Snowpiercer
In einer nicht allzufernen Zukunft vermasseln die Menschen die Rettung der durch die globale Erderwärmung bedrohten Erde und verwandeln sie in einen unbewohnbaren Eisball. Überlebende dieser Katastrophe gibt es nach 17 Jahren nur noch in einem rasenden Zug, der sich durch die weltweiten Schneemassen kämpft. Und kämpfen müssen auch die Insassen, jedenfalls ein Teil von ihnen...
Diese auf einen Comic basierende Geschichte hat der Südkoreaner Bong Joon-ho packend inszeniert. Der Film funktioniert einerseits bestens als Actionkracher aber auch sehr gut als Parabel für das Aufeinandertreffen bzw. Miteinander mehrerer Ideologien aber auch innerhalb einer solchen. Durchaus komplex und vielschichtig mit guten Dialogen und überraschenden Wendungen doch niemals zu kopflastig und philosophisch. Denn die Handlung schreitet im wahrsten Sinne des Wortes sehr zügig voran, nimmt dabei aber jeden wichtigen Charakter mit und gibt uns somit jede Menge Identifikationspotential auf den Weg. Das hat natürlich zur Folge, das der geneigte Zuschauer von Beginn an mitleidet, mitfühlt und auch mithasst. Mit Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Song Kang-Ho, Ed Harris (
Die Truman Show lässt grüßen) und der fantastisch karikierenden Tilda Swinton ist
Snowpiercer bestens besetzt.
Auch optisch kann der Film vollauf überzeugen. Wirken die frostigen Außenaufnahmen zuweilen etwas zu künstlich, sind die Innenaufnahmen des Zuges von hoher Intensität und Fantasie. Ebenso die teilweise skurillen Klamotten der manchmal noch merkwüdigeren Akteuere und könnten somit auch aus einem Streifen von Jeunet oder Gilliam (vielleicht heißt auch darum einer der Hauptprotagonisten so??!!) entsprungen sein. Das macht richtig Laune, ebenso die brachiale Gewalt, die sich des öfteren den Weg durch den Zug bahnt.
Wenn es einem dann noch gelingt, den unlogischen Umstand zu verdrängen, das ein Zug durch seine Bauweise gewisse logistische Nachteile mit sich bringt, die der Film aber völlig außer Acht lässt, dann hat man ein fulminantes Filmerlebnis der äußerst seltenen Art, weil er nämlich Verstand und Spaß bestens miteinander verknüpft.
8/10