time-Effekte auf prunkvollen Sets, die wie billiger Kitsch inszeniert werden, dazu CGI-Schlachten auf dem technischen Niveau von "Wild Wild West", die "Fluch der Karibik" mehr als nur nacheifern - das ist nicht mal unfreiwillig komisch.
2.5/10
Nichts zu verzollen
Wenn sich Camemberts und Fritten streiten, freut sich das Sauerkraut: Bei uns erzeugt die Streiterei am Grenzzoll das Gefühl des lachenden Dritten. Der Humor ist jederzeit familiengerecht, ohne dabei bieder zu wirken. Der Rassismus, mit dem vor allem der neurotische Hauptrollen-Belgier seinen Grenzlandkollegen begegnet, wird auf charmante Weise immer wieder verniedlicht, sei es durch den drolligen Akzent, sei es dadurch, dass die Spitzen effektlos verpuffen oder gar gekontert werden. Eine besondere Stärke des Films ist darüber hinaus sein Setdesign: Der Grenzbereich wird fast schon theaterhaft hübsch inszeniert, mit allerlei schmucken Details (wie zB. einer "Leonidas"-Filiale). Darüber hinaus dürfte dies einer der ersten Retrofilme sein, der sich auf die 90er Jahre stützt.
Gerade für mich als Aachener in unmittelbarer Nähe zu Belgien (ich wohne 1 km entfernt) ein sehr amüsanter Film.
7/10
Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod
Alex de la Iglesias streift sehr nah am Neo-Grindhouse à la "House of 1000 Corpses" oder "Machete" vorbei und macht sich dessen optische Stärken zunutze, ist dabei aber viel mehr als reines Zitate-Mitternachtskino. Der Regisseur verarbeitet hier offensichtlich die Orientierungslosigkeit, mit der er das Spanien während des Franco-Regimes als Kind erlebt hat. Mit der kindlichen und von allen Regeln verlassenen Perspektive gelingt ihm ein tiefgehendes Psychodrama zwischen dem Realismus eines Kriegsfilms und dem Eskapismus einer Alice-im-Wunderland-Welt, und da, wo sich diese beiden Welten berühren, treiben Clowns im Irrgarten ihr Unwesen, die nur noch von Liebe und Hass getrieben werden, weil ihnen sonst nichts mehr bleibt. Das ist höchst intensiv gefilmt, niemals selbstzweckhaft, immer außergewöhnlich berührend. Ganz große Klasse.
9/10
Es waren einmal Flitterwochen
Hier werden Screwball-Anteile mit zeitgenössischer Kritik am Nationalsozialismus vermischt, was leider nicht immer gelingt; man wagt sich zwar teilweise sehr weit vor (im Judenlager treffen die Hauptfiguren auf eine Tür, hinter der Juden zwecks "Verhinderung der Vermehrung" kastriert werden), geht dann aber nicht den letzten Schritt und stellt das Gezeigte wirklich mit Nachdruck in Frage. So wirken die Zeitdokumente wie nachträglich ins Komödiengerüst eingefügt, was noch dadurch verstärkt wird, dass immer wieder Archivaufnahmen von Hitler und Nazi-Einmärschen integriert werden. Dadurch erkaltet der Humor auch etwas und Grant kann sein Talent nicht ganz ausspielen, obwohl er es mehrfach unter Beweis stellt.
5/10