Die 39 Stufen

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Gesamtübersicht aller Kritiken zu Die 39 Stufen:

#02 06.06.2024 deadlyfriend

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Die 39 Stufen (1959):

#05 03.07.2024 deadlyfriend
 
Zuletzt bearbeitet:

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Die 39 Stufen

Richard Hannay wird im Gedränge bei einer Varieté Veranstaltung von einer unbekannten Frau angesprochen, die ihn drum bittet, sie mit in seine Wohnung zu nehmen. Er lässt sich nicht lumpen, da sie interessant zu sein scheint. In seiner Wohnung angekommen, erklärt sie ihm, dass sie verfolgt wird, für die Spionage arbeitet und teilt ihm ein paar Details mit. Er hält dies für einen schlechten Witz, doch noch in der Nacht wird sie ermordet, weshalb er nun von dem Wahrheitsgehalt der Geschichte überzeugt ist. Er möchte sich auf den Weg machen, um hinter das Geheimnis zu kommen und ihren Auftrag fortzuführen, aber er hat ab jetzt zwei Probleme. Er befindet sich ebenfalls im Visier der Killer und obendrein wird er fortan wegen Mordes von der Polizei gesucht.

Mit „Die 39 Stufen“ erreicht auch Hitchcock die nächste Stufe, denn dies ist ein Prototyp für sein weiteres Schaffen. Der zu Unrecht beschuldigte, der auf eigene Faust ermittelt ist hier in seiner Reinform zu sehen. Zusätzlich haben wir einen „MacGuffin“ und eine abenteuerliche Romanze plus humorige Einlagen. Auch die immer wieder verwendete Zugfahrt ist hier zugegen und allein deshalb ist der Film für jeden Hitchcock-Interessierten Pflichtprogramm. Zudem finde ich den Film absolut fantastisch und er zählt für mich zu seinen absoluten Highlights bis zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere. Das, was „BIP“ mit ihren Auftragsarbeiten nur teilweise geglückt ist, schaffte „Gaumont Pictures“ hier im zweiten Versuch. Den absoluten Durchbruch auf dem internationalen Markt! Für mich liegt das darin begründet, das man ihn hier einfach machen lassen hat und zusätzlich, weil er diesen Film auch wollte. Die literarische Vorlage, beindruckte Hitch bereits in seiner Jugend, denn um den Protagonisten John Hannay, gab es eine ganze Reihe. Hitchcock trug auch immer den Gedanken mit sich, eine weitere Verfilmung, um diese Figur zu inszenieren, aber dazu kam es nie. Er schrieb mit seinem Drehbuchautor Charles Bennett, die Geschichte um und erweiterte sie um Humor und Romantik. Die komplette Narrative des Films ist fantastisch und es macht mir immer große Freude ihn zu sehen, da mir auch die komplette Mischung gefällt. Dazu liefert er tolle Ideen mit der Kamera und obendrein einige technische Kabinettstückchen. Auch wenn es natürlich zuvor bereits großartige Arbeiten von ihm gab, ist dies möglicherweise die Geburt des „Hitchcock-Films“.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.929
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
236
Mit „Die 39 Stufen“ erreicht auch Hitchcock die nächste Stufe, denn dies ist ein Prototyp für sein weiteres Schaffen. Der zu Unrecht beschuldigte, der auf eigene Faust ermittelt ist hier in seiner Reinform zu sehen.
Auf jeden Fall. Ein super spannender Anfang als Hannay durch Zufall auf die Spionin Annabell Smith, übrigens auch sehr gut gespielt von Lucie Mannheim, trifft und obwohl erstmal nicht viel passiert eine unheimliche Spannung aufgebaut wird, weil man direkt merkt das diese Frau etwas mysteriöses an sich hat. Was mir besonders in seinen älteren Filmen jetzt auffällt, das Hitchcock zwar immer auch sehr hübsche Frauen in seinen Filmen hatte, sie aber nie nur "hübsches" Beiwerk waren und die eigentliche Story nur von der männlichen Rolle getragen wurde, sondern sie auch sehr häufig zur Handlung beigetragen haben und sie teilweise sogar maßgeblich beeinflusst haben. Ein Aspekt der sicherlich in dieser filmischen Epoche nicht selbstverständlich war. Es gibt viele starke Frauenrollen in seinen Filmen, natürlich auch immer in Hinblick auf die Entstehungszeit zu sehen, aber alleine auch diese Figur der Annabell ist es mir wieder sehr aufgefallen. Im Roman war die Rolle männlich, in Hitchcock´s Fassung eine Frau und es hat hervorragende funktioniert!

Zusätzlich haben wir einen „MacGuffin“ und eine abenteuerliche Romanze plus humorige Einlagen.
Auch hier zeigte Hitchcock wieder, dass er es definitiv meisterlich beherschte die Genres zu mixen und aus jedem das Beste für seinen Film herauszu holen. Natürlich hätte der Film sicherlich auch als ernster Thriller funktioniert, aber alleine die Tatsache wieder Humor mit einzubauen und dazu sogar noch eine Romanze, ohne das diese zuviel Raum des Filmes einnimmt, fand ich sehr gut.

Man spürt auch immer sehr, dass er wirklich eine große Freude daran hatte spitzbübisch die Grenzen auszuloten und Dinge an der Zensur vorbei, oder wie in diesem Fall sogar bewusst zu zeigen das er sich darüber sehr bewusst ist das er sich in "Grauzonen" bewegte. Ich spiele dabei auf die Szene der beiden Vertreter im Zug an die schwärmerisch sich über die neusten Dessous aus der aktuellen Kollektion unterhielten und sie sich auch zeigten. Alleine die Aussage, dass es schöner wäre sie angezogen an Damen zu sehen, erzeugte natürlich ein Bild im inneren Auge des Zuschauers. Aber natürlich, hätte Hitchcock dies gezeigt, wäre das für 1935 definitiv zu viel des Guten gewesen. Aber dennoch hat er mit diesem Dialog und der offenen zur schau Stellung der Dessous definitiv die Phantasie des Zuschauers angeregt. Aber gegen diese Szene konnte die Zensur nichts machen, da man ja keine halbnackten Damen sah, zumindest nicht auf dem Filmmaterial.

Auch die immer wieder verwendete Zugfahrt ist hier zugegen und allein deshalb ist der Film für jeden Hitchcock-Interessierten Pflichtprogramm.
Die komplette Sequenz im Zug hat mir sehr gut gefallen. Wie gewitzt Hannay hier vor der Polizei immer flüchtete und natürlich auch das tolle erste Treffen mit Pamela.Auch hier wieder eine starke Frauenrolle. Anstatt sie seinem Charme erliegt und ihn gegenüber der Polizei deckt, verrät sie ihn weil sie sich natürlich von seinem Kuss und dem plumpen Überfall total überrumpelt und natürlich auch angewiedert fühlte. Das änderte sich dann ja noch im Laufe des Films, aber auch hier wieder ein toller RomCom Moment wo der/die männliche und weibliche Hauptperson aufeinandertreffen und es nicht sofort Liebe auf den ersten Blick war.


Das, was „BIP“ mit ihren Auftragsarbeiten nur teilweise geglückt ist, schaffte „Gaumont Pictures“ hier im zweiten Versuch. Den absoluten Durchbruch auf dem internationalen Markt!

Für mich liegt das darin begründet, das man ihn hier einfach machen lassen hat und zusätzlich, weil er diesen Film auch wollte. Die literarische Vorlage, beindruckte Hitch bereits in seiner Jugend, denn um den Protagonisten John Hannay, gab es eine ganze Reihe. Hitchcock trug auch immer den Gedanken mit sich, eine weitere Verfilmung, um diese Figur zu inszenieren, aber dazu kam es nie. Er schrieb mit seinem Drehbuchautor Charles Bennett, die Geschichte um und erweiterte sie um Humor und Romantik.
Das sehe ich auch so und dies spürte man ja auch bereits bei Der Mann, der zuviel wusste das Hitchcock hier sich viel mehr austoben konnte und sich nicht mit einer handvoll Ideen begnügen musste die er irgendwie versuchte in den Film einzubauen, aber im Grunde der Film eine andere Sprache sprechen sollte. Der Wechsel zu Gaumant Pictures war also wirlklich für Hitchcock ein absoluter Glücksgriff, da er hier genau die Filme machen durfte die er auch wirklich machen wollte und nicht immer in seinem kreativen Schaffen durch irgendwelche Auftragsarbeiten unterbrochen wurde.

Die komplette Narrative des Films ist fantastisch und es macht mir immer große Freude ihn zu sehen, da mir auch die komplette Mischung gefällt. Dazu liefert er tolle Ideen mit der Kamera und obendrein einige technische Kabinettstückchen. Auch wenn es natürlich zuvor bereits großartige Arbeiten von ihm gab, ist dies möglicherweise die Geburt des „Hitchcock-Films“.
Mir hat der Film auch sehr gut gefallen. Natürlich hat er mich unweigerlich an Der unsichtbare Dritte erinnert, den ich wirklich über alles Liebe! man spürt aber einfach schon das vieles, was er später noch verfeinert hat, bereits in Die 39 Stufen erfolgreich umgesetzt wurde!

Was die Geburt des Hitchcock Films angeht so bin ich da nur bedingt bei Dir, da er für mich dies bereits mit The Lodger und Blackmail definitiv geschaft hatte. Zwei wahnsinnig starke Filme! Aber natürlich gehören auch Die 39 Stufen zum absoluten Pflichtprogramm. Mir hat er damals bei meiner Erstsichtung schon gefallen aber ich spüre einfach, jetzt wo ich mich mitten drin in einer Sichtung aus dieser Epoche seiner Schaffenszeit befinde, wie viel intensiver ich diesen Film erlebt habe. Der ist bei meiner jetztigen Sichtung definitiv gewachsen!

In meinen Büchern wird auch ausführlich beschrieben das Hitchcock bei dem Film mehr wert darauf gelegt hat ihn
"am laufen" zu halten und sich der Tatsache bewusst war, das es eigentlich keine große Story gab und anstatt mehr über die mysteriösen Hintergründe der Organisation zu erfahren, man als Zuschaue nur sieht wie Hannay von Location zu Location auf der Flucht vor den Behörden und der Geheimorganisation sich befindet. Aber genau das macht den Reiz dieses Filmes aus und lässt ihn auch sehr groß und abenteuerlich wirken. Auch hier musste ich an viele unzählige modernere Filme denken die nach genau diesem Muster aufgebaut sind.

Übrigens würde ich gerne, neben Annabell und Pamela eine dritte starke Frauenrolle in dem Film erwähnen und zwar Margaret Crofter, auch wunderbar gespielt von Peggy Ashcroft. Natürlich verkörpert sie nicht die Powerfrau schlechtin, aber ich fand es dennoch sehr beeindruckend das Hitchcock ihren Charakter so anlegte, das sie Hannay geholfen hat, in dem Wissen das es ihrem Mann missfallen wird. Genrell eine sehr starke Sequenz. In meinem Hitchcock Buch wird diese Sequenz auch sehr gelobt, was ich so auch unterschreiben kann. Es wird davon gesprochen das es eine sehr starke Szene ist, die auch als Stummfilm sehr gut funktioniert hätte. Dem kann ich auch nur zustimmen. Ich lese die Kapitel immer erst nachdem ich den Film gesehen habe, da ich mich natürlich nicht spoilern will. Tatsächlich kam mir bei meiner Sichtung ein ähnlicher Gedanke, weil sie sehr gut ohne Worte funktioniert. Der Zuschauer weiß warum es geht, das sie ihn auf Grund des Zeitungsartikels erkannt hat und sie über etwas ganz anderes reden als das, was der eifersüchtige Ehemann von draußen durch das Fenster meint zu sehen. Wenn man das nicht wüsste, sieht es natürlich auch wie eine Annäherung aus in der Beide kurz davor sind sich zu küssen.

Bei der letzten Frau - Pamela - gespielt von der wundervollen Madeleine Carroll funkt es dann gewaltig zwischen ihr und Hannay, obwohl die Lovestory nicht im Mittelpunkt steht. Dennoch spürt man die Chemie zwischen den Beiden. Was mir aber auch aufgefallen ist, dass ich noch nicht mal sagen kann das ich sie hier als weiblichen Konterpart unbedingt meilenweit vorne gesehen habe. Keine Frage ihre Rolle und Darbietung war super, aber ich glaube es wäre auch gut geworden wenn Hannay und Annabell oder Hannay und Margret den Film über auf der Suche nach der Wahrheit gewesen wären. Natürlich hätte es dann ein paar Drehbuch Änderungen geben müssen, aber denkbar wäre es für mich gewesen. Was natürlich zum einen für die gute Inszenierung spricht, aber auch das tolle Spiel der
Darsteller*Innen spricht, aber auch für die Qualität von Robert Donat der mir auch ausgesprochen gut gefallen hat.

Ich fand auch die Idee mit Mr. Memory sehr gut. Nicht nur weil es ein Element war welches Hitchcock aus einem so ähnlich erlebten privaten Erlebnis mit eingebaut hat, sondern weil es auch ein toller Kniff war wie er zum Schluss hin recht schnell und dennoch erklärend aufdecken konnte was Die 39 Stufen sind und was sie genau so gefährlich für England gemacht hätten, wären diese geheimen Informationen außer Landes gegangen. Natürlich hatte man den ganzen Film über die Hoffnung das man hier noch mehr über diese Organisation erfährt, aber das hätte zum einen den Rahmen gesprengt und vielleicht sogar etwas von dieser tollen Dynamik, die Hitchcock mit der sehr episodenreichen Darstellung der Geschichte erzeugt hat. Übrigens hatte ich auch hier genau dieselbe Einschätzung, die dann später beim Lesen der Bücher bestätigt wurde, das Hitchcock bewusst gewisse Dinge der Dynamik wegen nicht zeigte sondern dem Zuschauer überlassen hat sich dieses vorzustellen.

Mir hat der Film also auch sehr gut gefallen, wobei ich Der Mann, der zuviel wusste, minimal stärker fand.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Es gibt viele starke Frauenrollen in seinen Filmen, natürlich auch immer in Hinblick auf die Entstehungszeit zu sehen, aber alleine auch diese Figur der Annabell ist es mir wieder sehr aufgefallen. Im Roman war die Rolle männlich, in Hitchcock´s Fassung eine Frau und es hat hervorragende funktioniert!
Das ist mir auch wiederkehrend aufgefallen, dass er in vielen seiner frühen Filmen bereits interessante und starke Frauenrollen eingebracht hat.
Auch hier zeigte Hitchcock wieder, dass er es definitiv meisterlich beherschte die Genres zu mixen und aus jedem das Beste für seinen Film herauszu holen. Natürlich hätte der Film sicherlich auch als ernster Thriller funktioniert, aber alleine die Tatsache wieder Humor mit einzubauen und dazu sogar noch eine Romanze, ohne das diese zuviel Raum des Filmes einnimmt, fand ich sehr gut.
Die Mischung war hier für mich perfekt dosiert.
Man spürt auch immer sehr, dass er wirklich eine große Freude daran hatte spitzbübisch die Grenzen auszuloten und Dinge an der Zensur vorbei, oder wie in diesem Fall sogar bewusst zu zeigen das er sich darüber sehr bewusst ist das er sich in "Grauzonen" bewegte. Ich spiele dabei auf die Szene der beiden Vertreter im Zug an die schwärmerisch sich über die neusten Dessous aus der aktuellen Kollektion unterhielten und sie sich auch zeigten. Alleine die Aussage, dass es schöner wäre sie angezogen an Damen zu sehen, erzeugte natürlich ein Bild im inneren Auge des Zuschauers. Aber natürlich, hätte Hitchcock dies gezeigt, wäre das für 1935 definitiv zu viel des Guten gewesen. Aber dennoch hat er mit diesem Dialog und der offenen zur schau Stellung der Dessous definitiv die Phantasie des Zuschauers angeregt. Aber gegen diese Szene konnte die Zensur nichts machen, da man ja keine halbnackten Damen sah, zumindest nicht auf dem Filmmaterial.
Solche Szenen hat er tatsächlich wiederkehrend eingebracht. Wie du richtig schreibst, wohl auch oftmals um zu sehen wie weit er gehen kann und wenn er die Grenze erreicht hat, setzte er eine unantastbare Metapher ein. (Zug, bei "Im Schatten des Zweifels")

Die komplette Sequenz im Zug hat mir sehr gut gefallen. Wie gewitzt Hannay hier vor der Polizei immer flüchtete und natürlich auch das tolle erste Treffen mit Pamela.Auch hier wieder eine starke Frauenrolle. Anstatt sie seinem Charme erliegt und ihn gegenüber der Polizei deckt, verrät sie ihn weil sie sich natürlich von seinem Kuss und dem plumpen Überfall total überrumpelt und natürlich auch angewiedert fühlte. Das änderte sich dann ja noch im Laufe des Films, aber auch hier wieder ein toller RomCom Moment wo der/die männliche und weibliche Hauptperson aufeinandertreffen und es nicht sofort Liebe auf den ersten Blick war.
Wenn man es vorher nicht wusste, ist der Werdegang zwischen den Beiden nach der ersten Begegnung völlig überraschend und wundervoll erzählt.
Das sehe ich auch so und dies spürte man ja auch bereits bei Der Mann, der zuviel wusste das Hitchcock hier sich viel mehr austoben konnte und sich nicht mit einer handvoll Ideen begnügen musste die er irgendwie versuchte in den Film einzubauen, aber im Grunde der Film eine andere Sprache sprechen sollte. Der Wechsel zu Gaumant Pictures war also wirlklich für Hitchcock ein absoluter Glücksgriff, da er hier genau die Filme machen durfte die er auch wirklich machen wollte und nicht immer in seinem kreativen Schaffen durch irgendwelche Auftragsarbeiten unterbrochen wurde.
Ich denke auch, das dieser Wechsel dann auch das Sprungbrett nach Hollywood war, weil seine Thriller eben auch dort gefeiert wurden. So ein Genie, darf man auch nicht aufhalten.
Mir hat der Film auch sehr gut gefallen. Natürlich hat er mich unweigerlich an Der unsichtbare Dritte erinnert, den ich wirklich über alles Liebe! man spürt aber einfach schon das vieles, was er später noch verfeinert hat, bereits in Die 39 Stufen erfolgreich umgesetzt wurde!
Der kommt einem vom Tempo her, in jedem Fall in den Sinn, weshalb ich.......
Was die Geburt des Hitchcock Films angeht so bin ich da nur bedingt bei Dir, da er für mich dies bereits mit The Lodger und Blackmail definitiv geschaft hatte.
....ich ihn auch so bezeichne. Die sehr starken Vorgänger hatten für mich die Inhalte, die der normale Zuschauer mit "Hitchcockfilm" meint, zwar auch schon parat, aber hier sind eben alle Zutaten erstmalig perfektioniert worden.
Zwei wahnsinnig starke Filme! Aber natürlich gehören auch Die 39 Stufen zum absoluten Pflichtprogramm. Mir hat er damals bei meiner Erstsichtung schon gefallen aber ich spüre einfach, jetzt wo ich mich mitten drin in einer Sichtung aus dieser Epoche seiner Schaffenszeit befinde, wie viel intensiver ich diesen Film erlebt habe. Der ist bei meiner jetztigen Sichtung definitiv gewachsen!
Geht mir tatsächlich genauso. Ich fand "Die 39 Stufen" schon immer toll, allerdings steigt die Gunst immer weiter. Ich habe mich bei der aktuellen Sichtung einfach sauwohl gefühlt und habe jede Minute gefeiert.
In meinen Büchern wird auch ausführlich beschrieben das Hitchcock bei dem Film mehr wert darauf gelegt hat ihn
"am laufen" zu halten und sich der Tatsache bewusst war, das es eigentlich keine große Story gab und anstatt mehr über die mysteriösen Hintergründe der Organisation zu erfahren, man als Zuschaue nur sieht wie Hannay von Location zu Location auf der Flucht vor den Behörden und der Geheimorganisation sich befindet. Aber genau das macht den Reiz dieses Filmes aus und lässt ihn auch sehr groß und abenteuerlich wirken. Auch hier musste ich an viele unzählige modernere Filme denken die nach genau diesem Muster aufgebaut sind.
Ganz genau. Der Film wirkt auf mich irgendwie als Blaupause. So als wenn ihn viele gesehen hätten und nach ihm ihre Muster angelegt haben. Der große Trumpf ist für mich tatsächlich die Erzählweise und gar nicht so sehr die Geschichte. Der Film ist einfach durch seinen "Abenteuer-Gedanken" so hochgradig spaßig. Super, das du ebenfalls die Bewertung "abenteuerlich" mit eingebracht hast. Genauso wirkt der Film.
Übrigens würde ich gerne, neben Annabell und Pamela eine dritte starke Frauenrolle in dem Film erwähnen und zwar Margaret Crofter, auch wunderbar gespielt von Peggy Ashcroft. Natürlich verkörpert sie nicht die Powerfrau schlechtin, aber ich fand es dennoch sehr beeindruckend das Hitchcock ihren Charakter so anlegte, das sie Hannay geholfen hat, in dem Wissen das es ihrem Mann missfallen wird. Genrell eine sehr starke Sequenz. In meinem Hitchcock Buch wird diese Sequenz auch sehr gelobt, was ich so auch unterschreiben kann. Es wird davon gesprochen das es eine sehr starke Szene ist, die auch als Stummfilm sehr gut funktioniert hätte. Dem kann ich auch nur zustimmen. Ich lese die Kapitel immer erst nachdem ich den Film gesehen habe, da ich mich natürlich nicht spoilern will. Tatsächlich kam mir bei meiner Sichtung ein ähnlicher Gedanke, weil sie sehr gut ohne Worte funktioniert. Der Zuschauer weiß warum es geht, das sie ihn auf Grund des Zeitungsartikels erkannt hat und sie über etwas ganz anderes reden als das, was der eifersüchtige Ehemann von draußen durch das Fenster meint zu sehen. Wenn man das nicht wüsste, sieht es natürlich auch wie eine Annäherung aus in der Beide kurz davor sind sich zu küssen.
Ja, die Sequenz ist wirklich beeindruckend. Inhaltlich würde man sich wahrscheinlich in ein paar Jahren an diese Szene gar nicht mehr genau erinnern. Die ist aber so stark, das sie einem im Gedächtnis bleibt. Zumindest erging es mir so, das ich mich nach all der Zeit an einige Szenen erinnern konnte und die war definitiv dabei.
Bei der letzten Frau - Pamela - gespielt von der wundervollen Madeleine Carroll funkt es dann gewaltig zwischen ihr und Hannay, obwohl die Lovestory nicht im Mittelpunkt steht. Dennoch spürt man die Chemie zwischen den Beiden.
Das fand ich ebenfalls und das ist für mich ein Grund, warum ich den Film etwas vor den anderen sehe. Hier stimmte die Chemie perfekt!
Was mir aber auch aufgefallen ist, dass ich noch nicht mal sagen kann das ich sie hier als weiblichen Konterpart unbedingt meilenweit vorne gesehen habe. Keine Frage ihre Rolle und Darbietung war super, aber ich glaube es wäre auch gut geworden wenn Hannay und Annabell oder Hannay und Margret den Film über auf der Suche nach der Wahrheit gewesen wären. Natürlich hätte es dann ein paar Drehbuch Änderungen geben müssen, aber denkbar wäre es für mich gewesen. Was natürlich zum einen für die gute Inszenierung spricht, aber auch das tolle Spiel der
Darsteller*Innen spricht, aber auch für die Qualität von Robert Donat der mir auch ausgesprochen gut gefallen hat.
Leider konnte er danach nicht für ihn arbeiten, da er die Rolle einfach toll ausgelegt hat. Bei den Damen gebe ich dir ebenfalls Recht. Die waren alle sehr gut gewählt.
Ich fand auch die Idee mit Mr. Memory sehr gut. Nicht nur weil es ein Element war welches Hitchcock aus einem so ähnlich erlebten privaten Erlebnis mit eingebaut hat, sondern weil es auch ein toller Kniff war wie er zum Schluss hin recht schnell und dennoch erklärend aufdecken konnte was Die 39 Stufen sind und was sie genau so gefährlich für England gemacht hätten, wären diese geheimen Informationen außer Landes gegangen. Natürlich hatte man den ganzen Film über die Hoffnung das man hier noch mehr über diese Organisation erfährt, aber das hätte zum einen den Rahmen gesprengt und vielleicht sogar etwas von dieser tollen Dynamik, die Hitchcock mit der sehr episodenreichen Darstellung der Geschichte erzeugt hat. Übrigens hatte ich auch hier genau dieselbe Einschätzung, die dann später beim Lesen der Bücher bestätigt wurde, das Hitchcock bewusst gewisse Dinge der Dynamik wegen nicht zeigte sondern dem Zuschauer überlassen hat sich dieses vorzustellen.
Sehe ich nochmal genauso. Mehr Hintergründe hätten dem tollen Tempo nur geschadet und die Essenz verwässert. Für mich war er nahezu perfekt ausgearbeitet.
Mir hat der Film also auch sehr gut gefallen, wobei ich Der Mann, der zuviel wusste, minimal stärker fand.
Hier ist bei mir dann der Tausch angesagt. :D
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Die 39 Stufen (1959)

Im Jahre 1959 machte sich Regisseur Ralph Thomas erneut an den Stoff um Richard Hannay, allerdings blieb er nicht am Roman, sondern orientierte sich klar an dem Film von Alfred Hitchcock. Weitestgehend liefert er eine 1:1 Adaption ab, weshalb er für die Leute, die das Original gut kennen, natürlich unspektakulär verbleibt. Dennoch besitzt er auch ein paar eigenständige Änderungen, die sich aber eher auf dem Weg und nicht im Ziel befinden. Diese sind für mich aber nicht immer gelungen. Der Austausch des Charakters von Margaret Crofter in eine mäßig begabte Hellseherin beispielsweise, sollte wohl den Humor ausbauen, hat aber inhaltlich keinerlei Wucht. Auch das Hannay sein ungewollter Auftritt bei einer politischen Diskussion, in einen Vortrag in einer Mädchenschule umgewandelt wurde, mag eher humoristische Gründe gehabt haben, aber hier verpufft dadurch die Spannung des Moments. Gefallen hat mir allerdings Taina Elg, die in den RomCom Momenten eine tolle Vorstellung abgibt. Dennoch ist in der Gesamtwertung klar, dass wenn man den Hitchcock Film hat, diese Variante nicht zwingend benötigt.
 
Oben