Tesis - Der Snuff Film

deadlyfriend

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Ebenso wie TheBjoern wäre ich aufgrund der Cover-Informationen oder ähnlichen Infos aus anderen Quellen nie auf die Idee gekommen, mir diesen Film anzusehen: "Tesis - ein grauenhafter Psycho-Thriller, der an Intensität weit über andere Vertreter dieses Genres hinausgeht. .... Ausnahmsweise mal wirklich nichts für schwache Nerven!" Und dies im Zusammenhang mit dem Begriff "Snuff-Film" und einer Alterfreigabe ab 18 (2017 auf 16 herabgestuft). So etwas will ich eigentlich nicht sehen. Dabei ist ausschlaggebend der Begriff "Snuff", weil ich so etwas nicht gutheißen kann. Ich kann mich noch erinnern, als es zur Hochzeit der Videotheken hinter dem Vorhang "Gesichter des Todes" zum Ausleihen gab, der damit prahlte, echte Tötungsszenen (Hinrichtungen aller Art u.ä.) zu zeigen. Davon gab's - soweit ich weiß - noch mehrere Teile. So etwas war für mich immer ein Bereich, den ich gemieden habe, ebenso wie Terrorfilme und Horror-Filme der untersten Schublade, bei denen es nur um Grausamkeiten ging, "die alles übertreffen sollten, was bisher gezeigt wurde". So etwas interessierte mich nie.
Kann ich sehr gut nachvollziehen, da es bei mir genauso ist. Die "Gesichter des Todes" Reihe hat mich beispielsweise überhaupt nicht interessiert. Ich habe mich damals schon selbst gefragt, warum ich mir das ansehen sollte. Keine Story, keine künstlerische Verwendung und damit war die Reihe raus.

Das heißt jetzt aber nicht, dass ich grundsätzlich gegen Horror, Brutalität und blutige Gewaltspitzen bin. Sofern so etwas in erträglichen Grenzen bleibt und mit einer Geschichte verwoben ist, die Spannung aufbaut und einen gewissen Sinn ergibt, habe ich damit kein Problem. Wenn etwas satirisch übertrieben wird oder als Groteske erkennbar ist, kann ich auch mit derbem Splatter leben, ebenso bei Handlungen, die eher irrational erscheinen. Ich würde sogar behaupten, dass der überwiegende Teil meiner Filmsammlung Gewalt enthält. Und wenn ich abends vor der Wahl stehe, welchen Film ich einlegen soll: Den Feelgood-Movie oder den neuen Horror-Film, der Spannung und ein paar Gewaltspitzen enthält, greife ich gerne zu letzterem. Aber eben nur, wenn der Film nicht grenzüberschreitend ist, soweit ich das aus Vorabinfos einschätzen kann. Z.B. würde ich allein vom Hörensagen nie den Film "The Sadness" sehen wollen.
Auch diesen Abschnitt könnte ich selbst verfasst haben. Brauch ich nicht, will ich nicht und somit ist mir diese Filmgattung ziemlich egal. Wenn irgendwo auf dem Cover "härtester Film" steht, scrolle ich bereits weiter. Wenn dies das Attribut ist, mit dem geworben wird, tendiert mein Interesse gen Null. Filme wie "Chaos", "Serbian film", "Grotesque" oder "Trauma" fasse ich nicht mal mit der Kneifzange an.
"Tesis" legte ich mir zu, weil ich durch die Postings hier im Forum in den letzten Wochen den Eindruck gewann, dass es eben kein Film ist, der die von mir gesteckten Grenzen überschreitet und das Thema "Snuff Film" in einer Art und Weise behandelt, dass eher weniger Grausamkeiten gezeigt werden und kritisch mit dem Thema umgegangen wird.
Ich war ja damals in der Videothek auch eher skeptisch, aber ein paar vertrauenswürdige Stimmen hatten mich von der Leihe überzeugt.
Ich finde, "Tesis" ist ein klasse Thriller, der einerseits spannend unterhält und andererseits das Thema "Was die Leute sehen wollen, auch wenn sie es nicht zugeben" behandelt. Dass Amenábar diesen Film mit gerade mal 23 Jahren drehte, am Drehbuch mitwirkte und auch noch die (tolle) Musik beisteuerte, ist echt ein Hammer und verdient höchste Anerkennung, die er offensichtlich in seinem Heimatland Spanien auch erhielt (7 oder 8 Goyas).
Wie du ja gelesen hast, finde ich den Film ebenfalls fantastisch und beeindruckend, da er so facettenreich ist und das Thema großartig beleuchtet und dabei noch mit dem Zuschauer spielt. Der Film ist einfach richtig intelligent.
Amenábar verstand bereits in jungen Jahren sein Handwerk. Das zeigt sich auch in den Bildern bzw. in der Inszenierung, auch wenn der Film optisch kein Hochglanzthriller nach heutiger Machart ist. Man spürt auch seine Liebe zum Kino und dass er wohl viele Filme sah, die ihn beeinflussten oder die er verehrt. Einen kleinen Gag erlaubte er sich in der Szene, in der die Hauptdarstellerin "Angela" zusammen mit "Chema" eine Auswertung prüften, wer alles einen bestimmten Kameratyp der Marke "Sony" gekauft hat. Der Name "Alejandro Amenábar" sprang mir sofort ins Auge.
Das fand ich auch megagenial und ich musste direkt schmunzeln. Habe ich damals nicht mitbekommen, weil der Regisseur ja unbekannt war. Später dann ist es mir natürlich aufgefallen. Ich mochte auch, wie er die Charaktere mit Filmpostern untermauert. Der Typ hat es wirklich drauf.
Ich freue mich, den Film gesehen zu haben und ins Regal stellen zu können. Manchmal dauert es etwas länger.... Vielleicht hätte ich ihn unter dem Titel "Tesis - Faszination des Grauens" und ohne die reißerischen Überteibungen auf dem Cover oder dem Plakat schon früher gesehen. Also, Danke an diejenigen, die den Film hier im Forum in den Focus rückten. :hoch:

9/10
Ich freue mich sehr, das auch du ihn auch für dich entdeckt hast. Manchmal dauert es halt, aber eben besser als gar nicht. Insgesamt einfach ein interessanter Regisseur, dessen bisheriges Werk absolut zu empfehlen ist.
 

Tarantino1980

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Es freut mich sehr zu lesen das Dir der Film auch so gut gefallen hat @2moulins !


Dabei ist ausschlaggebend der Begriff "Snuff", weil ich so etwas nicht gutheißen kann. Ich kann mich noch erinnern, als es zur Hochzeit der Videotheken hinter dem Vorhang "Gesichter des Todes" zum Ausleihen gab, der damit prahlte, echte Tötungsszenen (Hinrichtungen aller Art u.ä.) zu zeigen. Davon gab's - soweit ich weiß - noch mehrere Teile. So etwas war für mich immer ein Bereich, den ich gemieden habe,
Das kann ich absolut nachvollziehen und da bin ich sehr ähnlich. Ich schaue mir schon viel an, genre auch mal "Skandalfilme" aber um Gesichter des Todes habe und werde ich auch weiterhin einen großen Bogen machen, nicht aus Angst das es mir zu hart sein könnte, sondern einfach aus einem moralichen Grund. Filme sind für mich Kunst und solange ich diese auch erkennen kann kann ich gewisse Dinge ausblenden. Aber in dem Moment woh es eben keine Fiktion ist, egal ob es nun wirklich echte Hinrichtungen und echte Leichen in diesem Film sind oder nicht, alleine die Tatsache das der Film dies so vorgibt, hat ihn für mich absolut uninsteressant gemacht. Genauso wäre es, wenn es sich bei Tesis um einen richtigen Snuff Film handelt, was es zum Glück nicht ist.


"Tesis" legte ich mir zu, weil ich durch die Postings hier im Forum in den letzten Wochen den Eindruck gewann, dass es eben kein Film ist, der die von mir gesteckten Grenzen überschreitet und das Thema "Snuff Film" in einer Art und Weise behandelt, dass eher weniger Grausamkeiten gezeigt werden und kritisch mit dem Thema umgegangen wird.
Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären wen Du damit meinst :kiss::nice:


Die oben zitierten Cover-Infos, die sich immer noch auf den neuesten Editionen befinden, sind am Ende nicht zutreffend, was diejenigen, die daraufhin eine falsche Erwartungshaltung aufbauten, enttäuscht haben dürfte. Aber auch das gehört ja zur Thematik 'Gewaltdarstellungen in Filmen' und Befriedigung des Voyerismus der Zuschauer. Oft gibt es reißerische Kommentare auf Film-Verpackungen oder auf Plakaten, die dem Zuschauer versprechen, dass er so etwas bisher noch nicht zu sehen bekam. ("Höher - Schneller - Weiter!") Und darauf springen viele an.
Ja leider ist das so. Gerade im Horror Bereich wird dies häufig als Verkaufsargument benutzt. Aber wie bereits erwähnt distanziere ich mich davon auch immer mehr, also vom Gore und finde es viel interessanter wenn Dinge der Phantasie des Zuschauers überlassen werden also sie so realistisch und blutig wie es nur eben geht zu zeigen.


Schon der Anfang mit dem Unfall im Gleisbett der U-Bahn ist ein toller Einstieg in die Thematik und der Zuschauer stellt sich die Frage, ob er hinsehen würde oder nicht, bzw. er erwartet, dass die Kamera draufhält und dem Filmzuschauer zeigt, wie das Unfallopfer aussieht.
Das ist wirklich eine sehr starke Szene bei der ich wirklich auch gespannt war was man hier zu sehen bekommt. Umso erfreuter war ich das man nichts zu sehen bekam. Den gerade dadurch wirkte sie bei mir viel intensiver da ich mir natürlich, als die Durchsage des Zugführes kam, mir in meiner Phantasie ausgemahlt habe wie wohl dieses Unfallopfer aussehen muss.

Im Film gibt es welche, die trotz Warnung hinschauen und andere, die es tatsächlich vermeiden.
Ich hoffe das mir so etwas nie passieren wird, aber wenn ich in so eine Situation käme würde ich definitiv nicht hinschauen. Es gibt aber auch leider Situationen wo man hinschauen muss, weil man vielleicht als Ersthelfer bei einem schweren Autounfall ankäme. Hier gilt wirklich mein tiefster Respekt den Männern und Frauen der Feuerwehr für die solche Anblicke zum Alltag gehören, aber bestimmt, auch wenn man lernt damit umzugehen, nie leicht sein werden.


Amenábar verstand bereits in jungen Jahren sein Handwerk. Das zeigt sich auch in den Bildern bzw. in der Inszenierung, auch wenn der Film optisch kein Hochglanzthriller nach heutiger Machart ist. Man spürt auch seine Liebe zum Kino und dass er wohl viele Filme sah, die ihn beeinflussten oder die er verehrt.
Absolut. Man spürt hier einfach das jemand auf dem Regiestuhl saß der Filme liebt. Und er zeigt hier wieder ganz klar das man keine zweistelligen Millionenbeträge benötigt um einen guten Film zu drehen!

Einen kleinen Gag erlaubte er sich in der Szene, in der die Hauptdarstellerin "Angela" zusammen mit "Chema" eine Auswertung prüften, wer alles einen bestimmten Kameratyp der Marke "Sony" gekauft hat. Der Name "Alejandro Amenábar" sprang mir sofort ins Auge.
Adlerauge! Das ist mir tatsächlich nicht aufgefallen. Sehr cool!

(Persönlich finde ich es auch interessant, dass der Film in Deutschland lt. Presseheft als erstes in Saarbrücken vorgestellt wurde, also unweit meines Wohnortes. Mitbekommen hatte ich damals aber nichts.)
Ein sehr interessantes Detail! Ich kann es mir aber auch sehr gut vorstellen das man sowas nicht mitbekommt, weil er mit sicherheit nicht gut beworben wurde. Da hättest Du schon entweder den örtlichen Kinobetreiber persönlich kennen müssen oder täglich den Kulturteil sämtlicher lokalen Zeitungen lesen müssen. 1996 war das Internet hier in Deutschland quasi noch nicht existent, also wie sollte man es mitbekommen.

Ich freue mich, den Film gesehen zu haben und ins Regal stellen zu können. Manchmal dauert es etwas länger.... Vielleicht hätte ich ihn unter dem Titel "Tesis - Faszination des Grauens" und ohne die reißerischen Überteibungen auf dem Cover oder dem Plakat schon früher gesehen.
Es ist leider das Kreuz des Horror/Thriller Fans in Deutschland das sowohl bei älteren Filmen als auch immer noch teilweise bei aktuellen Produktionen immer, wenn es auch nur häufig ein reißericher Beititel ist, offenbar die Filmfirmen, warum auch immer, die Angst haben das in Deutschland solche Filme keine Beachtung finden. Ich kann ja noch verstehen wenn man bei nicht englischsprachigen Filmen beim Originaltitel keine 1:1 Übersetzung wählt, da würde mir eine sinnhafte Übersetzung reichen. Im Falle von Tesis hätte ich auch keine Übersetzung gewählt, aber einfach den originalen Titel gelassen, ohne diesen dämlichen Beititel.


Also, Danke an diejenigen, die den Film hier im Forum in den Focus rückten. :hoch:

9/10

Nichts zu danken. Dafür ist ein Filmforum doch da. Anders als in Selbsthilfegruppen wo man Leute untersützt von ihrer Sucht loszukommen wird sie hier noch verstärkt und man wird animiert noch mehr Filme zu konsumieren :nice:
 

2moulins

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Anders als in Selbsthilfegruppen wo man Leute untersützt von ihrer Sucht loszukommen wird sie hier noch verstärkt und man wird animiert noch mehr Filme zu konsumieren :nice:
Ja, so ist es tatsächlich :lol:.
Amazon freut sich, aber auch der Filmfreund, der dadurch immer wieder auf bisher unbekannte Perlen aufmerksam wird. :hoch:
 
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