Gestern gab's bei mir die Erstsichtung. Die Eindrücke sind etwas durchwachsen, aber unter'm Strich eher positiv.
Den ersten Part empfand ich streckenweise recht öde, belanglos und langweilig. Es war nur dem Vertrauensvorschuss zu verdanken, dass ich gerade einen Tarantino-Film ansah, von dem ich noch interessante Entwicklungen erwartete, so dass ich durchgehalten habe, um den Film zu Ende zu sehen. Wenn der Film von irgend einem anderen (unbekannten) Regisseur gewesen wäre, hätte ich sicherlich abgebrochen. So zogen sich die ersten Kapitel schon arg.
Zur Mitte gab's dann nach meinem Empfinden einen regelrechten Bruch. Plötzlich gab's Erklärungen aus dem Off. Die Machart des Films änderte sich vom ruhigen (lahmen) Kammerspiel in ein Action-reicheres Szenario, bei dem es jetzt auch temporeicher zuging. Dabei gab's die Tarantino-üblichen Gewaltdarstellungen, bei denen ich mich schon frage, ob das in der gezeigten Form unbedingt sein muss. Jedenfalls machte aber dieser zweite Part, dessen Erzählweise und Handlungsentwicklung den Film insgesamt viel interessanter und dadurch auch insgesamt stimmiger.
Den Part des Tim Roth-Charakters empfand ich regelrecht als Parodie auf Christian Waltz' Darstellungen in den beiden Vorgänger-Tarantino-Filmen. Und das kam bei mir nicht gut an. Ich fand das aufgesetzt und unpassend. Auch die Darstellung des Sheriffs Mannix (Walton Goggins) sagte mir in einigen Szenen gar nicht zu. Hier kann es aber sein, dass dies der deutschen Synchronisation geschuldet ist. Und am Ende entwickelt sich dieser Charakter noch in einen starken Handlungsträger.
Der Score von Ennio Morricone gefiel mir gut. Seine Handschrift erkannte ich aber nur einmal - bei der Szene, in dem man das Pferdegespann in einer etwas längeren Studie zu Anfang des Filmes sieht. Ansonsten - insbesondere während der Titelsequenz und im zweiten Filmteil - fand ich den Soundtrack schön bedrohlich und spannungstreibend, eher zu einem Horrorfilm passend. Morricone hätte ich da allerdings nicht 'rausgehört (macht ja aber nix). Insgesamt waren diese Score-Anteile aber eher (zu) dünn gesät, da es noch einige andere Musikstücke und lange Passagen ohne jegliche Musikuntermalung gibt.
Zum 70 mm-Verfahren und zur Roadshow-Version: Da ich die Filme immer auf der Leinwand ansehe, finde ich das Breitfilmformat natürlich immer gut. Hier ist das Bild ja noch schmaler (2,76:1) als sonst üblich (2,35:1). Dabei sind die Panorama-Bilder schon fantastisch. Allerdings gab's davon leider viel zu wenig. Das meiste spielt ja in einer Hütte. Diese Bilder sind zwar auch excellent. Ob man aber dafür diese hochwertige Technik nötig hätte....? Dabei gibt's ja wohl noch weitere Außenaufnahmen, die Tarantino dem Heimkinovolk vorenthält, weil er meinte, dass dies nur auf der Kinoleinwand ordentlich 'rüberkommt. Und was ist mit dem heimischen Beamer-Nutzern? Wer den Film auf dem TV sieht, wird tatsächlich einen recht kleinen Bildanteil bekommen. Auch hätte man ruhig die Fassung mit Ouvertüre (falls es eine gab?) und Intermission auf Blu-Rat bringen können. Bei anderen überlangen Filmen gibt's das ja auch (Ben Hur, Kanonenboot am Yangtse-Kiang usw.).
Was mich auch noch störte, ist das Geschehen, um den Sohn des Generals (Bruce Dern) - kurz vor seinem Ableben. Wer den Film gesehen hat, wird wissen, was ich meine..... So etwas ähnliches gab's ja auch schon in Pulp Fiction (Vergewaltigung des Ving Rhames-Charakters). Anscheinend ist das so ein "Ding" von Tarantino - ähnlich seinem Fuß-Fetisch (den es hier allerdings nicht gibt).
Nun ja, jetzt habe ich viel gemeckert - aber, wie zum Eingang schon geschrieben - per Saldo bleibt's noch positiv:
7/10 - vielleicht gibt's bei einer Zweitsichtung sogar noch 'was drauf