Die Dollar-Trilogie

Filmfan1972

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AW: Die Dollar-Trilogie

Zwei glorreiche Halunken

Was Sergio Leone hier auf die Leinwand gezaubert hat,ist nur mit einem Wort zu beschreiben: GENIAL !! Auch bei einer Laufzeit von 171 min. kommt in keiner Sekunde Langeweile auf.Jede Szene,jeder Dialog,jede Geste und Mimik sind dermaßen präzise und perfekt gefilmt,das man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt.

:DAbsolut..Anders kanns man garnicht beschreiben.....

Viele Momente sind schon in das allgemeine Kulturgut aller Filmliebhaber eingegangen.Sei es die missratene Rettungsaktion vom Galgen,die Rache von Tuco am Blonden in der Wüste,die Badeszene,die Sprengung einer strategisch wichtigen Brücke,Tucos Suche nach dem Grab, und natürlich der phänomenale Showdown auf dem Friedhof.

:)Ohja...Und nicht zu vergessen die Szenen im Kloster wo Tuco seinen Bruder trifft und auch mal menschlich gezeigt wird bevor er in seinen alten häßlichen Charakter zurückfällt...
Oder die Szenen im Kriegsgefangenenlager die im Wechsel mal sehr gefühlvoll (wenn der Chor spielt) oder sehr brutal sind (Wenn Sentenza seine Informationen bekommt) Genau diese Szene ist bei einigen Kritikern der damaligen Zeit negativ rübergekommen da sie nur die Gewalt gesehen haben und den Film als brutal und moralisch verwerflich betitelt haben, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. Mit den sanften und mitunter auch traurigen Szenen des Chors im Wechsel zeigt Leone einmal mehr wie grausam ein Krieg doch ist..und wie sinnlos.

,wobei Sentenza die schlechteren Karten hat,weil er keinen direkten gegenüber hat,denn Tuco steht links und der Blonde rechts von ihm.

:DVon Sentenza aus gesehen steht der Blonde links und Tuco rechts von ihm. :rolleyes: Außer du meinst den staunenden Zuschauer am Bildschirm der die Szene mit offenen Mund betrachtet

So wandern seine gierigen Augen immer hin und her und Leone fängt im wahrsten Sinne des Wortes jeden Augenblick in extremen Nahaufnahmen ein.Mit den anderen beiden verfährt er ebenso und so entwickelt sich im Wechsel mit den epischen Totalen eine so bedrohliche und spannende Atmosphäre,das man kaum noch zu atmen wagt.

:hoch:Und das über Minuten lang hinweg. Ünterstützt durch die Musik die immer gewaltiger erscheint und am Ende durch einen Schuß jäh unterbrochen wird...

Hier hat Leone seine in den beiden Vorgängerfilmen begonnene Kunst der Langsamkeit zur Perfektion geführt.Das er das zwei Jahre später mit Spiel mir das Lied vom Tod noch mal toppen konnte,spricht für seine Genialität.

Auf jeden fall...Selbst ein Laie kann die Entwicklung sehen die Leone in der Dollar-Trilogie betrieben hat...

Das gleiche gilt natürlich für Ennio Morricone.Hier übertrifft er sich selbst und jeder Ton haut einem schlichtweg um.Der Score wirkt so nachhaltig,das man Tage danach noch immer das mulmige Gefühl hat,das die Geier über einem kreisen.

Ohja...Ich bekomme immer noch einen dicken Hals wenn man dran denkt das die Academy diesen Mann nicht mit einem Oscar für eines seiner Werke ausgezeichnet hat und ihm statt dessen nur einen Trost-Oscar fürs Lebenswerk gegeben hat.

Übrigens haben wir den irreführenden deutsche Titel Zwei glorreiche Halunken den Engländern zu verdanken,denn deren ursprünglicher Titel hieß "The magnificent Rogues".

:DAus England ist eben noch nie was gutes gekommen....

Dieser Film sollte ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen werden.Ich habe fertich...
10/10 (What else ?)

:hoch:Das sollte er wirklich und für diesen Film gibt es keine andere Wertung.

Super Kritiken:hoch::hoch::hoch: wobei mir deine dritte am besten gefällt. Herzlichen Dank... Alleine schon das lesen hat Spaß gemacht und man hat Lust bekommen wieder mal alle Dollar-Filme zu schauen (wobei Zwei glorreiche Halunken eh 3 - 4 mal im Jahr bei mir läuft) :D
 

Agent Orange

Tonmeister
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AW: Die Dollar-Trilogie

Dieser Film sollte ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen werden.Ich habe fertich...

10/10 (What else ?)

Ich stimme auf jeden Fall dafür :rock: saugeile Kritik mit einigen Punkten die ich bis dato noch nicht wusste bzw beachtet hatte. Zum Beispiel dass wir den Engländern den Titel zu verdanken haben, oder mit den Positionen beim Duell. Da muss ich bei der nächsten Sichtung mal ein Auge drauf haben.
 

Die wilde 13

Storyboard
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AW: Die Dollar-Trilogie

:)Ohja...Und nicht zu vergessen die Szenen im Kloster wo Tuco seinen Bruder trifft und auch mal menschlich gezeigt wird bevor er in seinen alten häßlichen Charakter zurückfällt...
Oder die Szenen im Kriegsgefangenenlager die im Wechsel mal sehr gefühlvoll (wenn der Chor spielt) oder sehr brutal sind (Wenn Sentenza seine Informationen bekommt) Genau diese Szene ist bei einigen Kritikern der damaligen Zeit negativ rübergekommen da sie nur die Gewalt gesehen haben und den Film als brutal und moralisch verwerflich betitelt haben, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. Mit den sanften und mitunter auch traurigen Szenen des Chors im Wechsel zeigt Leone einmal mehr wie grausam ein Krieg doch ist..und wie sinnlos.
Klar,diese Szenen sind natürlich auch der absolute Knaller.

:DVon Sentenza aus gesehen steht der Blonde links und Tuco rechts von ihm. :rolleyes: Außer du meinst den staunenden Zuschauer am Bildschirm der die Szene mit offenen Mund betrachtet
So ein Mist :autsch: Ich habe mich extra noch in Sentenza hineinversetzt und schreibe es dann doch falsch.Du hast natürlich recht.:D
 

Sam Spade

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Zwei Glorreiche Halunken


Achtung, die nachfolgende Rezension ist für Leser mit einer Abneigung gegen Superlativen nicht geeignet.

Es werden keine Zweifel daran aufkommen, dass es sich bei diesem Film um ein Meisterwerk und meine absolute Nummer 1 handelt. "Zwei Glorreiche Halunken" hat meine Sichtweise auf das Medium "Film" grundlegend geprägt. Auch wenn es schwer fallen wird Worte zu finden, die dem Film gerecht werden, so möchte ich dies dennoch hier verewigen.

Mit "Zwei Glorreiche Halunken" lieferte Sergio Leone 1966 den dritten Teil der Dollar-Trilogie ab, wobei die Filme inhaltlich nicht wirklich zusammenhängen und jeder Teil auch für sich alleine stehen kann.

"Mach drei Särge fertig."

Mit dem ersten Teil der Dollar-Trilogie - "Für eine Handvoll Dollar" - revolutionierte Sergio Leone 1964 das Western Genre und prägte maßgeblich den Begriff "Spaghetti-Western". Im Vergleich zu den bis dato bekannten US-Western, erzeugte Leone eine staubige und dreckige Atmosphäre voller Antihelden. In diesem Fall ist es Clint Eastwood, der sich als Fremder ohne Namen in der Wüstenstadt San Miguel in eine Fehde zweier Familien einmischt, um für Dollars (und auch Gerechtigkeit) zu sorgen. Als Inspiration galt Leone hier der drei Jahre zuvor erschienene Film "Yojimbo" von Akira Kurosawa.

“In Geldsachen bin ich immer sehr genau.”

Ein Jahr später folgte dann "Für ein paar Dollar mehr", in dem erneut Clint Eastwood in seine bekannte Rolle zurückkehrte um mit Colonel Douglas Mortimer (gespielt von Lee van Cleef) als großartiges Duo eine Gruppe von Banditen zur Strecke zu bringen. Bereits hier merkt man - ohne die Qualität von "Für eine Handvoll Dollar" damit schmälern zu wollen - dass alles etwas größer und noch ausgeklügelter wirkt, was sicher auch mit dem Überraschungserfolg des Vorgängers zu tun hatte. Jetzt konnte Leone noch mehr seine Pläne und Visionen in die Tat umsetzen.

"Wer schießen will der soll schießen und nicht quatschen."

Gefühlt gipfelt Leone's Vision dann im Jahre 1966 mit dem dritten Teil der Dollar-Trilogie: "Zwei Glorreiche Halunken". Clint Eastwood, Lee Van Cleef und Eli Wallach bilden hier das entsprechende Trio, besser bekannt unter dem legendären internationalen Titel "The Good, The Bad and The Ugly". An epischen Ausmaß ist dieser Film nicht zu überbieten, was nicht nur an der Laufzeit von ca. 180 Minuten liegt. Es ist nicht einfach nur ein Western, nein, die Suche nach einem Goldschatz der Konföderierten-Armee ist Western, Abenteuerfilm und Kriegsfilm zugleich, bei dem sich die Wege der drei Protagonisten immer wieder kreuzen, wobei mir wenige Filme einfallen, bei denen das Zusammenspiel verschiedener Charaktere so großartig funktioniert wie hier. Allen voran Clint Eastwood als "Blonder" (The Good) und Eli Wallach als "Tuco" (The Ugly) gemeinsam zu sehen ist ein Genuss. Dabei wechselt die Stimmung zwischen den beiden von tiefer gegenseitiger Verachtung bishin zur fast freundschaftlichen Zusammenarbeit. Van Cleef als Bösewicht (The Bad) hingegen, ist der entsprechende Gegenpol zu den beiden und gibt den recht skrupellosen, ruhigen, aber trotzdem nicht uncharismatischen Kopfgeldjäger "Sentanza", der - genau wie Blonder und Tuco - auf der Suche nach dem Schatz voller Goldmünzen ist.

Doch auch Abseits des Trios ist jede kleine (Neben)Rolle perfekt besetzt. Man trifft skurille wie sympathische Zeitgenossen die sich einprägen. Sei es der betrunkene Hauptmann der Union (Aldo Giuffré) der mit seinem Trupp eine wichtige Brücke vor den Konföderierten bewacht; Pater Pablo Ramirez (Luigi Pistilli), Tucos Bruder, in dessen Kloster die beiden für kurze Zeit unterkommen; Captain Harper (Antonio Molino Rojo), in dessen Gefangenenlager Blonder, Tuco und Sentenza aufeinandertreffen, und so weiter.

Die Inszenierung ist dabei Leone-Typisch stets genial. Aus meiner Sicht war er damals seiner Zeit weit voraus, was übrigens auch für die beiden vorherigen Ableger gilt. Immer wieder überrascht er mit unkonventionellen Einstellungen und dem perfekten Zusammenspiel aus Bild und Ton/Score. Das geht schon bei der spektakulären Vorstellung der drei Protagonisten los und zieht sich durch den ganzen Film. Die bekannten Nahaufnahmen die sich mit Aufnahmen in der Totalen abwechseln, sind legendär. Die Bilder sprechen ihre eigene Sprache. Die Drehorte sind erstklassig gewählt und absolut stimmig: Wunderschöne Landschaften, typische (vermeintliche) US-Städtchen, Schlachtfelder, Häuserruinen, staubige Wüsten, etc. Hier wird einem alles geboten was das (Western)Filmherz begehrt.

Zum Soundtrack von Ennio Morricone muss man nicht mehr viel sagen. Wegweisende und einzigartige Stücke schrauben die Atmosphäre nach oben und untermauern jede Szene, jede Aufnahme. Morricone gehört zu Leone wie der Colt Navy 1851 zum "Blonden". Die Tatsache dass Morricone schon vor Drehbeginn die Stücke komponiert hatte, sorgte dafür, dass Leone hier maßgeschneidert nach Soundtrack drehen konnte. Somit wirkt jede Szene wie aus einem Guss, perfekt gedreht, perfekt gefilmt.

So verwundert es nicht, dass dieses Werk auch nach knapp 53 Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat. Story, Darsteller, Drehorte, Atmosphäre, Filmmusik. Das alles läuft von der ersten Minute an in Perfektion zusammen. Ein zeitloses Stück Filmgeschichte.
 

Sam Spade

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Tolle Filmkritik.....:hoch:
Da stimmt jedes Wort.

Danke, gilt auch für deine und für die vom Erpel :bet:

Habe mir kürzlich das Buch hier gekauft. Die Bewertungen sprechen eine eindeutige Sprache und optisch wirkt es schonmal richtig edel. Sobald ich das durch habe, versuch ich noch ein paar Sachen dazu zu schreiben. Vllt. hat ja noch jemand Interesse.
 

Russel Faraday

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"Es gibt zwei Arten von Menschen: die einen haben einen geladenen Revolver. Die anderen buddeln... buddel!"
Bester Western aller Zeiten. Einer der besten Filme überhaupt. Es gibt nicht genug Superlative, um diesem Film gerecht zu werden. :bet:
 

2moulins

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Habe mir kürzlich das Buch hier gekauft. Die Bewertungen sprechen eine eindeutige Sprache und optisch wirkt es schonmal richtig edel. Sobald ich das durch habe, versuch ich noch ein paar Sachen dazu zu schreiben. Vllt. hat ja noch jemand Interesse.

Sieht sehr interessant aus. Du hast meinen Respekt, wenn Du das gut lesen kannst. Ich habe mich mal mit einem dicken Buch, das es über „Blade Runner“ nur in Englisch gibt, mal übernommen und nach etwa 30 Seiten die Flügel gestreckt.
Auch Deine KK zu diesem tollen Film ist einwandrei. :hoch:
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
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Sieht sehr interessant aus. Du hast meinen Respekt, wenn Du das gut lesen kannst. Ich habe mich mal mit einem dicken Buch, das es über „Blade Runner“ nur in Englisch gibt, mal übernommen und nach etwa 30 Seiten die Flügel gestreckt.
Auch Deine KK zu diesem tollen Film ist einwandrei. :hoch:
Meinst du das hier?
Das hab ich noch in schickem Hardcover. Bin ja echt nicht so der Sekundär-Literatur-Leser, wenn es um Filme geht, aber das ist ein wirklich geiles Teil mit so unglaublich viel Informationen. Hab das vor vielen Jahren mal gelesen, als ich noch nicht so richtig fit in Englisch war und es eigentlich ganz gut aufgenommen. Würde mittlerweile sicher wie Öl runtergehen. O-Ton-schauen bildet halt. :D
 
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