Mank
Der Drehbuchautor
Herman J. Mankiewicz erhält, nachdem er es sich mit den meisten großen Hollywoodstudios verscherzt hat, eine große Chance von einem jungen aufstrebenden Stern in der Filmwelt. Für einen Film bekam
Orson Welles sozusagen die Generelalvollmacht und die komplette kreative Freiheit des kleinen Filmstudios RKO (Radio-Keith-Orpheum) Pictures Inc. Welles fehlt nur noch eins, ein brauchbares Drehbuch.
David Fincher verfilmte im Jahr 2020 diesen fabelhaften Film, dessen Drehbuch aus der Feder seines verstorbenen Vaters
Jack Fincher stammt. Man merkt diesem Film in jeder Minute an das es für Fincher ein Herzensprojekt war. Was
David Fincher hier auf Film gebannt hat ist in jeder Pore Filmmagie pur, eine Verneigung an das goldene Hollywood und auch ein Denkmal für den Beruf des Autors, der schonmal bei dem Thema Film zu unrecht als unwichtig bzw. nicht so wichtig abgetan wird. Es hängt von vielen Faktoren ab ob ein Film erfolgreich ist und somit von den Zuschauern geliebt wird, oder ob er sich zu einem Flop entwickelt. Ein gutes Drehbuch ist einer dieser Faktoren. In machen Fällen erhält es sogar die Beachtung, die es verdient hat. Meist sind es jene Filme, in denen der Regisseur nicht nur den Film inszeniert hat, sondern auch für das Drehbuch zumindest mitverantwortlich war. Selten jedoch erhalten Drehbuchautoren die Aufmerksamkeit die sie verdient haben. Auf diesen Missstand versuchte offenbar
Jack Fincher hinzuweisen als er die Idee für das Drehbuch zu
Mank hatte. Er hatte dies bereits in den 90ern fertig, fand damals ironischer Weise aber kein Studio, welches diesen Film produzieren und somit drehen wollte. Erst 17 Jahre nach seinem Tod gelang es seinem Sohn David, gemeinsam mit Netflix dieses Drehbuch zu verfilmen, was in sich auch schon sehr viel über den fehlenden aktuellen Mut der Hollywood Studios aussagt. Der Film ist eine Hommage an eine wunderbare Film Ära Hollywood´s in der Pioniere mit Leidenschaft und Visionen versucht haben die Zuschauer zu verzaubern. Einer dieser Männer war natürlich auch
Orson Welles der mit seinem Film
Citizen Kane damals 1941 die Filmwelt revolutionieren sollte. Auch hier muss man leider erwähnen das zwar RKO diesen Film finanzierte, es aber das kleinste der damaligen Big 5 (MGM, 20th Century Fox, Paramount, Warner und RKO) war, die den Mut hatten
Orson Welles diesen Film drehen zu lassen.
Es war einfach schön zu sehen mit wieviel Liebe zum Detail
David Fincher diese Liebesgeschichte an den Film inszenierte. Die genauen Gründe, warum damals in den 90ern kein Film aus diesem tollen Drehbuch entstanden ist, lag wohl zum größten Teil daran das
Jack Fincher damals schon darauf bestanden haben sollte, das der Film umbedingt in s/w gedreht werden sollte. Zum Glück konnte ich hier dann sein Sohn David durchsetzen, auch wenn wieder kein Major Studio den Film finanzieren wollte. Der Film hätte viel von seiner Magie verloren wenn man ihn hätte nicht in s/w gedreht, da er ohne dieses Stilmittel bestimmt nicht so authentisch und magisch rüber gekommen wäre. Ich persönlich hätte es sogar noch besser gefunden, hätte
David Fincher sich beim dreh für den damals klassiche 4:3 Bildformat entschieden, anstatt den Film im Breitbildformat zu drehen. Gerne hätte auch das Bild insgesamt noch etwas dreckiger aussehen können um noch näher an den damaligen Look dieser Filme aus dieser Zeitepoche heranzu kommen. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau meinerseits, da es
David Fincher wirklich schon sehr gut gelungen ist diesen Look zu rekonstruieren. Sowohl das Setdesing als auch die gesamte Art der Inszenierung wirkt so als ob es wirklich ein Film wäre, der irgendwann Anfang der 40er Jahre entstanden sei. Wäre hier wiegesagt noch das damalige Bildformat verwendet worden, wäre der Effekt perfekt gewesen. Aber auch so wurde der Film phänomenal umgestzt. Schöne Bildkompositionen und das Spiel mit Schatten und Licht runden den natürlichen Look dieser Filmepoche perfekt ab.
Der Cast ist auch nur perfekt gewählt.
Gary Oldman spielt gewohnt stark und haucht der Figur das
Herman J. Mankiewicz (von allen nur Mank genannt) Leben ein. Aber auch der gesamte Cast ist absolut passend. Sei es
Lily Collins die hier sehr stark spielte, aber auch
Amanda Seyfried die nicht nur optisch eine Bereicherung für den Film war. Sie spielte Perfekt die Rolle einer Schauspielerin aus dieser Zeitepoche, sah genauso umwerdend aus wie ihre Kolleginnen damals und zeigte aber auch, das sie nicht nur hübsches Beiwerk ist, sondern auch gut gespielt hat.
Mank ist einer dieser Filme die man entweder liebt oder hasst bzw. in jeder einzelnen Szene begeistert in die Welt abtaucht oder aber gelangweilt vor dem Bildschirm sitzt. Ich glaube auch das man, damit man diesen Film gut findet, genauso Filme aus der goldenen Ära Hollywoods lieben muss. Dann wirkt der Film nochmal intensiver und fesselnder. Hiermit meine ich nicht nur eine Liebe zu
Citizen Kane, der natürlich als indirekter Pate für diesen Film steht. Ich meine hiermit auch Filme aus dieser gesamten Ära. Sei es ein
Alfred Hitchcock oder ein
Billy Wilder, welche diese Ära selbstverständlich mitprägten, aber auch so Filme wie
Casablanca,
Der dritte Mann oder generell den
Film Noir. Ich meine damit nicht das
Mank genauso ist wie diese Filme, aber man muss diese Art von Film lieben um auch
Mank zu lieben. Also jeder der mit dieser Art von Filmen bzw. der gesamten Epoche des s/w Films nichts anfangen kann, sollte auf jeden Fall einen großen Bogen um diesen Film machen. Allen anderen rate ich auf jeden Fall sich
Mank anzusehen!
Wertung:
10/10