AW: The Fall
Ich will kurz meinen ersten Eindruck vom Film schildern bevor ich die vorherigen Meinungen und Diskussionen durchlese, damit ich meine ersten Impressionen des Films unverfälscht darlegen kann.
Der Prolog des Films ist von seiner Ästhetik grandios und ich fühlte mich an „The Tree of Life“ oder „Melancholia“ erinnert, welche natürlich beide von einem neueren Datum stammen. Verheißungsvoll habe ich die weitere Geschichte und Entwicklung erwartet und nach der ersten halben Stunde wurde mir schon bewusst, dass mich die Intensität des Films nicht so sehr berühren wird. Die elegante Inszenierung und die opulenten Bildern sind großartig komponiert und auch die Darstellung von der jungen Catinca Untaru ist authentisch und intensiv gespielt, aber zusammen wirkte die Geschichte für mich zu ziellos und Regisseur Tarsem war anscheinend doch mehr auf die visuelle Präsentation fokussiert. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich auch ein wenig an Spike Jonzes „Wo die wilden Kerle wohnen“ erinnert, wozu ich damals auch keinen richtigen Zugang gefunden habe.
Die Handlung von „The Fall“ plätscherte dann weiter vor sich hin und wirklich interessant wurde für mich dann die Meta-Ebene des Films. Die Faszination des Geschichtenerzählens und das eine Geschichte nur durch Verbindungen zwischen der Fantasie eines Künstlers und des Rezipienten entstehen kann. So ist im kreativen Prozess der Zuhörer von der gleichen Bedeutung wie der Ideengeber und Erschaffer der Geschichte, denn ohne Zuhörer/Leser hat eine Geschichte keine Wirkung. An dieser Stelle kann man das berühmte Gleichnis benennen von dem Umfallen eines Baumes in einem leeren Wald, denn wenn keiner dieses hört oder sieht, ist der Baum dann wirklich umgefallen? Denn nach der Definition eines Ereignisses muss sich etwas verändert haben und wenn keiner dieser Veränderung wahrgenommen hat, hat sich dann überhaupt etwas verändert?
Der Film behandelt die Frage des Geschichtenerzähelns sehr fantasievoll, indem der Zuhörer (Alexandra) und Erzähler (Roy) öfters in die Geschichte eingreifen und sie an vielen Stellen verändern und durch extreme Zeitsprünge ist die Erzählung auch nicht mehr stringent, was den authentischen Charakter einer Erzählung aus dem Stegreif unterstreicht. Auch wird im Film deutlich, dass die eigentliche Intention dieser erzählten Geschichte nicht die Unterhaltung oder einen höheren Zweck wie der Kunst dient, sondern Roy erzählt sie, um Alexandra zu beeinflussen bzw. unbewusst dazu verleiten etwas für ihn zu tun. Hier kann die Brücke auch zum Medium Film geschlagen werden, denn Roy ist Schauspieler und spielt in vielen Stummfilmen der 1920er Jahre mit. Bis heute ist das Medium des Films immer noch stark in der Diskussion, inwiefern dieses Medium eine Kunstform, eine Unterhaltungsform oder vielleicht doch nur ein Mittel ist, um den Konsumenten Geld aus der Tasche zu ziehen (vgl. Roy will nur Tabletten), ist.
Dieser Subtext des Films ist für mich sehr interessant und auch die Deutung der fiktiven Erzählung könnte bei einer weiteren Sichtung weitere Details offenbaren, aber von der emotionalen Seite hat mich der Film nicht berührt, denn dafür war der Film in meinen Augen zu sehr auf die Bilder und seinen interpretatorischen Anteil konzentriert.
Der Epilog des Films war dann wieder großartig und schloss den äußeren Rahmen des Films perfekt.
Es kann sein, dass ich jetzt irgendwelche Aspekte wiederholt habe, aber das werde ich jetzt nachprüfen, indem ich von vorne das Thema durchlese und später noch einmal auf einzelne Aspekte eingehen werde.