Im Westen nichts Neues (1930)
Zur Zeit des ersten Weltkrieges werden in Deutschland immer mehr freiwillige neue Soldaten gesucht. Ganze Schulklassen melden sich um den Dienst für Ihr Vaterland zu leisten. So auch die Klasse rund um Paul Bäumer.
Der Film von
Lewis Milestone wurde im Jahr 1930 inszeniert und basiert auf dem gleichnahmigen Roman von
Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1928. Zunächst dachte ich, dass ich diesen Film noch nie gesehen hatte. Ich merkte jedoch schnell das mir einige Szenen doch bekannt vor kamen. Ich muss den Film also irgendwann schonmal im Fernsehen gesehen haben, aber natürlich eher als Kind/Jugendlicher und somit habe ich damals nicht verstanden wie genial und vorallem bedeutsam dieser Film damals, wie aber auch heute immer noch ist! Besonders darf man nicht vergessen das dieser Film mittlerweile fast 100 Jahre alt ist. Ich habe mir die restaurierte Langfassung von Capelight angeschaut welche, wenn man bedenkt wann dieser Film gedreht wurde, optisch wirklich phantastisch aussieht. Aber auch inszenatorisch muss man hier
Lewis Milestone wirklich ein ganz großes Kompliment machen. Der Film wirkte auch heute auf mich noch sehr frisch, revolutionär, visionär und auch technisch gut umgesetzt. Man muss sich hier wirklich vor Augen führen das zu diesem Zeitpunkt es sogar noch viele Stummfilme gab und es somit noch kein Standart war das einen Tonfilm, noch dazu in dieser Größe und epischen Länge zu drehen. Spontan fällt mir hier nur
Alfred Hitchcock ein, der zu diesem Zeitpunkt bereits Filme auf dem gleichen Niveau drehte. Also von mir wirklich ein ganz großes Kompliment an
Lewis Milestone der damals schon solch einen Film der Menschheit hinterlassen hat. Häufig sieht man Filmen aus dieser Zeit an das sie im Studio gedreht wurden, oder eben das nötige Geld für opulente Kulissen fehlte. Ander bei
Im Westen nichts Neues, der wirklich sehr frisch aussieht und auch von den Schauplätzen und Sets zu keinem Zeitpunkt "angestaubt" wirkt. Im Gegenteil ich habe mich häufig gefragt wie er es damals geschafft hat dies alles so zu verfilmen. Der ganze Film wirkt sehr authentisch, realistisch und vorallem technisch damals mit Sicherheit einer der Referenzwerke was filmisch möglich ist und eben auch visionär, weil Milestone hier bereits zeigte wo die Reise des Mediums Films hingehen kann wenn man mit Leidenschaft eine gute Story verfilmt. Er hatte natürlich auch eine sehr gute Vorlage mit dem Roman von
Erich Maria Remarque, welcher natürlich auch ein sehr wichtiges Werk ist. Obwohl der Film in den USA gedreht wurde, fühlt er sich tatsächlich wie ein deutscher Film an, was ich hier nicht negativ meine. Ganz im Gegenteil, er wirkt hier einfach sehr authentisch.
Der Cast bietet hier keine großen Namen, was zum einen natürlich am Entstehungsjahr liegt, ich muss zu meiner Schande gestehen das ich aus den 30ern so gut wie keine großen Darsteller kenne, aber, so habe ich es zumindest wahr genommen, auch eine gute Wahl des Regisseurs war. Exemplarisch nenne ich hier einmal einen der Hauptdarsteller
Lew Ayres der zu dem Zeitpunkt erst 22 Jahre war aber auch keine nennenswerte Filmographie vorzuweisen hatte, aber, so habe ich es zumindest verstanden, optisch der Vorstellung des Regisseurs zur Figur des Paul Bäumer, entsprach. Nun kann man es vielleicht Glück nennen das es so gut passte und er so eine grandiose Leistung ablieferte, oder aber eine gute Menschenkenntnis von
Lewis Milestone der hier einem jungen talentierten Mann eine Chance bot, welche er nutzte und im Jahr 1996, in dem er verstarb, auf eine doch sehr beachtliche Anzahl an Rollen zurückblicken konnte, welche ihm wahrscheinlich verwehrt geblieben worden wären, hätte er hier diese Chance nicht bekommen. Auch der restliche Cast hat mir sehr gut gefallen. Das spiel wirkte bei allen sehr natürlich und ich konnte zu jedem Mitglied der Kompanie eine Bindung aufbauen. Zu einem mehr, zu einem etwas weniger, aber es war kein Hauptcharakter dabei der mir gänzlich unsypmphatisch war.
Im Westen nichts Neues ist ein Film der natürlich nicht nur unterhalten soll sondern auch zum Nachdenken anregen soll. Ich denke, so zumindest meine Hoffnung, das jeder normaldenkende Mensch weiß das Krieg nichts Gutes ist und nie Probleme mit Gewalt gelöst werden können. Der Film hat für mich eine sehr klare Botschaft und dient auch als Mahnmal das soetwas immer wieder passieren kann. Es sind immer andere Gründe, andere Konstellationen und andere Protagonisten, aber im Grunde bleibt Krieg das was er ist, eine Ungerechtigkeit bei der immer unschuldige auf allen Seiten sterben. Menschen die weder diesen Krieg wollten noch ihn provoziert haben. Ganz normale Menschen die entweder, freiwillig, oder weil sie müssen, für Ihr Land ins Gefecht ziehen, ohne wirklichen Einfluss auf Taktik und Durchführung zu haben. Sie befolgen Befehle von Machthabern, die sich aber selbst nie die Hände schmutzig machen. Und am Ende sind es diese Menschen die ihr Leben lassen müssen für Anführer, die noch nichtmal ihren Namen kannten. Der Film ist sehr bedrückend, aber nicht komplett dystopisch erzählt. Es gibt sogar Szenen welche sehr "beschwingt" und unterhaltend sind, ohne sich über das Thema und die Opfer lustig zu machen. Es ist vielmehr eine sehr gute Mischung die zeigt das man trotz allem die nie Menschlichkeit verlieren sollte.
Mich persönlich hat der Film sehr beeindruckt und ich bin mir sehr sicher das er nicht das letzte mal in meinem Player gewandert ist.
Wertung:
10/10