Scream - Schrei
1. Enthalte dich jeder Form von Sex!
2. Kein Alkohol und keine Drogen!
3. Sage niemals „Ich komm’ gleich wieder“, denn du kommst nicht wieder!
[Vorsicht: Es sind Spoiler enthalten]
Mit „Scream“ ist Wes Craven nichts anderes als ein Meisterwerk im Slasher-Genre geglückt. Wie er die von Kevin Williamson (Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, Dawson’s Creek) intelligent geschriebene Geschichte umsetzt, macht einfach nur eine Menge Spaß.
Der Film beginnt ohne Credits und schreitet nach dem eingeblendeten Titel samt akustischem „Schrei“ direkt in die geniale Eröffnungssequenz. Casey (Drew Barrymore) wird von einem maskierten Mörder (die Maske ganz im Stile von Edward Munchs Gemälde „Der Schrei“!) telefonisch terrorisiert und trotz ärgstem Bangen um sie entgegen aller Erwartungen erstochen und aufgehängt. Das der Zuschauer mit ihrem Tod so vor den Kopf gestoßen wird, weil man tatsächlich glaubt Drew Barrymore sei die vermeintliche Hauptdarstellerin, kannte ich bis dato nur aus Hitchcocks „Psycho“. Das war also schon alleine famos gemacht. So einfach ich das Geschehen der Titelsequenz auch wiedergegeben habe, so steckt in dem Telefonat so viel Ideenreichtum. Craven lässt seine Protagonistin erzählen, das „Halloween“ ihr Lieblingshorrorfilm sei und „Nightmare on Elm Street“ ein klasse Film, nur der Rest der Reihe Müll wäre (hier liegt auch der erste Unterschied zwischen Synchronisation und O-Ton, da in der Synchron-Fassung nur der zweite Teil als Mist bezeichnet wird).
Im weiteren Verlauf des Films werden aber nicht nur diverse Genre-Vertreter zitiert sondern auch köstlich über die Altersfreigaben von Filmen gesprochen. Billy (Skeet Ulrich) erzählt Sidney (Neve Campbell), das er nochmal „Der Exorzist“ im TV gesehen habe, die besten Szenen aber rausgeschnitten waren. Und als er dann herrlich überleitet und mit Sidney rummachen will, fragt Sidney ihn dann später, ob er sich denn vorerst mit einer Beziehung PG-13 begnügen würde und lässt ihn dann ihre Brüste sehen.
Ebenso werden natürlich auch diverse Klischees des Genres aufgegriffen. Kaum sagt Sidney, das in Horrorfilmen immer das gleiche passieren würde („Ein großbusiges Mädchen, welches auf der Flucht vor dem Killer immer die Treppe rauf, statt zur Haustür raus rennt!“), trifft das dann auch auf sie zu, denn sie tut in ihrer Panik nichts anderes.
Nette Einfälle sind auch der Gastauftritt von Linda Blair (Der Exorzist) oder auch von Wes Craven, der im abgewetzten gestreiften Pulli den Schulhausmeister Fred spielt.
Im Vergleich zu heutigen Terrorfilmen zwar eher harmlos anzusehen, doch wirkt gerade der Mord an Direktor Himbry (Henry Winkler; warum er nie in den Credits auftaucht, weiß ich bis heute nicht) mit dem mehrmaligen einstechen auf ihn äußerst brutal auf mich, eben weil es so realistisch wirkt. Durch mehrmaliges Erwähnen als auch das Anschauen von „Halloween“ auf der Party wird auch die „Scream-Queen“ Jamie Lee Curtis gewürdigt.
Klasse ist ebenso die Szene in der Tatum in der Garage dem Killer begegnet und dieser, wie in jeder Todesszene auch, erstmal ordentlich in Form von Kühlschranktüren und Bierflaschen einen Drauf bekommt und aufschreit vor Schmerz. Daran sieht man, das es ein „gewöhnlicher“ Killer ist und kein Übermensch a la Jason Vorhees oder Michael Myers. Die Spitze der Ironie ist in dieser Szene, das Tatum durch die Katzenklappe entkommen will, aufgrund ihrer enormen Oberweite aber leider stecken bleibt. Es sind genau diese Szenen, die „Scream“ so außergewöhnlich machen; einerseits sind sehr brutale Szenen enthalten, doch wird das immer mit ganz viel Ironie und Sarkasmus gewürzt. So wird den ganzen Film über mit sämtlichen Horrorfilm-Klischees gespielt.
Bei der eher krimi-typischen Auflösung zum Schluss des Films ist hier die große Überraschung, das es zwei Täter sind, was schon eine Einmaligkeit im Genre darstellt.
Der Look des Films ist an die damals modernen aber doch biederen Teen-Serien wie „Party of Five“ oder „90210“ angelehnt, gefällt aber trotzdem sehr. Ich hätte allerdings niemals gedacht, das mal zu sagen aber da „Scream“ ja schon fast 15 Jahre auf dem Buckel hat kann man mal beobachten wie die Mode sich verändert hat.
Zu erwähnen ist noch die passend komponierte Musik von Marco Beltrami, die für zusätzliche Spannung alleine sorgt.
Tja, was bleibt mir nach meinen Lobeshymnen anderes übrig: Für mich der perfekte Slasher-Film und deshalb nichts anderes als
10 / 10 Punkte!