Frankensteins Fluch
Die Geburtsstunde oder auch der Startschuss, könnte man als Untertitel für „Frankensteins Fluch“ verwenden, da er die Filmwelt nachhaltig veränderte. Ein Horrorfilm in Farbe, war eher selten und in England war es gar der Erste. Zudem erschuf man im Nachhinein betrachtet, den allerersten Gothic-Horrorfilm, was man später auch als „Hammer-Horror“ titulierte. Tatsächlich verband man unter diesem Namen nachfolgend eine komplette Stilrichtung, selbst wenn sie gar nicht aus dem Hause Hammer kam. Selbst heute noch, über 65 Jahre später, verbindet man mit „Hammer-Horror“ ein bestimmtes Bild im Kopf, wie ein Film mit dieser Bezeichnung aussehen wird und welches Ambiente er in sich tragen wird.
Dies gelang einmal durch den Geist der „Hammer-Familie“, da man gerne mit den gleichen Leuten zusammenarbeitete aber auch an der Kreativität von 5 Personen. Einmal Anthony Hinds als Produzent, der viele Ideen lieferte, Bernard Robinson, der es immer schaffte, aus dem Nichts ein Setdesign zu zaubern, das mit einem unglaublichem Detailreichtum glänzt und natürlich Jack Asher, der in diesem Film die Möglichkeit bekam, seiner Kamera die Bilder in Farbe zu liefern und seine Art der Ausleuchtung wurde dann zum Markenzeichen. Das hätte aber auch alles nichts genutzt, wenn Jimmy Sangster nicht in der Lage gewesen wäre, aus komplexen Stoffen die Drehbücher zu schreiben, die unter den Budgetbedingungen verfilmbar und dennoch überragend waren. Dies alles zusammen brachte dann Regisseur Terence Fisher kongenial unter einen Hut.
Da die Rechtslage des Stoffes relativ kompliziert war, beobachtete Universal das Projekt äußerst argwöhnisch und war jederzeit bereit gerichtlich dagegen vorzugehen. Der Stoff war zwar frei verfügbar aber am Monster und einigen anderen Dingen hatte man nun mal die Rechte. Jimmy Sangster schrieb aber das Drehbuch nicht mit dem Fokus auf dem Monster, sondern eher auf den Baron Frankenstein. Zudem hörte Peter Cushing davon, dass Hammer das Projekt in Angriff nahm und ließ den Kontakt herstellen, da er großes Interesse an der Rolle des wahnsinnigen Doktors hatte. So kam es, dass Peter Cushing das Aushängeschild von Hammer wurde und was Besseres hätte ich mir auch definitiv nicht vorstellen können. Das dann tatsächlich der damals unbekannte Christopher Lee das Monster spielte, ist natürlich das nächste i-tüpfelchen, welches in den Folgejahren als „Dracula“ zum nächsten Aushängeschild wurde.
Der junge Baron Victor Frankenstein ist Vollwaise, da er bereits sehr früh seine Eltern verlor. Er engagiert für sich selbst einen Privatlehrer, der ihn ausbilden soll. Diesen findet er in Paul Krempe, mit dem er sich über die Jahre hinweg auch freundschaftlich stark verbindet. Durch die vermögenden Verhältnisse des Barons ist man zudem in der Lage der Wissenschaft und Forschung nachzugehen, weshalb Krempe auch weit nach seinem Lehrauftrag mit Frankenstein an Experimenten arbeitet. Victor ist allerdings davon besessen, totes Gewebe wieder zum Leben zu erwecken. In kleinen Schritten gelingt ihnen das auch und als man einen toten Hund wiederbelebt ist der Durchbruch vollbracht. Als es allerdings jetzt darum geht einen Menschen aus Leichenteilen zu erschaffen, zerbricht die Freundschaft und Krempe stellts sich gegen Frankenstein. Dieser ist allerdings inzwischen so dermaßen von der Idee getrieben, dass er auch vor Mord nicht mehr zurückschreckt, um an passende Teile zu gelangen. Er arbeitet allein weiter und tatsächlich gelingt es ihm eine seltsame Kreatur zu erschaffen.
Der Film ist wundervoll gedreht und bietet eine fantastische Atmosphäre auf. Zudem ist Peter Cushing ein perfekter Frankenstein, der seiner Figur eine Menge Facetten verleiht. Die Sets und die Beleuchtung sind einfach opulent und wir sprechen hier immer noch von einem B-Film, dem man das einfach nicht ansieht. Die Geschichte ist trotz der Kenntnisse des Romans und auch der Universal-Verfilmungen aus den 30ern, immer spannend und man wartet mit zahlreichen Ideen auf, die im Erscheinungsjahr 1957 für die entsprechende Wirkung sorgte. Mit einem Budget von 65000 Pfund erschuf man eine neue Dimension des Grauens, die zahlreiche Zuschauer in die Kinos lockte. Es gab natürlich auch Kritiker, die mit ihren vernichtenden Urteilen zusätzlich für Interesse sorgten, da man von einem Film für Sadisten sprach und sich dafür entschuldigte, das England so etwas widerwärtiges auf die Welt loslässt. Aber nicht nur das. Durch diesen Erfolg angespornt, startete man die nächsten Projekte. Dracula erschien und Frankenstein selbst erhielt 6 Nachfolger. Der Startschuss für die Ära Hammer war gefallen.