Das Appartement

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.317
Ort
Duckburg
Filmkritiken
113
Das Appartement

C.C.Baxter (Jack Lemmon) ist nur ein kleines Zahnrad in der Maschinerie einer großen Vericherungsgesellschaft inmitten von New York. Doch einen Trumpf spielt er aus, um auf der Karriereleiter hochzufallen. Er hat ein kleines Appartement ganz in der Nähe, das er an Vorgesetzte ausleiht, damit diese ihre außerehelichen Kontakte pflegen können. Das geht solange gut, bis der Personalchef ausgerechnet mit der süßen Fran (wunderbar: Shirley MacLaine) - Baxters heimlicher Schwarm - sein Appartement in Beschlag nimmt....

Jack Lemmon spielt den unscheinbaren C.C. Baxter mit viel Herz. C.C. ist beileibe nicht der berechnende Opportunist, sondern eher ein liebenswerter Naivling, der nicht "Nein" sagen kann und vor seinen Vorgesetzten in jeder Situation kuscht .Das passt ihm mitunter nicht - wenn er deswegen so manche Nacht auf einer Parkbank verbringen muss - doch die Vorteile aus dieser Konstellation nimmt er gerne mit, denn das schlechte Gewissen beruhigen seine Vorgesetzten, indem sie ihn beim Personalchef in den höchsten Tönen loben. Dieser jedoch entpuppt sich als schlimmster von allen, da er seinen Liebeleien mehr als nur eine Nacht verspricht aber diese Versprechungen niemals einhalten will.

Das diese Verlogenheit und moralische Dekadenz ausgerechnet von Menschen in einer Versicherungsgesellschaft ausgelebt wird, ist neben dem Opportunismus nur eine weitere von vielen kritischen Untertönen, die Billy Wilder in seiner wunderbaren Dramödie unterbringt. So ganz nebenbei wird auch die Rolle der Frau als Sexsklavin und ausnutzbares Wesen ohne eigenen Willen angeprangert, ebenso die doppelte Moral der Nachbarn, die von C.C. denken, er wäre ein Schürzenjäger, der in diesem ehrenwerten Haus nichts zu Suchen hat.

Bei aller Kritik führt Wilder die Menschen aber nicht vor, sondern entlarvt mit leichter Hand und feinem Humor diese menschlichen Schwächen, so dass man mitunter herzlich lachen kann und trotzdem das Gefühl nicht los wird, einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Genial!!

10/10
 
Zuletzt bearbeitet:

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.457
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Das Appartement

Deine Worte sind perfekt gewählt :hoch: Ich habe ihn gerade gesehen und finde ihn einfach wunderbar. Jack Lemmon und Shirley MacLaine sind eine absolute Traumbesetzung. Da passt alles. Jeder Gag sitzt, aber das eigentlich Geniale ist diese Mischung aus Komödie und Drama. Die Leichtigkeit des Films hat einen unglaublich ernsten Untergrund. Phänomenal wie Billy Wilder dies geschafft hat. Der feine Humor in der Selbstmordszene, bei der man zwischen Tragik und Spaß hin und her gerissen ist, ist ein perfektes Beispiel. Da sind wieder sehr viele lustige Szenen, aber wenn man über den Tellerrand schaut, merkt man wieviel Kritik im Werk enthalten ist. Fantastisch!
 

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.317
Ort
Duckburg
Filmkritiken
113
AW: Das Appartement

Deine Worte sind perfekt gewählt :hoch:
Na, das lese ich doch gerne :kiss:
Da sind wieder sehr viele lustige Szenen, aber wenn man über den Tellerrand schaut, merkt man wieviel Kritik im Werk enthalten ist. Fantastisch!
Gerade das ist die Faszination, die Wilder für mich ausmacht. Man kann herzhaft lachen und gleichzeitig etwas fürs Leben mitnehmen. Aber das beste ist, das man sich dessen beim Schauen gar nichtso bewusst wird. Das Aha-Erlebnis kommt erst nachher und so wirkt der Film unheimlich lange nach. Es ist bei mir ja auch schon wieder über ein halbes Jahr, das ich Das Appartement gesehen habe und doch hatte ich deine angesprochenen Szenen sofort wieder im Kopf.
 

Eclipsed

Filmgott
Registriert
2 Sep. 2008
Beiträge
7.009
Ort
Kölle am Rhing
Filmkritiken
7
AW: Das Appartement

Besonders faszinierend ist die allegorische Kritik auf das Arbeitssystem und den Kapitalismus, welche heute evt. sogar noch passender ist als 1960. Ich meine, was macht C.C. Baxter am Ende anderes als zu sagen: "Ich verkaufe keine Fonds mehr, die eh nur eine Blase sind."?
Insgesamt war Wilder hier mal wieder seiner Zeit voraus. Man denke nur daran, dass er diese (Tragik-)Komödie in Cinemascope inszenierte. Und auch wenn ich bisher keine Belege gefunden habe, so glaube ich, dass (zumindest) Shirley MacLaine nach "der Methode" spielte, da ihre Darstellung (man beachte vor allem die erste Szene mit Sheldrake im Chinarestaurant) so viel natürlicher ist, als bei vielen Akteurinnen zu dieser Zeit.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.027
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
AW: Das Appartement

Ich habe ihn ja kürzlich auch gesehehen und kann mich der perfekten Kritik von der wilden 13 nur anschließen. Ein phantastischer Film. Kurz nach der Sichtung gab es von mir eine 7.5/10, aber mitlerweile, eben weil der Film mir auch noch Tagelang im Filmhirn rumgeisterte, tendiere ich schon dazu eine 8.5-9/10 zu vergeben.

Wie hier schon erwähnt ist die Mischung aus Komödie und Drama wirklich genial. Zum einen konnte man Tränen lachen. Die Szene in der Baxter all seine "Kunden" terminieren musste nur weil er sein Appartment mal einen Abend selber benötigt, eben weil er Krank ist, einfach herrlich. Und dann hat er alle unter einem Hut und dann kommt der große Boss der Versicherung und macht ihm noch einen Strich durch seine Pläne :lol:Oder der Arzt als Nachbar war auch sehr amüsant!

Wie bereits im Zuletzt gesehen Thread erwähnt harmonieren Jack Lemmon und Shirley MacLaine wirklich perfekt. Vor diesem Film dachte ich immer das Jack Lemmon und Walter Matthau das perfekte Leinwandpar sind, aber durch Das Appartement und Irma La Deuce revidiere ich meine Meinung, Shriley passte besser zu Jack ;). Aber ernsthaft man merkt einfach wie die Chemie zwischen beiden gepasst hat!

Auch die angesprochene Kritik von Eclipsed am Wirtschaftssystem bzw. an der Arbeitswelt darf man nicht vergessen! Sowas in eine Komödie zu packen und das zu dieser Zeit, das war schon sehr revolutionär. Natürlich auch die angesprochenen Punkte von deadly, also der Selbstmord und die Ausbeutung der Frau bzw. die Reduzierung als Sexobjekt waren 1960 bestimmt nicht der übliche Stoff für eine "seichte" Komödie!

Also wirklcih ein fabelhafter Film den man mindestens einmal gesehen haben sollte. Ich denke da wird auch bei mir nochmal eine Zweitsichtung folgen. Aber erstmal folgen noch ein paar andere Filme von Wilder als Erstsichtung :o. Wirklich ein bemerkenswerter Regisseur.
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Das Appartement

Wirklich eine sehr schöne Komödie, in der es für die Zeit recht bissig zur Sache geht. Für heutige Verhältnisse ist das dramatische Element vielleicht etwas unterrepräsentatiert - so locker-flockig würde wohl keiner mehr über einen Selbstmordversuch hinweggehen. Jedenfalls nicht in einer ordentlichen Dramödie. :D

Jack Lemmons hypernervöse Zappeligkeit hat mich zeitweise etwas genervt. Er hat manchmal etwas übertrieben, z. B. beim Nudelkochen. Aber so war er halt, da kann man nix machen. :D

Ich komme auf 8,5/10 Punkte.
 

2moulins

Filmgott
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
7.345
Ort
Saarland
Filmkritiken
14
Ich weiß nicht, wann ich diesen Film zum ersten Mal gesehen habe. Ich denke, das kann nur im Jugendalter im TV gewesen sein - jedenfalls zu einem Zeitpunkt, zu dem ich nicht alle "Hintergedanken" des Regisseurs und die angeprangerten Themen erkannte. Deshalb ist das so ein Beispiel, dass ein Film nochmal eine ganz neue Wirkung entfaltet und regelrecht neu entdeckt werden kann, wenn man ihn im Erwachsenen- oder gereiften Alter nochmal sieht.

Die neuerliche Sichtung hat mir sehr gut gefallen. Hier im Thread sind die wesentlichen Merkmale, die den Film und die Darsteller lobend herausstellen, bereits beschrieben. Die wilde 13 hat in der KK schon alles auf den Punkt gebracht. :hoch:

9/10
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
24.027
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
237
Ich weiß nicht, wann ich diesen Film zum ersten Mal gesehen habe. Ich denke, das kann nur im Jugendalter im TV gewesen sein - jedenfalls zu einem Zeitpunkt, zu dem ich nicht alle "Hintergedanken" des Regisseurs und die angeprangerten Themen erkannte. Deshalb ist das so ein Beispiel, dass ein Film nochmal eine ganz neue Wirkung entfaltet und regelrecht neu entdeckt werden kann, wenn man ihn im Erwachsenen- oder gereiften Alter nochmal sieht.
Absolut! Ich habe ihn ja erst mit 32 das erste Mal gesehen. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen das als Kind/Jugendlicher der Film ganz anders wirkt, es aber dennoch seinen Reitz hat den Film auch schon aus dieser Zeit zu kennen um ihn dann später als Erwachsener dann für sich wieder zu entdecken!

Die neuerliche Sichtung hat mir sehr gut gefallen. Hier im Thread sind die wesentlichen Merkmale, die den Film und die Darsteller lobend herausstellen, bereits beschrieben. Die wilde 13 hat in der KK schon alles auf den Punkt gebracht. :hoch:

9/10
Hattest Du Ihn Dir eigentlich im 4K Mediabook besorgt. Eigentlich müsste ich hier auf jeden Fall updaten da ich ihn bisher leider nur auf DVD habe. Keine Ahnung warum ich es noch nicht gemacht habe.
 

2moulins

Filmgott
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
7.345
Ort
Saarland
Filmkritiken
14
Hattest Du Ihn Dir eigentlich im 4K Mediabook besorgt. Eigentlich müsste ich hier auf jeden Fall updaten da ich ihn bisher leider nur auf DVD habe. Keine Ahnung warum ich es noch nicht gemacht habe.
Ja, ich habe das Mediabook von Capelight mit der 4K UHD - zum Nulltarif mit Bonuspunkten „gekauft“. Und das Bild ist sehr gut.
 
Oben