AW: Tron
sorry, aber das ist der mit abstand größte bullshit, den ich je gelesen habe. aber wenn es in einem buch steht, muß es ja stimmen...
Es ist ja nicht nur ein Buch.^^ Ich habe viele Kritiken gelesen, weil ich den Film im Studium … ja, studieren musste.
Einige beziehen sich auf Kracauer, andere aber auch auf andere Kritiker aus der Zeit.
"zwischen hand und hirn muß das herz vermitteln", so naiv der ausspruch sein mag, kann von praktisch jedem so gesagt werden; von einem roten, einem braunen, einem grünen oder einem bunt gescheckten.
Nein, denn der Satz sagt ja aus, dass die hierarchischen Unterschiede bestehen bleiben. Das entspricht eben nicht der Ideologie der Roten, der Grünen oder Bunten. Die Kommunisten wollen eine Herrschaft der Arbeiter, die Liberalen wollen Freiheit für alle, zum Nachteil für das Prekariat, die Grünen haben damit überhaupt nichts zu tun.
Es ist doch eindeutig zu erkennen, dass es in Metropolis um Klassen geht. Man löst die Unterschiede aber nicht auf, sondern zementiert sie regelrecht, indem ein Herz dazwischen tritt. Hand und Hirn sind ja auch Metaphern, ergo hat auch das Herz eine Bedeutung, die politischer Natur ist. Ich finde diese Gedanken überhaupt nicht abwegig.
(Geht man weiter, findet man sogar eine Metapher für die Nation: Den Turmbau zu Babel.)
versteh das nicht als angriff gegen dich, aber zwanghaft jeden film aus dieser epoche in die braune ecke stellen zu wollen, grenzt ja hierzulande schon an eine art volkssport.
Man teilt nicht kategorisch jeden Film aus der Zeit in die braune Ecke, Kracauers Kritik betrifft ja auch nur bestimmte Filme. Davon abgesehen hat Fritz Lang selbst gesagt, ein Film müsse den herrschenden Zeitgeist widerspiegeln; um die Ursachen des NS zu ergründen ist es daher äußerst notwendig, auch die Filme darauf hin zu analysieren, wie sie das gesellschaftliche Geschehen einfingen und vielleicht sogar die Entwicklungen zum NS begünstigten.
"Metropolis" ist ein zum himmel schreiend naives SF-märchen, das heute deshalb diesen filmhistorischen stand hat, weil es das kino maßgeblich beeinflußt hat und inhaltlich noch immer verblüffend gut funktioniert.
Wie schon erwähnt, ist Metropolis vor allem ein handwerkliches Meisterwerk. Die braun angehauchte Geschichte kann ja schwer verdecken, was damals in der Filmtechnik geleistet wurde. Und eben auch als Spiegel des Zeitgeists ist der Film sehr wichtig.
außerdem macht es spaß, sich den film anzusehen. nicht mehr und nicht weniger erwarte ich persönlich von einem film und vertrete sowieso die meinung, daß man nicht krampfhaft nach irgendeiner politischen aussage suchen muß, nur weil der film mitte der 1020er jahre entstanden ist.
Mal unabhängig vom Film: Spaß machen sollen Unterhaltungsfilme – dazu kann man Metropolis durchaus zählen. Aber selbst Unterhaltungsfilme vermitteln durch z.B. Bildsprache mehr, als man beim ersten Sehen merkt.
Bei der Interpretation spielt alles eine Rolle: Die Kindheit des Regisseurs, die Zeit, in der der Film entstand, die Zeit, in der er spielt, Einflüsse, etc. Nur so lässt sich herausfinden, „was der Künstler uns damit sagen will“.
Ein Film aus der Vor-NS Zeit, der um Klassenunterschiede handelt,
muss in Relation der damaligen Umstände gesehen werden.
Da muss ich Russel jetzt voll zustimmen, das ist mir etwas zu extrem reininterpretiert. Da wollte wohl jemand, als er sein Buch schrieb, unbedingt diese Dinge in diesem Film sehen, wegen der Autorin und ihrer späteren NSDAP-Zugehörigkeit.
Es ist völlig in Ordnung, wenn eruiert wird, wie der Zeitgeist vor dem NS war, denn just dieser Zeitgeist hat zum NS geführt. Überinterpretiert finde ich die Kritik nicht, sie ist schlüssig und, wie schon erwähnt, ist der Film nicht völlig braun, sondern hat einen braunen Beigeschmack.