Tatort - Frau Bu lacht
Kritiker und Publikum sind sich hier einig, dieser Tatort ist einer der Besten der Reihe. Was wie eine Weihe der TV-Unterhaltung klingt, hinterlässt in Wirklichkeit einen bitteren Nachgeschmack über die Abgründe des ÖR-Fernsehens.
Inszenatorisch kann der Film noch punkten, inhaltlich bekommt man aber wieder einmal Klischee mit katastrophalen logischen Fehlern und Falschinfos. Zudem suhlt man sich mal wieder in den Niederungen des deutschen Stammtischs und darf Vorurteilen und Rassismen frönen, welche man dann sogar noch mit dem Anspruch „sozialkritisch“ zukleistert, wobei man nur eines der billigsten Tropen „das arme unschuldige Opfer“ hervorkramt.
Spätestens seit Gerhard Polts „Mai Ling“ WISSEN wir, dass Männer mit asiatischen Frauen sexistische Ausbeuter sind. Wir WISSEN, dass Asiatinnen stille, zarte Opfer sind, die jeden Sexismus und Ausbeutertum still über sich ergehen lassen. Wir WISSEN, dass Männer mit asiatischen Frauen potenziell pädophil veranlagt sind usw. usf..
Seit Jahrzehnten wird dieses Klischee von allem dt. Medien bedient. Die ausländischen Ehepartner (der Fokus liegt hier vor allem auf den Frauen) in binationalen Ehen werden praktisch ständig in die Opferrolle gedrängt. Interessanterweise ändert sich diese Perspektive im Allgemeinen sofort, sollte eine dieser Ehen geschieden werden. Medial, staatlich als auch im „gesundem Volksempfinden“ ist der ausländische Ehepartner dann zumeist ein Sozialschmarotzer, welcher eine Scheinehe einging um für sich das Aufenthaltsrecht zu erschleichen. Frauen wird dann oft noch die Herkunft aus dem Rotlichtmilieu unterstellt.
Nun geht dieser Tatort nicht ganz so weit. Dem Charakter der Sita wird hier keine Scheinehe unterstellt. Ihr Backround wird als politisch Verfolgte dargestellt, was allerdings zu logischen Problemen führt. Politisch Verfolgte bewerben sich i.d.R. nicht bei Heiratagenturen, um Ihrer Verfolgung zu entgehen und komischerweise hat sie am Schluss auch kein Problem damit wieder in ihr Heimatland zurückzukehren, obwohl sie doch dort verfolgt wird. Aber bereits ein anderer Charakter, nämlich Dim, wird schon in die Nähe des Rotlichtmilieus geschoben. Sie findet Unterschlupf bei einer Bekannten mit recht „anrüchigem“ Job. Im weiteren Verlauf werden dann noch Aufenthaltstitel und Staatbürgerschaftsrecht bunt durcheinander gewürfelt, dass es eine wahre Freude ist. Stammtischbehauptungen, wie anlasslose Einbürgerungen werden einfach übernommen, wieder besseres Wissens.
Man kann selbstverständlich argumentieren, dass solche Ausgangslagen sehr wohl in der Realität vorkommen. Das wird auch niemand bestreiten, jedoch wird dieses Schema seit Jahrzehnten pauschalisiert. Inzwischen wird es in der Realität ja schon auf die zweite und dritte Generation bezogen, welche hier geboren und aufgewachsen ist. Das staatlicherseits ALLES unternommen wird, um tatsächliche Unterdrückungen in binationalen Ehen aufrecht zu erhalten, wird praktisch nirgends thematisiert. Dass binationale Paare grundsätzlich schikaniert und verfassungsverletzend diskriminiert werden spielt ebenfalls nirgends eine Rolle. Dass binationale Ehen und Pädophilie medial ständig in Zusammenhang gebracht werden spielt auch keine Rolle (siehe u.a. auch Zwangsehendebatte). Seit Jahrzehnten schwingt in DE über binationalen Paare ständig der Verdacht der Rassenschande. Um dieses „Phänomen: binationale Ehe“ zu erklären, wird dem ausländischen Partner zumeist ein wirtschaftliches Motiv untergeschoben, was ihn wahlweise als Opfer oder Täter erscheinen lässt und der deutsche Partner wird i.d.R. als Looser, Perverser oder Asozialer disqualifiziert.
Auch inhaltlich muss sich der Film gefallen lassen, dass er lediglich die billige Trope „unschuldiges Opfer“ bedient. Sitas Charakter erhält keine Entwicklung, bis auf die Ausgangslage,
ist ihr Charakter völlig defensiv. Abgelenkt von dieser miesen Charakterzeichnung wird hier dadurch, dass die Antagonisten absolut übermächtig und pervertiert dargestellt werden. Damit disqualifiziert sich der Film ebenfalls beim Storytelling.
Was übrig bleibt, ist dümmliche Banalunterhaltung auf technisch hohem Niveau mit rassistischen Grundprämissen. Ärgerlich ist dabei, dass so etwas mit öffentlichen Geldern finanziert wurde.
1/10