Es ist für mich gerade noch nicht wirklich greifbar, das war meine letzte Erstsichtung eines Spielfilms von Alfred Hitchcock, vorrausgesetzt es taucht noch nicht doch irgendwo in einer privaten Filmsammlung ein Satz originale Filmrollen von Der Bergadler auf. Aber ansonsten war Ich beichte meine letzte Erstsichtung des Meisters. Es folgen zwar noch Immer wieder Ärger mit Harry und Familyplot die ich bisher nur irgendwann mal im TV gesehen hatte, aber Ich beichte war tatsächlich der letzte Hitchcock den ich noch nie gesehen hatte. Einerseits ein sehr schönes Gefühl nun zumindest nominal alle Filme von Hitchcock gesehen zu haben, auch wenn ich mit meiner aktuellen Retrospektive noch nicht durch bin, aber zum anderen auch ein sehr trauriges Gefühl, weil ich weiß das ich nie wieder einen neuen Hitchcock sehen werde.
Ja, das begreift man mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der letzte ungesehene Film von ihm, dürfte bei mir "Waltzes from Vienna" gewesen sein. Aber ich freue mich trotzdem dass noch die TV Episoden zu entdecken sind. Ist auch ein Trost!
Ich glaube hier hat die Zeit etwas für Hitchcock gespielt. Ich glaube hätte er diesen Film in den 30er Jahren gedreht wäre es das mit seiner Karriere gewesen, weil der Film mit Sicherheit nicht nur sehr viele offizielle Kritiker gehabt hätte, sondern auch der durchschnittliche Kinobesucher, ohne vielleicht den Film überhaupt gesehen zu haben, ihn boykotiert hätte. Zugegeben das Thema ist selbst 1953 noch sehr gewagt gewesen, aber zumindest war offenbar die Welt dafür schon etwas offener und der Film konnte zumindestens einige Leute erreichen.
Ich vermute in den 30ern hätte er ihn gar nicht erst gemacht, da die Thematik in England kaum jemanden interessiert hätte.
Ich war auch sehr neugierig, da ich bisher nur wenig über den Film gehört hatte und mich natürlich auch im Vorfeld wieder nicht spoilern wollte. Als ich dann sogar im Vorspann gesehen hatte, das ein Priester als Berater beim Dreh mit dabei war, war mir aber schon klar das es auf keinen Fall ein Film sein wird der in irgendeiner Form Kritik an der katholischen Kirche ausüben wird noch das auch nur ansatzweise etwas wirklich skandalöses darin enthaltein sein wird.
Aus der Erinnerung heraus, entweder aus dem Buch oder dem Bonusmaterial habe ich aber im Hinterkopf, dass dies ein Freund von Hitchcock aus der Jugend war, den er selbst als Berater hinzugezogen hat, damit die kirchlichen Abläufe passen und um den Umgang mit dem Beichtgeheimnis richtig darzustellen.
Den sonst wäre der Film definitiv verboten worden und es wäre, wenn auch nur indirekt kein Priester daran beteiligt gewesen. Und auch wenn hier vielleicht niemand offiziell was mitbekommen hat, bin ich mir ziemlich sicher das dieser Priester, wenn auch nur im geheimen, immer wieder bericht nach Rom erstattet hat in welche Richtung sich der Film entwickelt und wäre hier etwas passiert, was den Oberen in Rom nicht gepasst hätte, wäre dieser Film nie fertig gestellt worden.
Das glaube ich durch oben genannte Erinnerungen absolut nicht. Hitchcock selbst hatte ja eine katholische Erziehung und seine Mutter war ja jeden Sonntag in der Kirche, außer an dem einen Tag als Hitchcock geboren wurde. Ich gehe also zu keinem Moment davon aus, dass Hitch hier etwas zeigen wollte, was der Kirche schadet.
Von daher hatte ich leider schon einen kleine Spoiler dadurch, der sich dann auch bewahrheitet hat. Sicherlich sehen wir hier einen Priester der des Mordes angeklagt wird, aber aus einem Grund der sozusagen zum Grundgerüst der katholischen Kirche steht, eben das Dinge die einem Priester während der Beichte gebeichtet werden, unter das Beichtgeheimnis fallen somit unter das Kirchenrecht und nur diese Institution über die Person richtet und ihm seine Buße auferlegt. Im übrigen einer der vielen Gründe warum ich nicht wirklich Fan dieser Organisation bin, was dieser Film nochmal deutlich unterstrichen hat für mich. Jeder normale Mensch, ob guter Freund oder sonst wäre, hätte Otto Keller zumindest so lange ins Gewissen geredet bis er sich freiwillig stellt oder ihm ein Ultimatum gesetzt ansonsten hätte ich es der Polizei gemeldet.
Deswegen fand ich den Film thematisch hochinteressant, da er aus der Sicht eines 100% Gläubigen geschildert wurde und für mich sehr gut nachvollziehbar war. Der Bruch des Beichtgeheimnis ist nun mal der Verrat an Gott. Aus der Sicht eines strenggläubigen Menschen, der dies als Prüfung von Gott selbst ansieht, total interessant und auch real inszeniert.
Natürlich gibt es feine Unterschiede, aber ein kalkulierter Mord ist für mich kein Unfall oder ein tragisches Schicksal. Otto Keller war für mich schuldig! Und als er dann auch noch Anfing den Verdacht auf Pater Logan geziehlt versucht zu lenken wäre auch mein letztes Stück Mitgefühl erloschen gewesen. Aber es gibt natürlich das Beichtgeheimnis der katholischen Kirche und somit hatte der Kerl einen Freifahrtsschein und wie aus besagtem Grund erwähnt würde dieses Tabu auf keinen Fall im Film gebrochen werden.
Das durfte auch nicht sein. Das hätte sogar ich als Ungläubiger abgelehnt. Der Film sollte ja genau dieses Dilemma aufzeigen und das ist ihm absolut gelungen. Hätte er Otto Keller verraten, wäre er er auch in meinen eigenen Augen gefallen und als Verräter klassifiziert worden.
Im Grunde war es sogar ein kleiner Werbefilm für die katholische Kirche. Nach allem was er Pater Logan angetan hat, er hat zum Schluss sogar seine unschuldige Frau getötet, bleibt Pater Logan immer noch standhaft und erteilt ihm sogar zum schluss noch die Absolution als er dann sterbend in seinen armen liegt.
Tatsächlich die Aufgabe eines Pfarrers.
Fand ich sehr gut gelöst.
Zumindest das hätte ihm verwehrt bleiben können, aber natürlich geht auch das nicht wenn ein offizieller Berater der Kirche bei dem Dreh dabei ist. Also nach Kirchengesetzt ist alles vergessen und alles ist wieder gut.
Ich glaube, aufgrund deiner Abneigung hast du dich darauf ein wenig eingeschossen. Ich sehe hier viel eher, dass er die Umstände zum Einen sehr realistisch dargestellt hat und zum Anderen das der Pfarrer in der Vorlage sogar in den Tod geht. Ich erinnere mich da auch gerne an "Das siebte Zeichen". Der Tod des letzten Märtyrers. Auch er möchte lieber sterben, als das er Gott verraten würde. Für einen Ungläubigen der einfach nur logisch denkt, nicht nachvollziehbar. Wechselt man aber die Perspektive und versetzt sich da hinein, wird es nachvollziehbar. Vielleicht vergleichbar mit einem Elternpaar, dass das eigene Kind auch nicht auf den elektrischen Stuhl bringen würde, obwohl es schuldig war.
So das war jetzt etwas ausführlicher, aber ich wollte klarstellen warum der Film von mir "nur" eine 7/10 bekommen hat. Mit einem etwas anderem Ende und keiner Einmischung von der Kirche stünde der Film bei mir bestimmt etwas besser da. Dennoch ist es ein Film der handwerklich wieder sehr gut gemacht ist!
Wie gesagt, ich glaube nicht an die große Einmischung der Kirche, sondern eher an eine recht nahe Adaption der Vorlage.
Das war für mich auch tatsächlich mit der größte Pluspunkt des Filmes. Er ist sehr visuell, was mich wirklich beinruckt hat. Direkt zu Anfang die Kirche so atemberaubend fotographiert zu sehen, war wirklich sehr gut. Ich bin zwar kein Fan der katholischen Kirche, aber aus architektonischer und auch geschichtlicher Sicht faszinieren mich solche alten Bauwerke auf jeden Fall! Auch das hier genrell so viele reale Schauplätze und Außenaufnahmen zum Einsatz kamen hat dem Film gut getan. Dadurch wirkt der Film sehr authentisch.
Die Schauplätze waren für mich auch ein Co-Darsteller, da sie einfach hervorragend in Szene gesetzt wurde. Den Schauplatz nach Quebec zu legen, war ein sehr gut durchdachter Schachzug, der sich komplett gelohnt hat.
Die Beiden haben mir auch extrem gut gefallen in dem Film!
Darstellerisch fand ich den Film insgesamt auf einem recht hohen Niveau.
Trotz meiner Kritik ist es auf jeden Fall ein Film den man von ihm gesehen haben sollte! Gar keine Frage da er eben visuell sehr stark umgesetzt ist!
Er ist halt ein wenig anders in seiner Ausrichtung. Für mich ein sehr ernster Film und ich finde ihn auch wirklich sehr düster. Aber auch diese Facette von Hitchcock ist absolut interessant zu sehen. Hitchcock steht ja heutzutage beim normalen Publikum für Thriller. Wenn man aber wie jetzt durch diese chronologische Sichtung spätestens sieht, hatte er eine Unmenge verschiedener Herangehensweisen innerhalb des Genres im Repertoire und darüber hinaus auch in viele andere Richtungen experimentiert.