Snowpiercer

Die wilde 13

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Snowpiercer


In einer nicht allzufernen Zukunft vermasseln die Menschen die Rettung der durch die globale Erderwärmung bedrohten Erde und verwandeln sie in einen unbewohnbaren Eisball. Überlebende dieser Katastrophe gibt es nach 17 Jahren nur noch in einem rasenden Zug, der sich durch die weltweiten Schneemassen kämpft. Und kämpfen müssen auch die Insassen, jedenfalls ein Teil von ihnen...

Diese auf einen Comic basierende Geschichte hat der Südkoreaner Bong Joon-ho packend inszeniert. Der Film funktioniert einerseits bestens als Actionkracher aber auch sehr gut als Parabel für das Aufeinandertreffen bzw. Miteinander mehrerer Ideologien aber auch innerhalb einer solchen. Durchaus komplex und vielschichtig mit guten Dialogen und überraschenden Wendungen doch niemals zu kopflastig und philosophisch. Denn die Handlung schreitet im wahrsten Sinne des Wortes sehr zügig voran, nimmt dabei aber jeden wichtigen Charakter mit und gibt uns somit jede Menge Identifikationspotential auf den Weg. Das hat natürlich zur Folge, das der geneigte Zuschauer von Beginn an mitleidet, mitfühlt und auch mithasst. Mit Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Song Kang-Ho, Ed Harris (Die Truman Show lässt grüßen) und der fantastisch karikierenden Tilda Swinton ist Snowpiercer bestens besetzt.

Auch optisch kann der Film vollauf überzeugen. Wirken die frostigen Außenaufnahmen zuweilen etwas zu künstlich, sind die Innenaufnahmen des Zuges von hoher Intensität und Fantasie. Ebenso die teilweise skurillen Klamotten der manchmal noch merkwüdigeren Akteuere und könnten somit auch aus einem Streifen von Jeunet oder Gilliam (vielleicht heißt auch darum einer der Hauptprotagonisten so??!!) entsprungen sein. Das macht richtig Laune, ebenso die brachiale Gewalt, die sich des öfteren den Weg durch den Zug bahnt.

Wenn es einem dann noch gelingt, den unlogischen Umstand zu verdrängen, das ein Zug durch seine Bauweise gewisse logistische Nachteile mit sich bringt, die der Film aber völlig außer Acht lässt, dann hat man ein fulminantes Filmerlebnis der äußerst seltenen Art, weil er nämlich Verstand und Spaß bestens miteinander verknüpft.

8/10
 
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Despair

Filmvisionaer
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AW: Snowpiercer

Der Film hat ja echt gut abgeschnitten bei dir. Ich habe mal meine Eindrücke aus dem "Zuletzt gesehen"-Thread rausgesucht...

Film meets Computerspiel, "1984" meets "Bioshock", Endzeit meets... Eisenbahn? Tja, "Snowpiercer" ist schon etwas speziell, keine 08/15-Comicverfilmung von der Stange. Hat man sich einmal mit der hanebüchenen Grundidee abgefunden, kann man mit dem satirisch angehauchten Dystopie-Gedöns (John Hurt spielt nicht umsonst einen Charakter namens Gilliam) durchaus seinen Spaß haben, zumal es auch ordentlich auf die Fresse gibt. Ganz frei von Längen ist die zweistündige Reise durch den Zug aber nicht. Egal. Darauf einen leckeren Soylent Green-Riegel.

7/10 Punkte


...die ich auch heute noch unterschreiben kann. Mein Highlight im Film ist ganz klar Ed Harris. :hoch:
 

Die wilde 13

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AW: Snowpiercer

Der Film hat ja echt gut abgeschnitten bei dir. Ich habe mal meine Eindrücke aus dem "Zuletzt gesehen"-Thread rausgesucht...

Film meets Computerspiel, "1984" meets "Bioshock", Endzeit meets... Eisenbahn? Tja, "Snowpiercer" ist schon etwas speziell, keine 08/15-Comicverfilmung von der Stange. Hat man sich einmal mit der hanebüchenen Grundidee abgefunden, kann man mit dem satirisch angehauchten Dystopie-Gedöns (John Hurt spielt nicht umsonst einen Charakter namens Gilliam) durchaus seinen Spaß haben, zumal es auch ordentlich auf die Fresse gibt. Ganz frei von Längen ist die zweistündige Reise durch den Zug aber nicht. Egal. Darauf einen leckeren Soylent Green-Riegel.

7/10 Punkte


...die ich auch heute noch unterschreiben kann. Mein Highlight im Film ist ganz klar Ed Harris. :hoch:

Eben weil er nicht 08/15 war, fand ich ihn so gut. Habe eigentlich nur ein Actioner a la Runaway Train erwartet und wurde positiv überrascht, da ich einen Mix aus Metropolis und Speed bekommen habe. :)

Im übrigen ist dein Text eigentlich schon eine perfekte KK gewesen. Warum so bescheiden im "Zuletzt gesehen"- Container verstecken? ;)
 
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Despair

Filmvisionaer
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AW: Snowpiercer

Im übrigen ist dein Text eigentlich schon eine perfekte KK gewesen. Warum so bescheiden im "Zuletzt gesehen"- Container verstecken? ;)

Das war nur mein kurzer Eindruck vom Film. Wenn ich eine KK schreibe, muss die einfach ausführlicher ausfallen. Dieser Anspruch kommt meiner momentanen Schreibfaulheit nicht gerade entgegen. :D
 

Kratos666

Filmgott
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AW: Snowpiercer

Ich fand den Streifen sehr sehr enttäuschend.
Bekam den letztes Jahr als Filmempfehlung von einem Kollegen, der eigentlich meinen Geschmack hat was Filme angeht, daher freute ich mich ziemlich drauf.
Aber mir hat dann schon mal die ganze Aufmachung nicht gefallen, dann diese Egoshooteraufmachung beim Sturm in die vorderen Bereiche.
Mal von dem unlogischen Quatsch abgesehen das ein Zug Jahre lang durch eine Welt düst die vom Eis überzogen ist.
Hatten die beheizte Schienen oder warum ist nie was eingefroren?
Wie kann man mit einem Zug durch Tonnen von Eis fahren ohne das was passiert?
Für mich wars nix.
(4/10)
 

tikiwuku

Filmvisionaer
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AW: Snowpiercer

Alles einsteigen und Türen schließen!

Willkommen auf der knapp 2 stündigen nonstop Fahrt nach "Hirnverbrannt".

Unser unfreundliches Zugpersonal, das manche von Ihnen vielleicht schon besser in den Mad Max Filmen erlebt haben, beschert Ihnen eine Reise die Sie leider nicht so schnell vergessen werden.

Vergessen haben wir dafür eine gute Handlung und stattdessen servieren wir Ihnen Bullshit hoch 99.

Während andere Reiseagenturen Sie immer in von Atombomben verwüstete Welten bringen frieren Sie sich bei uns einfach nur den Arsch ab. Innovativ, nicht?

Unser Reiseleiter Max Rockatansky Curtis führt Sie dabei vom hinteresten zum ersten Waggon. Warum? Weil es ihm nach 17 Jahren da hinten nicht mehr gefällt.

Auf dem Weg nach vorne erleben Sie aufregende Dinge wie schlecht gemachte Kampfszenen, miese Schnitte, Charaktere die gerne verrückt und abgedreht wären, Drama das eher unfreiwillig komisch rüberkommt, genau wie viele andere Szenen bei denen man sich einfach nur fragt was das soll und wer diesen Schund verbrochen hat und zum Schluss die große Enthüllung, die einen kälter lässt als ein Besuch auf dem Zugdach bei voller Fahrt.

Genießen Sie Ihre Fahrt mit dem Snowpiercer! Nirgendwo anders rasen Sie mit 300 Sachen durch vereiste Tunnel, vereiste Städte, über vereiste Brücken und am Schluss aufs vereiste Abstellgleis.

Denn dort gehört der Snowpisser hin.

2/10
 
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Willy Wonka

Locationscout
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Die Meinungen zum Film sind ja recht verschieden und so ganz weiß ich bis heute nicht, wie ich den Film einschätzen soll. Einerseits hat mir die Idee und auch Umsetzung gefallen, die einzelnen „Level" mit den Zugabteilen und das große Finale mit Ed Harris. Andererseits wirkte der Film einfach durchweg konstruiert, selbst die philosophischen Monologe gen Ende, worüber ich sonst sehr aufgeschlossen bin, empfand ich als zu bedeutungsschwanger und prätentiös.

Um wirklich ein finales Urteil bilden zu können, muss ich mir den Film noch ein weiteres Mal ansehen. Allein wegen des großartigen Ensembles muss ich den Film einfach noch eine Chance geben.
 
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