Schock
1953 produzierte die britische BBC eine Science fiction Serie mit dem Titel „The Quatermass Experiment“. Eine Besonderheit lag darin, dass die Serie live, zusammen mit bereits vorbereitetem Material, ausgestrahlt wurde. Die BBC selbst befand das Projekt zwar selbst äußerst seltsam und sie waren nicht wirklich von einem Erfolg überzeugt, aber es entwickelte sich zu einem Straßenfeger. Leider gibt es von der 6-teiligen Serie nur die ersten beiden Folgen auf einem Bildträger, da der Rest damals nicht aufgezeichnet wurde. Durch den großen Erfolg gab es aber bereits wenige Jahre später 2 Nachfolgeserien, die sich ebenfalls um den Professor Quatermass drehten. Hammer films sah diesen Erfolg ebenfalls. Da man vorher bereits Radiosendungen der BBC als Kinofilm auf die Leinwand brachte, versuchte man sich nun an diesem Stoff. Als Regisseur verpflichte man Val Guest, der einige Jahre später mit „Der Tag, an dem die Erde Feuer fing“ einen weiteren Erfolg im Genre verbuchen konnte.
Eine Rakete mit einer 3-köpfigen Besatzung wird vom Team des Wissenschaftlers Quatermass erfolgreich in die Umlaufbahn gesendet. Allerdings gibt es bei der Rückkehr erhebliche Schwierigkeiten, weshalb es zu einer Bruchlandung kommt. Damit nicht genug. An Bord befindet sich nur noch ein einziges Besatzungsmitglied. Die anderen Beiden sind verschwunden, obwohl die Rakete nachweislich zu keiner Zeit geöffnet wurde. Nur die Raumanzüge sind noch vorhanden. Der überlebende Astronaut, Victor Carroon, kann dazu keine Auskunft geben und ist völlig paralysiert. Er spricht nicht und bewegt sich eher wie ein Zombie. In der Klinik bemerkt man allerdings einige Änderungen. Sein Körper beginnt sich nämlich zu verändern. Nicht nur das. Er beginnt Menschen zu töten…………
Der in schwarz-weiß gedrehte Film, der in Deutschland unter dem Namen „Schock“ veröffentlicht wurde, ist ein wunderbarer Vertreter der Science-fiction Ära der 50er Jahre und er steht seinen amerikanischen Pendants in nichts nach. Im Gegenteil! Der Film war in den USA so erfolgreich, dass er auch als Startschuss für Hammer wurde, da der Film ihnen wahnsinnig viel Aufmerksamkeit brachte. „Quatermass“ war der Türöffner, der ihnen Anfragen bescherte und die Möglichkeiten ebnete, kurze Zeit danach mit „Frankenstein“ und „Dracula“ zu Weltruhm zu gelangen. Aber nicht nur aus dieser filmhistorischen Sicht ist er interessant, denn der Film selbst ist ebenfalls klasse geworden. Die Geschichte ist absolut spannend umgesetzt und bietet somit schon sehr früh eine Art „Body-Snatcher“ Variante, auch wenn es sich erstmal nur um eine Einzelperson handelt. Trotzdem absolut schaurig gelungen und wenn man auf diese alten Sci-fi Klassiker steht, kann man nur seine helle Freude haben. An anderen Stellen wird der Film aber auch als schnarchig bezeichnet, was wahrscheinlich an 2 Dingen liegt. Einmal besitzt der Film einen etwas distanzierten Touch, wodurch er ein wenig dokumentarisch wirkt, was allerdings auch volle Absicht war. Mir persönlich gefiel dieser Stil hervorragend. Passend dazu hat man die Rolle des Professor Quatermass nicht als sympathischen Helden angelegt. Ihn interessieren an der Geschichte weniger die Menschenleben, sondern eher die wissenschaftlichen Ergebnisse. Ähnlich wurde es ja 1 Jahr später auch mit „Frankenstein“ gemacht. Wer damit nicht klar kommt, wird der Film ein wenig zu kühl erscheinen. Hier gibt es eben kein Love-Interest und niemanden, der eine Frau retten muss. Als Ausgleich komponierte dafür aber James Bernard wieder einen wunderbaren und emotionalen Score, der den Film spannend untermalt und zudem bringt auch die Kamera tolle Ergebnisse. Wundervoll ist auch das Finale in der Westminster Abbey, welches nur gar nicht in der Abbey gedreht wurde.
Als kurze Randnotiz sei hier noch zu erwähnen, dass in diesem Film bereits Jane Asher zu bewundern ist. Die spätere Lebensgefährtin von Paul McCartney war hier in einer Kinderrolle zu bewundern. Wer sich also für die Geschichte von Hammer films interessiert, hat mit „Schock“ in jedem Fall einen Pflichtfilm aber auch Sci-fi Fans dieser Ära, kommen an dem Film eigentlich nicht vorbei.