Zunächst erst mal wieder vielen Dank deadly das Du mich auf diesen tollen Film aufmerksam gemacht hast. Ohne Deine KK und Deine ergänzenden Worte, auch in anderen Unterhaltungen hier, hätte ich den Film auch als Western eingestuft und hätte ihn wahrscheinlich nie gesehen. Das wäre jedoch ein Fehler gewesen, den dieser Film ist vieles, aber kein Western! Er besitzt Western Elemente, klar, aber er besitzt auch viele andere Elemente und wieder einmal eine wunderschöne Bildkomposittion Der Regie Stil von
Luigi Bazzoni gefällt mir wirklich gut.
Im Grunde haben wir es hier mit einer klassischen Gauner Geschichte zu tun. Carmen ist die geborene Trickbetrügern, übrigens wunderbar verkörpert durch eine hinreißende und wunderschöne
Tina Aumont. Der erste Akt zeigt sie noch in einer Opfer Rolle, Jose ist ihr sofort verfallen und man kann es ihm nicht verübeln. Welcher ledige Mann würde so einer schönen, rassigen Frau nicht verfallen und den Wunsch haben, aus ihr eine ehrbare Frau zu machen und ihr das zu bieten, was sie verdient hat. Genau in diese Falle ist Jose getappt und war ihr von Anfang an verfallen. Ein junger, aufstrebender Soldat, der mit Sicherheit ein gutes Leben und eine Karriere vor sich gehabt hätte, wenn er Carmen nie begegnet wäre und ihr sozusagen verfallen war.
Im zweiten Akt war sein Schicksal besiegelt. Aus Eifersucht bringt er einen Vorgesezten um und ist somit Carmen komplett ausgeliefert. Blind vor Liebe vertraut er ihr und aus einem gesetzestreuem Mann wird durch eine unüberlegte, emotionale und durch Eifersucht getriebene Handlung ein geseztloser der in der zivilisierten Welt nur noch einen Weg hätte, den an den Galgen. Also muss er Carmen vertrauen.
Im dritten Akt bekommen wir einen anderen Jose zu sehen. Der starke, junge und aufstrebende ehrenhafte Soldat ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Blind vor Liebe würde er alles tun um mit Carmen zusammen zu sein. Er ignoriert alle Warnzeichen und sieht alles durch die rosarote Brille der Liebe zu Carmen. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich später noch rausstellen soll. Spätestens als plötzlich Garcia, Carmens Ehemann auftaucht, hätte dies Jose eine Warnung sein sollen. Aber selbst hier lässt er sich weiterhin von Ihr täuschen und hofft das er der Einzige für sie ist, der mit dem Sie wirklich vor hat ein neues Leben anzufangen, weit weg von dieser gesetzlosen Welt in der neuen Welt. Hier hat Jose wirklich noch die Hoffnung durch den einen großen Überfall nochmal das Schicksal zu Ändern und wieder zu dem ehrbaren Mann zu werden, der er zu Beginn der Handlung war. Das dies aber bereits in weite Ferne gerückt war, hatte Jose längst nicht mehr im Blick.
Der vierte Akt offenbart dann Carmens eigentliche Motivation. Sie hatte nie vor mit Jose in die neue Welt zu flüchten, sie hat auch kein Interesse an einem solidem ehrbarem Leben in geordneten Bahnen. Sie will nur Spaß und Abenteuer. Und um Ihre Ziele zu erreichen manipuliert sie Menschen nach Ihren Bedürfnissen. Tragisch ist es das Jose durch seinen Mitstreiter, der noch später als einziger von diesem Diebeszug übrig geblieben ist, gewahrnt wurde und er tatsächlich eine Chance noch hatte, gemeinsam mit Ihm und der Diebesbeute, in die neue Welt aufzubrechen, er aber wieder blind vor Liebe, aber wohl auch schon auf Rache aus, lieber noch die offene Rechnung mit Carmen begleichen wollte, die ihm dann auch bestätigte das er nicht ihre große Liebe ist. Tatsächlich war Carmen an der Stelle hier sogar das Gold egal, sie hatte vielmehr Spaß daran gefunden sich weiter in Ihrer Rolle als Trickbetrügerin wohlzufühlen und den nächsten Mann dabei auszunehmen und für Ihre Ziele zu missbrauchen.
All das ist für mich kein klassicher Western. Es ist eine tolle Mischung als Liebesdrama, Heist Film und auch etwas Revenge Movie. Vielleicht auch etwas Giallo, wobei ich dieses Genre eher an Hand der Estethik, der Bildkomposition und den damit verbundenen tollen Kamerafahrten, sehen würde.
Glücklicherweise gibt es auch noch eine DDR Synchro, die den Film wenigstens nicht verfälscht hat.
Dank dieses Tipps habe ich mir den Film natürlich in der DDR Synchro angesehen. Zum Glück gibt es diese, weil sie wirklich gut ist und den Film so ernsthaft wirken lässt, wie er auch im original gemeint war. Eine deutsche Brand Synchro wäre hier nicht nur absolut fehl am Platz, sondern verfälscht den Film dann auch noch durch die falschen Rollennahmen von Carmen und Jose.
Hinzu kommt dann noch dieser saudämliche deutsche "Django Western Titel" und natürlich auch noch das das absolut unpassende Cover der deutschen Blu-ray. Aber das kann man Koch Films definitiv nicht zum Vorwurf machen, da hier der Film im Original wohl schon von dem Studio bzw. den Produzenten eher als klassischer Western vermarktet wurde.
Wenn auch etwas schöner als das Cover der deutchen Blu-ray, so schreit auch dieses Artwork geradezu nach einem klassischen Western, was der Film einfach nicht ist.
Luigi Bazzoni adaptierte den weltberühmten Stoff der Oper Carmen und verlieh ihm teilweise das Ambiente eines Western. Dazu aber später mehr.
Luigi Bazzoni hatte kein Interesse daran Western zu drehen. Dies war nicht seine Welt, auch wenn er dafür eine Menge Angebote hatte. Nebenbei sei erwähnt, dass er nach dem Erfolg dieses Films weiterhin unzählige Angebote für das Genre hatte, die er ablehnte. Allerdings interessierte ihn eine Adaption vom „Carmen“ Thema zu drehen, weshalb er sich hier auch auf den Hybriden einließ. Ein Opernthema im Western Stil hatte was. Zusätzlich gab es nun die Möglichkeit mit seinem langjährigen Freund, Franco Nero zu arbeiten.
Ich kann aber
Luigi Bazzoni absolut verstehen warum er sich auf diesen Deal eingelassen hat. Er hatte einen tollen Cast für seinen Film zur Verfüung und offenbar auch ein brauchbares Budget, um diesen wundervollen Film zu inszenieren. Ich will mir garnicht vorstellen was aus diesem Projekt geworden wäre, hätte nicht Bazzoni auf dem Regiestuhl gesessen. Egal was es geworden wäre, es wäre nicht dieser tolle Film geworden der er definitiv ist!
Die Beiden hatten zwar schon unzählige Kurzfilme miteinander gedreht (immer im Verbund mit dem mehrfachen Oscar Preisträger Vittorio Storaro), aber eben noch nie an einem Spielfilm gearbeitet, da die jeweiligen Karrieren unterschiedlich verliefen. Franco Nero bezeichnete diesen Film übrigens auch als seinen Lieblingsfilm. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass er dieser Figur viel Tiefe mitgeben konnte und sie nicht eindimensional verankert war.
Das Spiel von
Franco Nero hier war wirklich phantastisch. Ich habe wirklich mit ihm mitgefiebert und konnte durch sein Spiel auch die Handlungen von Jose absolut verstehen. Wie bereits zu anfang erwöhnt, welcher ledige Mann würde solch einer Frau wie Carmen nicht hoffnungslos verfallen. Jung und wunderschön und noch dazu eine Frau die nicht dem Mann nach dem Mund redet sonder ihren eigenen Willen hat. Übrigens auch für mich wieder ein toller Beweis dafür das es auch schon bereits früher starke Frauenrollen in Filmen gab. Immerhin reden wir hier über einen Film aus dem Jahr 1967 und auch wenn die Männerwelt dies vielleicht 1967 nicht wahrhaben wollte, der Kopf dieser Gaunerbande war Carmen und niemand anderes. Sie hat die Fäden gezogen und die Männer nach Ihren Wünschen manipuliert. Also verkörperte hier
Tina Aumont bereits 1967 eine starke selbstbewusste Frau, die sich zwar auf den ersten Blick den Männern unterordnet, aber bei genauerer Betrachtung diese nur ausnutzt für ihre Zwecke. Die beiden haben mir in Ihrer Darstellung extrem gut gefallen in diesem Film!
Diese Mischung ist Bazzoni wundervoll gelungen. Die Aufnahmen in Sevilla könnten auch aus einem Giallo entsprungen sein. Toll ausgeleuchtet, wunderschöne Kontraste und auch hier hat der Regisseur seinen Faible für Treppen umsetzen können. Die Kameraperspektiven sehen ebenfalls klar nach dem italienischen Kino der 60er und 70er aus.
Hier stimme ich Dir auch gerne zu. Die ganzen Sets, die Schauplätze, die kleinen Straßen in Sevilla wirken nicht wie eine klassische Western Verfilmung. Sie sind viel künstlerischer und auch wenn die Handlung in Spanien angesiedelt ist, so spürt man hier deutlisch das es ein italienischer Film ist. Wirklich toll. Bereits in den ersten Szenen hatte mich der Film in seinen Bann gezogen.
Also hier auf jeden Fall auch nochmal ein großer Dank an Koch Films das dieser Film, in dieser tollen Qualität inkl. der DDR Synchro den Weg ins deutsche Heimkino gefunden hat! Klar hätte der Film mehr verdient als eine Amaray VÖ, aber ich befürchte dafür ist er einfach viel zu unbekannt und es würden keine Abnehmer gefunden werden, zumindestens nicht in der Größenordnung wie es solch eine VÖ benötigt um wirtschaftlich sich zu lohnen.
Aber falls doch nochmal ein Mediabook raus käme, würde ich definitiv zuschlagen da mir der Film wirklich gut gefallen hat.
Wertung:
8/10