Diane ich habe eine Serie gesehen, die dir gefallen könnte!
Sie handelt von einem Mordfall in einer kleinen Gemeinde namens Twin Peaks. Umgeben ist diese Gemeinde von einem wunderschönen Wald, dessen Bäume einfach nur fantastisch gewachsen sind. Ausgangspunkt ist der Mordfall an Laura Palmer – einer scheinbar vollkommen normalen Schülerin, die sich auf der Schwelle des Erwachsenenwerdens befand.
Die örtliche Polizei bekommt Unterstützung von Agent Dale Cooper vom FBI und dieser Agent unterscheidet sich grundlegend von allen FBI-Leuten, die man bis dato in Filmen oder Serien gesehen hat. Er ist sympathisch, optimistisch, fast immer gut gelaunt, hat für jeden ein offenes Ohr und lässt sich von einfachen Dingen begeistern und macht Werbung für diese. Auf den Punkt gebracht: Der Mann ist perfekt.
Twin Peaks hat Anfang der 90er Jahre eine Welle der Begeisterung und Euphorie losgetreten, die fast nicht mehr aufzuhalten war. Die fortlaufende Handlung der Serie mit dem roten Faden war zur damaligen Zeit in der Fernsehwelt noch nicht so etabliert wie es heute der Fall ist und daher war diese Serie gleichzeitig ein Novum für viele Fernsehzuschauer. Die Macher David Lynch und Mark Frost haben mit der ersten Staffel spannende Unterhaltung geschaffen, indem sie das Rätsel um den Mordfall von Laura Palmer mit den typischen Merkmalen von Kriminalfilmen anreicherten und auch die Ausstattung erinnerte zum Teil an die 50er und 60er Jahre.
In der zweiten Staffel wurde das Mysterium dann langsam gelüftet und dann ging es bergab. Die Serie verlor sich in ihren Soap-Elementen, die in der ersten Staffel noch ironisch wirkten, die aber jetzt beängstigend seriös erzählt worden sind. Der rote Faden war auf einmal weg und es wurden Geschichten von Nebencharakteren erzählt, die der eigentlich Handlung nicht dienlich waren und im Sande verlaufen sind. Selten habe ich so einen deutlichen qualitativen Verlust in einer Serie gesehen. Gründe dafür sind, dass der Sender wegen der hohen Quote immer mehr Folgen haben wollte, aber die Geschichte bot eigentlich kein Potenzial mehr. Zwischenzeitlich haben David Lynch und Mark Frost die Serie auch nicht mehr betreut und die einzelnen Drehbuchautoren und Regisseure haben weitere Folgen am Fließband produziert. So langsam wurde ersichtlich, dass die Serie keinen richtigen roten Faden mehr besaß und so wurde versucht eine neues Mysterium aufzubauen, welches aber zu Beginn sehr konstruiert wirkte. Erst die letztenn Folgen und das Finale der Serie, wofür wieder David Lynch verantwortlich zeichnet, haben wieder an die Qualität der ersten Staffel erinnert und Twin Peaks erhielt ein Finale, welches viele Fans nicht mehr vergessen konnten.
Allein aufgrund des hohen Qualitätsverlusts in der zweiten Staffel kann ich diese Serie nicht über den Klee loben. Selbst die erste Staffel bot für mich keine durchweg perfekte Unterhaltung, denn dafür waren manche Charaktere einfach zu stereotypisch, was wahrscheinlich auch so angelegt war, aber mir dennoch missfallen hat. Der einzige wahre Lichtblick während der gesamten Serie war Agent Cooper, der famos von Kyle MacLachlan gespielt wurde. Höhepunkte der Serie waren auch die Folgen, welche von David Lynch persönlich inszeniert worden sind, denn bei ihm merkt man sofort den Unterschied zwischen einem filmischen Genie und dem gewöhnlichen Auftragsregisseur für's Fernsehen.
Meines Erachtens kann man „Twin Peaks“ sehr gut mit „Lost“ vergleichen, denn beiden Serie haben einen richtigen Hype entwickelt, auch wenn er bei „Lost“ aufgrund des Internets und der DVDs anderes ausfiel als damals bei „Twin Peaks“. Doch wenn ich beide Serien vergleiche, gibt es für mich einen klaren Gewinner. Denn „Lost“ ist für mich in jeder Disziplin überlegen. Die Geschichte ist spannender, mysteriöser, bietet interessantere und ambivalentere Charaktere und bietet durchweg qualitativ hohe Unterhaltung.
Interessant ist, dass beide Serie von dem Sender ABC stammen und wie auch schon bei „Twin Peaks“ wollte der Sender bei „Lost“ aufgrund der guten Quoten mehr Folgen. Zum Glück konnten der Sender mit den Produzenten und Macher von „Lost“ einen Kompromiss finden, sodass „Lost“ insgesamt sechs Staffeln bekam, aber die Staffeln 4 – 6 deutlich weniger Folgen enthielten. Bemerkenswert wie ABC die gleiche Taktik gefahren ist wie vor 20 Jahren, obwohl damals darunter die Qualität sehr litt.
„Twin Peaks“ hat durch seinen Stil und Aufbau die Kino- und Fernsehwelt (zum Teil auch die Videospiele) nachhaltig geprägt und kann noch heute begeistern, aber leider nicht durchweg.
Wertung 1. Staffel: 8/10
Wertung 2. Staffel 6/10